Hattingen- Es gibt sie wirklich, die Szene des Algenfischens, die Matthias Plenkmann, der junge und schon preisgekrönte Zeichner und Grafiker mit seinem Zeichenstift beobachtet hat. Es war eine eindrucksvolle Rettungsaktion um jungen Fröschen in einen Schlossteich in Schwetzingen das Leben zu retten. Ihnen drohte der Sauerstoff auszugehen.
Nun soll man junge Künstler, nein alle Kunst- und Kulturschaffenden nicht mit Kaulquappen vergleichen, aber eine Rettungsaktion ist auch hier angesagt. Wie im Fall der Frösche ein Übermaß an Algen ihnen die Luft zum Atmen nahm, so geht es in Corona-Zeiten auch den Künstlern, gerade auch den jungen, wie Matthias Plenkmann, die damit anfangen sich Aufmerksamkeit und Anerkennung zu erarbeiten. Dazu braucht es Öffentlichkeit. Das wissen auch die Betreiber des Schauraums am St. Georg Kirchplatz in Hattingen. Seit Corona das Leben bestimmt, ist es auch in der guten Stube der Stadt stiller geworden. Nun versuchen Peter Nyman und Annette Schulze Lohoff eine Ausstellungseröffnung unter Corona Bedingungen zu der herzlich eingeladen wird.
Matthias Plenkmann ist nicht zum ersten Mal in Hattingen. Er schafft nicht nur selbst außergewöhnliche Zeichnungen und Drucke, er kann auch wunderbar über Kunst sprechen. So begegneten sich Matthias Plenkmann und die Ausstellungsmacher des Schauraums, denn vor gut einem Jahr hielt er die Eröffnungsrede für seinen Künstlerfreund Julius Reinders. Beide sind am Niederrhein aufgewachsen. Nun spricht Julius über seinen Freund Matthias. Man darf gespannt sein.
Was Matthias Plenkmann schon als Kind leidenschaftlich gemacht hat, zeichnen, setzt er heute als freier Künstler mit experimentellen Druckgrafiken weiter fort, mit einem Atelier in Dortmund, das er sich mit einigen anderen teilt. In einem ehemaligen Frisörsalon an der Ecke hat er sich mit seiner Druckerpresse niedergelassen; hier ist Raum und Atmosphäre für kreatives Denken und Arbeiten.
Nach dem Kunststudium in Dortmund und Stuttgart als freier Künstler zu arbeiten, ist kein leichtes Unterfangen und trotz der neuen Kommunikationstechniken ist er viel unterwegs, um im Kunstmarkt Fuß zu fassen, etwas zu verkaufen, dabei zu sein. Er arbeitet für Museen, hält Vorträge, hat bereits bundesweit ausgestellt und erhält nun in Kürze den Günther-Drebusch-Kunstpreis in Witten. Broterwerb gehört zum freien Künstlertum dazu und so strebt Matthias Plenkmann eine künstlerische Lehrtätigkeit an, vorzugsweise in der näheren Umgebung von Dortmund oder Essen. Seine große Leidenschaft bleibt aber das Schaffen eines zeichnerischen und druck-grafischen Werks, sei es im Atelier mit traditionellen und neuen technischen Möglichkeiten oder als Künstler, der sich seine Orte erwandert mit dem Zeichenblock unterm Arm und direkt mitten in einer Stadt oder Landschaft skizziert und seine Eindrücke auf Papier festhält. Der Rhythmus des Gehens und des Aufnehmens der Umwelt geht direkt in die Zeichnung über, verschiedene Ansichten einer Stadt beispielsweise verdichten sich zu einer vielschichtigen Komposition aus Fragmenten des Gesehenen, als sei er überwältigt von den Eindrücken. skizzenhaft festhalten, was er gesehen hat, ein Prozess der künstlerischen Auseinandersetzung mit der sichtbaren und emotional erlebten Umwelt. Man kann es auch einfach sagen: Matthias Plenkmann hält fest, was ihm wichtig erscheint.
Die Blätter sind so leicht, locker beschwingt hat jemand gesagt. Das ist wahr, die Blätter leben von einer schnellen optischen Auffassungsgabe des Künstlers und der gekonnten Umsetzung in Grafik und Zeichnung mit viel Raum für Phantasie und hoher Freiheit in die technischen Gestaltungsmöglichkeiten. Das macht die Arbeiten so lebendig, aber sie stellen auch Herausforderungen an den Betrachter wegen ihrer Vielschichtigkeit. Jedes einzelne Blatt ist eine Erlebnis- und Entdeckungsreise in die Sichtweise des Künstlers auf diese Welt mit ihren Widersprüchlichkeiten und Schnelllebigkeiten. Es lohnt sich zu verweilen und darauf einzulassen.
Während unseres Atelierbesuches bei Matthias Plenkmann haben wir gute Einblicke in seine Arbeiten und Mappen erhalten. Seine Bemerkung: „Manchmal schaue ich morgens ins Internet. Es kommt vor, dass es dort einen Anreiz gibt, mit einer neuen Arbeit zu beginnen; das entwickelt sich in der Arbeit mit meiner Intuition und meinen Ausdrucksmöglichkeiten weiter.“ Entwickelt sich da eine neue Sichtweise, entdeckt Matthias Plenkmann hier neue Ansätze für seine Kunst ? Er ist im digitalen Zeitalter aufgewachsen, also ein „digitaler Native“, ein digitaler Ureinwohner, aber gleichzeitig kennt er noch das Analoge, z.B. die klassischen Drucktechniken. Als Künstler benutzt er noch die Handzeichnung und die Druckerpresse und stellt großteils Unikate her. Seine Kunst ist handgemacht und individuell, sensibel und spontan die Handschrift. Es gibt da eine Affinität zwischen Künstlerperson und seinem Werk, eine Übereinkunft, mit dem was er macht.
Mit der Ausstellung des spannendem Werks von Matthias Plenkmann hofft der Schauraum die kulturelle Atemnot der Stadt in Corona –Zeiten zu lindern.
Deshalb werden alle Ausstellungsbesucher gebeten, sich an die geltenden Hygienevorschriften zu halten und ihre Masken nicht zu vergessen.
Eröffnung der Ausstellung: 23. August 2020, 11 Uhr
Schauraum Wachszinshaus
45525 Hattingen
Kirchplatz 14
Dauer der Ausstellung: 24. August bis 20. September 2020