PROTESTAKTION DER GASTRONOMIE: LEERE STÜHLE!

Aktion "Stühle raus" auf dem Untermarkt (Foto: RuhrkanalNEWS)

Perspektive macht noch keinen Umsatz

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Hattingen- Die bundesweite Aktion der Gastronomie „Leere Stühle“ hat auch die Hansestadt Hattingen erreicht. Auf dem Untermarkt sorgten die leeren Plätze für Aufsehen. Zwar dürfen die gastronomischen Betriebe ab Montag, 11. Mai, wieder öffnen. Doch strenge Sicherheits- und Hygieneauflagen werden dafür sorgen, dass viele Plätze nach wie vor leer bleiben müssen. Außerdem dürften einige Betriebe nicht in der Lage sein, die Auflagen in nur wenigen verbleibenden Stunden bis zur erlaubten Öffnung am Montan umzusetzen. 

„Wenn die Betriebe am Ende des Monats mit einer schwarzen Null stehen, dann haben sie Glück gehabt“, sagt Lars Martin, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Westfalen e.V. und Hattinger Bürger. „Wir rechnen für unsere Betriebe mit einem Umsatz, der zwischen zwanzig und vierzig Prozent liegen wird. Die Einhaltung der Abstandsflächen kostet eben Kapazitäten. Hinzu kommen höhere Kosten für die zu erfüllenden Auflagen. Mindestens jeder zweite Tisch wird frei bleiben. Wenn wir noch die Sicherheitsabstände zwischen den Laufwegen und den Tischen einrechnen, vermutlich noch mehr. Das wird ein Gastronomieerlebnis, welches wir so noch nicht kennen.“

Dazu gehört auch, dass die Bedienung wohl Mund und Nase bedeckt halten muss. Für eine Branche, die mehr ist als Nahrungsaufnahme, eine schwierige Optik. Schließlich ist das Essen gehen auch ein kommunikativer und sozialer Akt, ein Vergnügen und eine entspannte Freizeitbeschäftigung. „Aber wir den Eindruck gewonnen, dass die Menschen sich darauf freuen, wieder Essen gehen zu können. Der Lieferservice nach Hause ist sicherlich schön, aber ein Restaurant zu besuchen, eben auch. Ich glaube fest, dass die Gäste wiederkommen werden.“

Was mindestens ebenso wichtig ist wie der Gast, ist das Absenken der Kosten – wo immer dies möglich ist. „Deshalb fordern wir uns einen staatlichen Rettungsschirm, um die Umsatzausfälle wenigstens teilweise zu kompensieren. Acht Wochen ohne Einnahmen ziehen selbst dem gesündesten Betrieb den Boden unter den Füßen weg. Wir brauchen auch in Hattingen den Wegfall der Sondernutzungsgebühren für die Außengastronomie. In Bochum ist dies von der Politik schon beschlossen worden und in Hattingen gab es das Thema auch in der Ratssitzung. Hier will man jetzt wohlwollend prüfen und wir hoffen auf ein positives Votum.“ Bürgermeister Dirk Glaser ließ es sich nicht nehmen, bei der Aktion „Leere Stühle“ ebenfalls vor Ort zu sein und sich die Sorgen anzuhören. Ein Versprechen auf Verzicht der Sondernutzungsgebühren konnte das Stadtoberhaupt vor Ort aber natürlich noch nicht geben. „Wichtig ist uns auch, aufgrund der größeren Abstände eine Ausweitung der gastronomischen Nutzungsflächen zu erlauben. Selbstverständlich unter Beibehaltung von Fluchtwegen. Aber wir hoffen hier einfach auf unbürokratische Möglichkeiten, damit die Gastronomie versuchen kann, den Verlust zu mindern.“ Dabei haben viele gastronomische Betriebe bereits signalisiert, sehr behutsam vorgehen zu wollen. „Wir haben durch Umfragen unserer Mitglieder die Rückmeldung bekommen, dass man mit wenigen Gästen starten will. Immerhin ist das auch eine völlig neue Situation für unsere Mitglieder. Zumal wir alle noch nicht einschätzen können, ob die Gäste wirklich kommen oder nicht und – selbstverständlich – wie die Lockerung sich auf die Infektionszahlen auswirken wird.“

Was niemand will, ist ein Zurückfahren der Lockerung. Zumal: Man kann nicht einfach mehrmals in Wellen die Wirtschaft (im Sinne des Wortes!) rauf und runter fahren. „Wir haben eine Perspektive für die Öffnung der Gastronomie und Hotellerie bekommen“, sagt Heinz Bruns, Präsidiumsmitglied und Kreisvorsitzender des DEHOGA Westfalen im Ennepe-Ruhr-Kreis. Mehr allerdings sei das nicht, sagt der gelernte Koch, der seit zwanzig Jahren das „Haus Kemnade“ führt. Die wirtschaftlichen Einbußen seien unter der gegebenen Perspektive nach wie vor riesig. Und für Bars, Kneipen, Discotheken und Clubs gäbe es nach wie vor keine Öffnungsperspektive und damit keinen Umsatz. 

In jedem Fall rät Lars Martin den Betrieben zu Kooperation mit den Ordnungsbehörden. „Das ein oder andere muss man in der Praxis wirklich auch ausprobieren. Und ich kann nur raten und appellieren, dass alle gemeinsam versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Dazu gehört unbedingt auch ein enger und kooperativer Umgang mit den verantwortlichen Behörden.“

Fotostrecke: RuhrkanalNEWS

[PVGM id=79534]