Die Hanse: Eine starke Idee der Gemeinsamkeit
Am 15. und 16. August richtet Hattingen den 37. Westfälischen Hansetag aus. Gemeinsam mit Stadtarchivar Thomas Weiß und Lars Friedrich vom Heimatverein Hattingen blicken wir in diesem Jahr auf die Idee der historischen Hanse zurück. Gesichert ist durch eine Urkunde, dass Hattingen im August 1470 den zollfreien Handel mit der hansischen Prinzipalstadt Unna betrieb. Auch mit Hamm gab es ähnlich frühe Handelsbeziehungen. Als der englische König Mitte des 16. Jahrhunderts von der Hanse eine Auflistung der zugehörigen Städte verlangte, erklärten Hamm und Unna im Februar 1554, dass die ihnen untergeordnete Stadt Hattingen ebenfalls zur Hanse gehöre.
Aufgaben der Hanse
„Die Hanse hatte die Aufgabe, ihren Mitgliedern zu helfen, die an anderen Orten Handel treiben wollten. Während sich die Kaufleute mit der Frage beschäftigten, wo sie Menschen finden konnten, die ihren ihre Waren abkauften, sorgte die Hanse für die notwendige Logistik“, erklärt Stadtarchivar Thomas Weiß.
Kaufleute aus Hattingen und Blankenstein sind ab dem 15. Jahrhundert nachweislich unter anderem in Lübeck, Danzig, Reval, Riga, Stockholm, Prag und Antwerpen zu finden. In Hattingen werden der Handel und das Verkaufen im 17. Jahrhundert durch einen ehrenamtlichen Hansegrafen kontrolliert. Er überwacht Maße und Gewichte, achtet auf die Qualität der Krämerwaren und hat Richterfunktionen bei Handelsstreitigkeiten. Die letzte bekannte Nachricht über ein Hattinger Hansemitglied stammt aus dem Jahr 1699. Im „Liber Hanseaticus“ wird bei der Wahl des Werker Hansegrafen als auswärtiger Hansebruder Diederich Kopman aus Hattingen erwähnt.
„Ähnlich wie bei Innungen, Zünften und Gilden diente die Hanse der Organsiation eines fairen Handels. Dazu gehörten sehr viele Dinge. Zum einen die Qualität der zu verkaufenden Waren, zum anderen aber auch die Frage, wie die Ware von einem Ort zum anderen zu bekommen ist. Fragen der Sicherheit spielten eine Rolle, denn die Warenverteilung über große Entfernungen war gefährlich. Die Hanse als Idee war in der Lage, Wohlstand zu bringen, indem sie eine gute Organisation zur Verfügung stellte“, so Stadtarchivar Thomas Weiß.
Die Hanse war über größere Städte organisiert, die auch für kleinere Städte Stimmrecht hatten. In diesem Zusammenhang taucht auch Hattingen auf, die als Stadt zollfreien Handel mit anderen Städten betreiben konnte. „Die Hanse war eine Wirtschaftskraft und hatte zum Zeitpunkt ihrer Gründung nichts mit Gedanken von Marketing zu tun“, so Weiß.
Gedenken an die Hanse
Im Jahr 1589 soll an der Hattinger Stadtmauer ganz in der Nähe des Steinhagentores eine Inschrift angebracht worden sein, worin Hattingen eine Hansestadt genannt wird. Die Inschrift ist mit Abriß der Stadtmauer im 19. Jahrhundert verschwunden. Jedoch wurde am 24. Mai 1988 eine Gedenktafel an der restaurierten Stadtmauer befestigt, die bis heute an die hanseatische Vergangenheit erinnert.
Die neue Hanse
Der Beitritt der Stadt Hattingen zum Westfälischen Hansebund am 24. August 1996 und die Zugehörigkeit zur Internationalen Hanse seit Juni 2015 setzen diese Tradition fort. Heute ist die neue Hanse vor allem ein Netzwerk der früheren Städte, die den Tourismus in den jeweiligen Städten und Regionen fördern will.
Dabei ist die Idee der Hanse aktuell wie zu vergangenen Zeiten. „Bedeutungsvoll ist zum einen die Tatsache, dass die Vertreter in der Hanse gewählt wurden. Ihre Vertragspartner waren Könige oder der Adel. Die Idee der Hanse, Kräfte zu bündeln, um Interessen durchzusetzen, das ist doch der Vorläufer für viele verschiedene Institutionen bis hin zu Staatenverbänden wie die Europäische Union.“ Den Weg frei machen, gemeinsame Stärke zeigen – bis heute eine grundlegende Idee.