EHRENRING KOMMT JETZT INS MUSEUM

Beispiel eines Ehrenrings (Foto: Stadt Hattingen)

Hattingen- Wer sich um Wohl oder Ansehen der Stadt Hattingen verdient gemacht hat, der wird geehrt. So steht es in der Satzung über die Ehrung für Verdienste der Stadt. Als Zeichen der Ehre wird heute eine Urkunde und ein Geschenk überreicht. Bis 2005 gab es einen sogenannten Ehrenring. Das gute Stück von Fritz Elsche, verliehen 1967, geht jetzt zurück an die Stadt Hattingen und soll ins Museum. Anlass für einen Rückblick, denn die Verleihung der letzten goldenen Auszeichnung war ein politischer Paukenschlag.

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Der Ehrenring war viele Jahre ein Zeichen für die Wertschätzung der Arbeit für die Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte man sich Gedanken gemacht, wie man jemanden auszeichnen kann, der sich über Jahre für die Stadt verdient gemacht hat. „Mit einer Ehrenbürgerschaft tat man sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg schwer. Denn ausgerechnet Adolf Hitler sowie die Hattinger Nazi-Größen Wilhelm Schepmann und Viktor Lutze hatten diese Ehre erhalten. Allen drei Personen wurde sie natürlich nach Kriegsende aberkannt“, weiß Hattingens Stadtarchivar Thomas Weiß. Der spätere SA-Führer Schepmann und Lutze organisierten im Nationalsozialismus gemeinsam den Aufbau der SA im Ruhrgebiet und machten die Stadt Hattingen zu einer Hochburg der Nationalsozialisten.

Also musste ein anderes Symbol gefunden werden und das sollte mehr sein als eine schnöde Urkunde, aber eben auch mit der braunen Vergangenheit deutlich brechen. Also kam man 1966 auf einen Ring. Dieser enthielt das Stadtwappen, den St. Georg mit dem Drachen, die Bezeichnung „Ehrenring der Stadt Hattingen“, das Datum der Beschlussfassung und – selbstverständlich – den Namen des Geehrten. Über achtzig Bürger und Bürgerinnen hat die Stadt Hattingen im Laufe der Jahrzehnte mit dem Ring ausgezeichnet. In erster Linie waren es Politiker, die dem Stadtrat mehr als 15 Jahre angehörten. Wesentlich seltener und erst später erhielten Bürger, deren ehrenamtliches Engagement man für herausragend hielt, die teure Anerkennung, die immerhin einen Wert von über 1000 Euro hatte.

Unter den so Geehrten war 1966 auch Fritz Elsche. Im Mai 1929 übernahm der Naturliebhaber mit 27 Jahren die vom Kreis Hattingen gegründete Gärtnerei in der Südstadt (Südring/Ecke Uhlandstraße). Sie bestand bis zu seinem Tod 1979. Der gebürtige Blankensteiner war viele Jahre CDU-Stadtverordneter, Träger des Bundesverdienstkreuzes und eben des Hattinger Ehrenrings. Der Sohn des Neffen von Fritz Elsche, Peter Fuß, bringt jetzt den Ring gemeinsam mit seiner 90-jährigen Mutter – beide wohnen nicht mehr in Hattingen – zurück in die Heimat. Sie haben keine Verwendung für das kostbare Stück aus dem Nachlass des Onkels und möchten ihn daher der Stadt vermachen. In der nächsten Ausstellung des Stadtmuseums „Einblicke“ soll das gute Stück dann präsentiert werden.

Es ist übrigens die erste Rückgabe eines solchen Ehrenringes der Stadt Hattingen. „Unter den Ehrenring-Trägern sind Hattinger wie Leo Gottwald, aber auch Friedhelm Deis, Heinrich Eversberg oder Paul Freisewinkel. Auch im Besitz der Familie Mielke muss sich noch ein Ehrenring befinden“, so der Stadtarchivar. Er freut sich aus historischer Sicht über die kostbare Rückgabe.

Gleichwohl gerät auch die Erinnerung an das unrühmliche Ende des Ringes in den Blick. 2005 sollte er an Anita Brückner verliehen werden. Doch die streitbare Sozialdemokratin, damals seit 30 Jahren als Stadtverbandsvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt und seit 25 Jahren als Stadtverordnete im Amt und Schwiegertochter des früheren Ehrenring-Inhabers und Hattinger Bürgermeister Willi Brückner, schlug das noble Goldstück aus. Mehr noch: Sie wollte durch ihren Verzicht das Geld einsparen und begründete ihren Verzicht damals so: „In einer Zeit, in der in Hattingen 1100 Kinder unter 13 Jahren in Familien leben, die vom Arbeitslosengeld II betroffen sind“, wolle sie eine solche Anerkennung nicht haben.

Doch am Tag der Auszeichnung standen plötzlich zehn Personen auf der Bühne und machten deutlich, dass ganz offensichtlich ein Ehrenringträger nachbenannt wurde. Das empfand Anita Brückner damals erst recht als unpassend und es kam zum Eklat. Die öffentliche Diskussion sah das genauso: die Verleihung solcher Goldstücke passe einfach nicht mehr in die Zeit. Also wurde sie klamm und heimlich eingestellt. Mit der Fassung aus dem Jahr 2014 trat die Satzung über die Stiftung und Verleihung des Ehrenrings der Stadt Hattingen vom 8. November 1971 außer Kraft.

Heute gibt es „nur“ eine Urkunde und ein Geschenk – nicht zu vergleichen mit dem Wert des Ringes. Hinter vorgehaltener Hand bezeichnet man die Urkunde auch gerne als „Ehrenring für Arme“. Unbestritten ist aber bis heute die gewollte Wertschätzung von Menschen, die sich um Hattingen verdient gemacht haben.