ONLINE ELTERNTREFF ZUM THEMA „ICH KOMME IN DIE KITA“

Elterntreff in Hattingen (Foto: Pielorz)

Hattingen- Bei einem neuen Termin im Online-Elterntreff ging es diesmal um die Eingewöhnung von Kindern in den Kindergarten. Einen Überblick über die Fakten gaben Silvia Mahle, Leiterin des Ev. Familienzentrums Arche Noah, und Andrea Tiggelbeck-Glaser, Leiterin des Städt. Familienzentrum Holthausen. Beide Expertinnen betonten: Auch in der Corona-Pandemie, in der manches nicht möglich ist, kümmern wir uns gut um die Kinder – insbesondere auch diejenigen, die sich in der Eingewöhnungsphase befinden.

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Viel hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. War es früher nicht ungewöhnlich, die Kinder im Kindergarten auch weinend zurückzulassen in der Hoffnung, sie würden bald damit aufhören und sich dem Spiel mit den Gleichaltrigen widmen, geht man heute längst einen anderen Weg. „Früher hat man auf die Gefühle der Kinder, ihre Ängste und Unsicherheiten, nicht wirklich Rücksicht genommen. Das hat sich geändert und wir haben heute eine etwa dreiwöchige Eingewöhnungszeit in der Kita. Zum einen sind die Kinder auch jünger geworden, zum anderen hat man einfach erkannt, dass alle ein entspannteres und fröhlicheres Miteinander erleben, wenn man den Kindern etwas mehr Zeit lässt, sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden und das in Anwesenheit einer engen Bindungsperson“, erklärt Silvia Mahle. Diese enge Bindungsperson kann ein Elternteil sein, aber die Großeltern oder Paten können diese Aufgabe auch übernehmen. „Das kommt vor allem berufstätigen Eltern entgegen.“

Am Beginn der Eingewöhnung in den Kindergarten-Alltag stehen viele Fragen. So fragen sich die Eltern, ob ihr Kind dort gut versorgt und behütet wird. Ob man es tröstet und ob das Kind Vertrauen fassen kann oder die Erzieherin vielleicht sogar eine Konkurrenz zum Elternteil werden kann. Wird das Kind ohne die Eltern zurechtkommen? Auch die Kinder haben natürlich Sorgen und Ängste und die Erzieher selbst sind ebenfalls gespannt auf die Entwicklung der „neuen“ Kinder.

Nach dem Institut für Entwicklung Krüger & Thiel wurden verschiedene Fragestellungen entwickelt, die den Weg der Eingewöhnung bestimmen. Ganz am Anfang steht der Wunsch des Kindes, die erwachsene Bindungsperson möge bei ihm bleiben, bis es sich sicher genug fühle. „Der sichere Hafen, den dieser Mensch dem Kind geben kann, ist unglaublich wichtig. Um die Welt zu entdecken und die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten, braucht das Kind diese Bindungsperson, die am Anfang auch räumlich in der Nähe bleibt – beispielsweise in einem anderen Raum. Die Bindungsperson bleibt solange nah beim Kind, bis es von selbst zu einer Erzieherin geht, weil es Vertrauen aufbaut und versteht, dass auch sie Hilfe und Trost leisten wird. Wichtig ist für die Bindungsperson: sie soll da sein, aber nicht mit dem Kind in der Kita spielen. Denn nur dann kann sich das Kind in Kontakt mit anderen Kindern und Erziehern begeben. In den Kita-Räumen ist es von Vorteil, wenn die Bindungsperson immer am gleichen Ort zu finden ist. Dann kann das Kind sie wiederfinden, wenn es die vertraute Person sucht. Dabei ist der Zeitfaktor entscheidend. Jedes Kind reagiert unterschiedlich. Etwas leichter haben es in der Regel diejenigen Kinder, die vor dem Besuch des Kindergartens bereits in einer Spiel- oder Krabbelgruppe Erfahrungen mit anderen Kindern und Erwachsenen gemacht haben. Das ist allerdings in der Corona-Pandemie sehr schwierig, weil ja viele Möglichkeiten des direkten Kontakts ausgefallen sind. In der Regel gehen wir von einer Eingewöhnungszeit von drei Wochen aus – aber es kann auch kürzer oder länger dauern oder man muss innerhalb der Zeit vielleicht auch einmal wieder einen Schritt zurückgehen“, so Silvia Mahle.

Beide Expertinnen betonen: „Der Kindergarten ist am Anfang für das Kind anstrengend. Deshalb werden die Betreuungszeiten langsam gesteigert. Ganz am Anfang beginnen wir mit einer Stunde Aufenthalt im Kindergarten. Es gibt so viele Eindrücke, die verarbeitet werden wollen.“

Wenn die Bindungsperson den Kindergarten verlässt, so sollte dies nicht heimlich geschehen. Das Kind muss wissen, dass jemand geht – auch dann, wenn vielleicht in diesem Zusammenhang noch ein paar Tränen fließen. Zu Beginn bleibt die Bindungsperson sowieso in der Nähe und kann bei Bedarf schnell zurückgeholt werden. Tränen können übrigens auch beim Abholen des Nachwuchses fließen. „Das bedeutet dann aber nicht, dass das Kind stundenlang geweint hat. Es sind oft Tränen der Erschöpfung und der Erleichterung, die Bindungsperson wieder zu sehen. Aber es wird trotzdem in der Regel viel Spaß gehabt haben. Wichtig ist, dass die Eltern uns vertrauen und uns ihr Kind wirklich anvertrauen. Wir nehmen auch in der Pandemie-Zeit Kinder zum Trösten in den Arm. Niemand muss auf körperliche Nähe verzichten“, sagt Silvia Mahle.

Es ist schwierig, unter pandemischen Bedingungen zu arbeiten. Auch können die Eltern im Vorfeld die ausgewählte Einrichtung nicht wie sonst üblich besichtigen. Ebenfalls sind die Gruppen in der Kita noch streng getrennt – im Innen- und Außenbereich. Feste finden nicht statt. Und das Maskentragen der Erwachsenen ist gerade für die Kleinsten, die auf die Mimik angewiesen sind, schwierig zu erleben. „Aber wir geben unser Bestes und hoffen auf Lockerungen und ein baldiges Ende der Pandemie.“

Was Eltern im Vorfeld tun können, um dem Kind den Einstieg zu erleichtern: „Gehen Sie mit Ihrem Kind immer mal wieder auf einem Spaziergang an der Kita vorbei. Es gibt auch wunderbare Bilderbücher, die über den Einstieg in das Kitaleben berichten. Immerhin ist es für die Kleinen genauso ein großer Schritt wie er auch eine besondere Situation für die Großen darstellt.“