MIT SICHERHEIT GUT AUSGEHEN

Gastronomen und Politik plädieren gemeinsam für mehr Sicherheit in der Gastronomie (Foto: Pielorz)

Hattingen- Heinz Bruns ist Chef der „Burgstuben Haus Kemnade“. Außerdem gehört er zum Präsidium der DEHOGA Westfalen. Lars Martin ist stellv. Hauptgeschäftsführer vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Westfalen. Semi Hassine ist Chef des Hattinger Restaurants „Fachwerk“ und stand schon vor der Fernsehkamera. Dirk Glaser (parteilos) sitzt auf dem Chefsessel im Hattinger Rathaus und Georg Hartmann ist der Chef von Hattingen Marketing. Gemeinsam ist ihnen die Unterstützung der DEHOGA-Kampagne „Mit Sicherheit gut ausgehen.“ Sie alle blicken mit großer Sorge dem Herbst und Winter entgegen. Durch die Corona-Pandemie brachen der Gastronomie die Einnahmen weg. Mindestens genauso schlimm ist allerdings die fehlende Sicherheit für eine betriebswirtschaftliche Perspektive.

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Heinz Bruns hat einige Mails mitgebracht. Es sind Absagen größerer Gesellschaften in seinem Haus, die eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt noch hätten stattfinden können. Bis zu 150 Personen sind erlaubt. Noch. „Die Diskussion darüber, aufgrund steigender Infektionszahlen an dieser Grenze zu schrauben, führt zu sofortigen Konsequenzen. Sie planen doch auch keine Hochzeit oder sonstige Feier, wenn Sie nicht wissen, ob tatsächlich alle geladenen Gäste auch kommen dürfen“, sagt Bruns. „Man kann einen laufenden Wirtschaftsbetrieb wie ein Restaurant nicht innerhalb von wenigen Tagen hoch- und runterfahren. Wir brauchen Planungssicherheit und die muss die Politik liefern. Sie muss in anderen Zeiträumen denken. Wir brauchen verbindliche Strukturen, die sich nicht in einzelnen Bundesländern auch noch unterscheiden.“ Bruns hat etwa 70 Prozent des Umsatzes verloren. Acht Mitarbeiter und 19 Aushilfen mussten gehen. Dafür hat er zusätzliche Kosten – beispielsweise dafür, die Sicherheitsstandards einhalten zu können. Von ehemals 77 Restaurantplätzen sind ihm noch vierzig geblieben. Im Moment boomt die Außengastronomie auch in der Kemnade – doch bei schlechterem Wetter dürfte es damit vorbei sein. Semi Hassine vom „Fachwerk“ hat von siebzig Plätzen noch etwa 26 zur Verfügung – zu verwinkelt ist das schöne Restaurant am Untermarkt und anders kann er die geforderten Mindestabstände nicht einhalten. Auch hier stabilisiert die Terrasse die wegbrechenden Umsätze. Auch hier stellt sich die bange Frage: wie lange kann das noch gut gehen?

Lars Martin, Hattinger und stellv. Hauptgeschäftsführer der DEHOGA Westfalen weiß durch Umfragen seines Verbandes, dass etwa sechzig Prozent der Mitglieder mit dem Rücken zur Wand stehen. Sie haben Angst vor dem drohenden wirtschaftlichen Knockout.

Doch die Corona-Regeln haben nicht nur zum Wegfall der Restaurantplätze und zu Absagen der Veranstaltungen geführt. Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die die Gastronomie besucht, will nicht in den Räumen sitzen. Zu groß ist die Angst vor dem Risiko der Ansteckung in geschlossenen Räumen. Sie buchen nur unter freiem Himmel. Hinzu kommen große Unterschiede im Verhalten der Besucher: bei Heinz Bruns halten sich fast alle an die Maskenregeln und füllen auch die geforderten Listen zur Überprüfung der Infektionsketten aus. Nur wenige erlauben sich Fantasienamen und handeln damit bewusst gegen die geltenden Gesetze. Doch je höher die Fluktuation der Besucher ist, desto größer ist das Risiko der Verstöße. In der Hattinger Altstadt kommt es – trotz Kontrollen durch das personell aufgestockte Ordnungsamt – immer wieder zu Diskussionen zwischen Gastwirt und Gast über die Maskenpflicht und fehlende Desinfektion der Hände. Außerdem gibt es gastronomische Betriebe, die es bei den Mindestabständen selbst nicht so genau nehmen. „Das wird kontrolliert. Aber unser Ordnungsamt kann auch nicht überall sein“, sagt Bürgermeister Dirk Glaser. Keinen Hehl machen die Gastronomen Heinz Bruns und Semi Hassine daraus, was sie selbst von den schwarzen Schafen halten. „Sie bringen uns mit ihrem Verhalten alle in Schwierigkeiten. Denn wenn die Infektionszahlen weiter steigen und wir die Gastronomie deshalb schließen müssen, kostet es unsere Existenz.“ Die Gastronomen setzen sich nicht nur für Kontrollen, sondern auch für harte Strafen ein. Wer sich nicht an die Regeln hält, soll zahlen und zwar nicht zu knapp.

Allerdings will man immer vor der Strafe auf Einsicht und Vertrauen setzen. Das zu betonen ist ihnen wichtig. Der Gast muss Vertrauen haben, mit Sicherheit gut ausgehen zu können. Und die Gastronomen müssen sich im eigenen Interesse ebenfalls an die Regeln halten. Lars Martin von der DEHOGA erklärt: „Dazu wurden diese Plakatmotive entworfen, die mit einem zwinkernden Auge auf die Themen Abstand, Hygiene, Mund-Nasen-Schutz und Kontrolllisten hinweisen. So sind beispielsweise Bürsten einer Autowaschanlage zu sehen. Darunter steht: Man muss ja nicht übertreiben, aber saubere Hände haben noch nie geschadet. Denn Gastronomie während Corona funktioniert nur, wenn alle mitmachen. Dazu soll die Initiative anregen.“

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