LESERBRIEF ZUR MÜLLSITUATION IN HATTINGEN

Müll in Hattingen (Foto: Hausen)

Hattingen- Zur häufig vermüllten in der Altstadt und in den Stadtteilen erreichte uns ein Leserbrief von Christian Hausen:

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Die Gastronomie wurde und wird durch die Pandemie immer noch hart getroffen. Nach wochenlangen Schließungen dürfen sie mittlerweile Speisen und Getränke wieder to-go anbieten. Es ist immerhin ein Hoffnungsschimmer. Unseren gemütlichen Kneipen und Cafés und die hervorragenden Restaurants haben einen großen Anteil an dem Charme, den unsere Stadt für viele Touristen und auch für uns Einwohner hat.

Leider hat die Sache derzeit auch ihre Schattenseite. Die öffentlichen Mülleimer in Hattingen reichen leider sowohl von der Anzahl als auch vom Leerungszyklus nicht aus, um den dadurch neu entstehenden Müll aus Pappbechern, Pizzakartons, Servierten und Plastikeisbechern auch nur ansatzweise aufzunehmen. Gerade bei schönem Wetter ist das resultierende Stadtbild wenig schmeichelhaft. Hinzukommt, dass viele Passanten trotzdem bemüht sind Ihren Müll vernünftig zu entsorgen. Und so laufen auch private Mülltonnen die frei zugänglich irgendwo stehen sehr schnell über. Leider entsorgen aber auch viele ihren anfallenden Müll auf Grund der überfüllten Mülleimer irgendwo in der Stadt (Hauseingänge, Bänke, Straße, Grünanlagen etc).

Wir sind mit dem Problem nicht allein. Der Nürnberger Bürgermeister forderte wegen zugemüllter Parks bereits letzten Herbst eine Pfandpflicht für Pizzakartons. Deutsche Kommunen zahlen laut Bundesumweltministerium jährlich allein 120 Millionen Euro für die Reinigung und Entsorgung von Einwegbechern und nochmal 355 Millionen Euro für weitere Einwegplastik-Artikel.

Ein erster Schritt um das Problem in den Griff zu bekommen wäre natürlich mehr Mülleimer aufzustellen und diese öfter zu leeren. Hier könnten die bei der Stadt vorhandenen Mülltonnen der diversen Feste genutzt werden. Aber das sollte wirklich nur ein erster Schritt sein.

Das Problem des to-go Abfalls war schon vor der Pandemie groß. Zahlen des Umweltbundesamtes von 2019 belegen das sehr gut: 2,8 Milliarden Pappbecher plus 1,2 Milliarden Deckel verbrauchten schon damals die Deutschen allein pro Jahr. Und damals durften wir noch unsere Getränke gemütlich im Café oder am Außentisch genießen und waren nicht auf die Pappbecher angewiesen. Außerdem durften umweltbewusste Kunden ihren eigenen to-go-Becher mitbringen, was derzeit aus hygienischen Gründen nicht erlaubt ist. Allein die 2,8 Milliarden Becher entsprechen 40.000 Tonnen Abfall. Und leider sind die Pappbecher innen mit Plastik beschichtet, so dass sie nicht recycelt werden können, sondern als Sondermüll verbrannt werden. Und wenn sie in der Verbrennungsanlage in Flammen aufgehen verbrennen mit Ihnen 43.000 Bäume, 1,5 Milliarden Liter Wasser, 320 Millionen KWh an Strom und 3.000 Tonnen Rohöl die zur Herstellung benötigt wurden.

Am kulinarischen Altstadtmarkt, Altstadtfest und Weihnachtsmarkt schaffen wir Hattinger es auch ein funktionierendes Pfandsystem auf die Beine zu stellen. Warum sollte uns das nicht auch sonst gelingen? Man müsste das Rad noch nicht mal neu erfinden, sondern könnte sich interessanten Projekten aus anderen Regionen anschließen. In Freiburg gibt es seit 2016 etwa den Freiburg Cup. Mittlerweile beteiligen sich daran 145 Betriebe. Der FairCup aus Göttingen beinhaltet einen Deckel im Pfandkonzept. Und es gibt auch eine FairBox für Speisen. Der Becher wird laut ihrer Web-Seite schon bei Gastronomen in Bochum und in Oberhausen verwendet. Wegen des umweltfreundlichen Materials ist der FairCup mit dem Blauen Engel ausgezeichnet worden. Außerdem gibt es noch den BetterWorldCup aus Berlin, Recup oder Cupforcup, um noch einige andere zu nennen.

Die Vorteile für uns Hattinger liegen auf der Hand. Unser Stadtbild wird nicht durch Pappbecher und andere Einwegverpackungen zugemüllt. Die Kommune kann Geld bei der Reinigung und Entsorgung sparen. Natürlich ist auch der Umweltschutzaspekt nicht von der Hand zu weisen. Und letzten Endes würde es das Image der Stadt als umweltfreundliches Vorreiter stärken, sowohl bei den Hattingern selbst, als auch bei Touristen. Und das kann der Attraktivität der Stadt für Touristen und Einwohner nur zugutekommen.

Leserbriefe müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.