Hattingen- Bereits im Herbst stieg weißer Rauch über Hattingen auf, denn mit der Wahl von Hansjörg Federmann durch das Presbyterium wurde am 11. September die Besetzung der Pfarrstelle an St. Georg erfolgreich abgeschlossen. Federmann tritt die Nachfolge von Pfarrer Dr. Udo Polenske an.
Die “roten Socken” sind Geschichte
Federmann ist in Hattingen kein Unbekannter. Bereits von 2005 bis 2016 war er Pfarrer in Welper-Blankenstein, und kam seinerzeit „mittenrein in die Fusion der beiden Gemeindeteile“, wie er sich erinnert. An der neuen Stelle reizen ihn jetzt auch die Umbrüche, die in Hattingen anstehen. „Es ist die erste Pfarrstelle, die vom Kooperationsraum her gedacht ist“. Gemeint ist, dass sich die fünf Hattinger Kirchengemeinden und Bredenscheid-Sprockhövel in absehbarer Zukunft gemeinsam auf den Weg machen wollen, ihr Leben zu gestalten.
Das drückt sich auch in Federmanns Stellenbeschreibung aus, in der es perspektivisch unter anderem um die Koordination dieses Zusammenwachsens der Gemeinden geht: In Kulturarbeit und Fundraising soll er für den gesamten Raum Impulse geben. Kirchenmusik und Stadtkirchenarbeit stehen ebenfalls auf dem Programm. Die Kirche mit dem schiefen Turm spielt dabei auch eine Rolle: „Mit der St. Georgskirche haben wir einen ganz besonderen, offenen Raum, der uns mit der Stadtgesellschaft verbindet. Aber es gehört auch die ganz normale Gemeindearbeit zu meiner Stelle, von der Seelsorge über die Gottesdienste bis zur Begleitung Ehrenamtlicher – darauf freue ich mich sehr.“, sagt der Hattingen-Rückkehrer.
Offiziell trat Hansjörg Federmann seinen Dienst am 1. November an. Schon am Vorabend zum Reformations-Gottesdienst wurde der neue Pfarrer in der St.-Georgs-Kirche durch die Superintendentin eingeführt. Reformation ist übrigens der Festtag, an dem die Kirche sich fragt, oder noch besser: an dem sie sich auf den Weg macht, um herauszufinden, wie der evangelische Glaube in neuen Farben und in einer den vielen Herausforderungen standhaltenden Gestalt künftig gelebt werden kann. Passender hätte man die Einführung des neuen Pfarrers nicht wählen können.
RuhrkanalNEWS traf den neuen Pfarrer in der St. Georgs Kirche
Hansjörg Federmann, aufgewachsen in Wiesbaden, ist über die evangelische Jugendarbeit bei den Pfadfindern zur Kirche gekommen, und die Liebe zur Natur hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. „Ich kann gut mitempfinden, dass sich Menschen dem Schöpfer in der Natur besonders nahe fühlen“, erzählt er. „Und ich habe schöne Erinnerungen an Wanderungen in Hattingen, zum Beispiel die Orgelwanderungen im Kulturhauptstadtjahr 2010.“ Aber auch längere Wege scheut er nicht: Im September ist er gemeinsam mit seiner Frau über die Alpen von der Schweiz nach Italien gewandert.
Schon als Jugendlicher empfand er den Gottesdienst als etwas Besonderes – hier reifte der Wunsch, Pfarrer zu werden. Den Zivildienst leistete er dazu passend in einer Kirchengemeinde ab und übernahm dabei alles, was anfiel, von der Renovierung von Tischen bis zum Essen auf Rädern. An seiner ersten Uni in Neudettelsau bei Nürnberg lernte er nicht nur die für das Studium notwendigen Sprachen, sondern auch seine spätere Frau Sabine kennen. Bonn bescherte ihm neben weiteren theologischen Studien auch einen Job als Taxifahrer, und am dritten Studienort Marburg kam das Fach Psychologie hinzu.
Im Vikariat ging es nach Beverungen, einem Ort „so gerade noch in der westfälischen Landeskirche“. „Wir wollten Kirche auf dem Land kennenlernen“, erklärt Federmann diesen Schritt. „Dort habe ich gelernt, wie Pfarrer sein im Alltag geht“. Im anschließenden Entsendungsdienst widmet er sich der Gemeindeberatung, und „eigentlich bin ich seit der Ausbildung zum Gemeindeberater immer in dem Thema unterwegs gewesen.“
Die erste Pfarrstelle in Amelunxen bei Höxter verschaffte ihm dann noch ein weiteres Lebensthema. Federmann: „Die Sanierung des einzigartigen Sandsteindachs der 1000-jährigen Georgskirche stand dort an, die Gemeinde musste dazu einen hohen Eigenanteil aufbringen – und so kam ich zum Fundraising. Außerdem gab es einen verwilderten ehemaligen Pfarrgarten mit dem etwas geschehen musste, und mir machte das gemeinsame Entwickeln von Ideen mit den Menschen vor Ort Spaß. Daraus ist dann der „Lebensgarten“ geworden. Das Konzept wurde mit dem „Salzkorn“, einem Förderpreis für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ausgezeichnet, und der Garten existiert bis heute.“
Auch als er 2005 in Welper-Blankenstein seine Arbeit aufnahm, gab es gleich wieder ein Fundraising-Projekt. „Bei der damaligen Fusion haben sich viele Menschen darauf eingelassen, die Renovierung der Blankensteiner Kirche als gemeinsame Aufgabe anzugehen“, erinnert sich Pfarrer Federmann. Er ist gespannt, welche Vorhaben in der St.-Georgs-Kirchengemeinde dran sein könnten. „Die Ideen, die mich dann mitreißen und Freude an Kirche machen, kommen immer aus dem Leben mit den Menschen. Die ersten Kontakte hier sind auch wieder sehr vielversprechend.“
Doch jetzt freut sich Hansjörg Federmann erst einmal wieder “zu Hause” zu sein und auf seine neue Arbeit in Hattingen.