STÖBERSTUBE WILL KUNDEN NICHT „IM REGEN STEHEN LASSEN“

Stöberstube: Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzen arbeitstäglich in Niedersprockhövel die Stöberstube als einzige Poststelle und Postpaket-Annahmestelle. (Foto: Höffken)

Sprockhövel – In einigen sozialen Medien schlagen die Wogen momentan hoch. Der Inhaber der Stöberstube und der Poststelle aus Niedersprockhövel hat angekündigt, in diesem Jahr keinen Weihnachtsmarktstand aufstellen zu können, da ihm die Stadtverwaltung dieses untersagt habe. RuhrkanaNEWS hat beim Inhaber Udo Seider und bei der Stadtverwaltung nachgefragt.

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RuhrkanalNEWS: Warum gibt es momentan so eine Aufregung um die Stöberstube?

Stöberstube/Udo Seider: Ich habe meine Stöberstube 2017 eröffnet und, nachdem die Post auf der Hauptstraße geschlossen wurde, zuerst einen Brief- und Paketshop eingerichtet, damit die Sprockhöveler:innen nicht darauf verzichten müssen. In der mir damals erteilten Auflage der Stadt ist aber auch vermerkt, dass ich keine brennbaren Materialien im Durchgang aufstellen/lagern darf.

Als Corona kam, habe ich einfach über dem schmalen Eingang zu meinem Lokal eine Plane gespannt, damit meine Kunden:innen nicht im Regen stehen mussten, da während der Corona-Zeit immer nur ein Kunde in meine Stöberstube durfte. Nach und nach kamen dann im Durchgang wieder einige Regale hinzu. Die von mir angebrachte Plane ist meiner Meinung nach von der Stadtverwaltung wissentlich geduldet worden.

Bei meinem letzten kleinen Weihnachtsmarkt 2022 hat mich das Ordnungsamt hier aufgefordert, die Stehtische aus dem Durchgang draußen auf den Bürgersteig zu stellen, was ich auch gemacht habe.

Auch während des diesjährigen Stadtfestes waren Mitarbeiter des Ordnungsamtes bei mir. Ende September, kurz vor meinem Urlaub, wurde ich zu Gesprächen ins Rathaus eingeladen. Ich wurde aufgefordert, alle brennbaren Gegenstände aus dem Durchgang zu meiner Stöberstube zu entfernen. Das sah ich ein und war angefangen, einzelne Gegenstände aus dem Durchgang wegzuräumen. Ich hatte nach dem letzten Gespräch die Stadtverwaltung so verstanden, dass wir nach meinem Urlaub ein weiteres Gespräch bei mir in der Stöberstube führen wollten. Zwischenzeitlich hatte ich mir ein eigenes privates Brandschutzkonzept überlegt.

Stöberstube: Der aktuelle Zugang zur Stöberstube. (Foto: Höffken)
Stöberstube: Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzen in der Stöberstube auch die Ausgabe von „Gelben Säcken“, von Telefonbüchern und Abfall-Fibeln. (Foto: Höffken)

RuhrkanalNEWS: Und warum jetzt die Aufregung?

Stöberstube/Udo Seider: Als die Mitarbeiter der Stadtverwaltung (Redaktion: und der Brandschutzdienststelle des EN-Kreises) am letzten Freitag (10. November 2023) zu mir kamen, erhielt ich statt einer erwarteten Beratung sofort eine Zwangsmittelandrohung über 1.000 Euro überreicht. Mein Vorschlag, die vorhandene Folie über dem Durchgang gegen eine feuerhemmende Folie zu tauschen, wurde abgelehnt. Dazu sei erst ein Bauantrag zu stellen, der mich rund 400 Euro kostet, unabhängig, ob der genehmigt würde oder nicht. Ich habe dann am Montag dieser Woche (13. November) sofort die Plane über dem Durchgang entfernt und den ganzen Durchgang leergeräumt. Dafür war an diesem Montag meine Stöberstube geschlossen. Am Dienstag (14. November) war die Stadtverwaltung zur Kontrolle wieder bei mir.

RuhrkanalNEWS: Werden Sie ihren Weihnachtsmarkt noch durchführen können?

Stöberstube/Udo Seider: Wahrscheinlich nicht, obwohl mir das richtig weh tut. Die Stöberstube hat ja immer die Erträge aus dem Weihnachtsmarkt dem Hospiz gespendet. Und einige meiner Kunden:innen fragen schon seit Wochen, wann es bei mir wieder Glühwein gibt. Ob ich meinen kleinen Weihnachtsmarkt auf dem Sparkassenvorplatz gegenüber einrichten kann, muss ich noch klären.

Stöberstube: Udo Seider sucht eine für die Stadtverwaltung genehmigungsfähige Lösung, damit seine Kunden:innen nicht im Regen stehen müssen. (Foto: Höffken)
Stöberstube: Benny, der Hund in der Stöberstube ist in Niedersprockhövel sehr bekannt. (Foto: Höffken)

RuhrkanalNEWS: Und wie geht es jetzt weiter?

Stöberstube/Udo Seider: Momentan suche ich eine tragbare genehmigungsfähige Lösung. Ich muss auch noch daran arbeiten, beim zweiten Flucht- und Rettungsweg die Vorschriften komplett umzusetzen.

Das Paketvolumen nimmt aktuell schon deutlich zu, allein am Dienstag, 14. November, hatte ich 11 Packwagen mit Paketen, da ich in Niedersprockhövel die einzige Poststelle und Postpaket-Annahmestelle bin. Und die Pakete muss ich ja auch irgendwo lagern.

RuhrkanalNEWS: Wieviele Mitarbeiter:innen arbeiten in der Stöberstube?

Stöberstube/Udo Seider: Sechs Beschäftigte auf geringfügiger Basis sind hier neben mir tätig und natürlich unser in Niedersprockhövel stadtbekannter Hund Benny, ein Golden Retriever.

Nach der Stellungnahme vom Betreiber der Stöberstube hat ruhrkanal.NEWS auch bei der Stadtverwaltung diesbezüglich nachgefragt.

Diese teilte folgendes mit: Alle Kunden:innen sollen ohne persönlichen Schaden zu nehmen, die Stöberstube besuchen und wieder verlassen können. Die entsprechenden gesetzlichen Vorschriften sind dem Inhaber bekannt und ihm mehrmals nachhaltig erläutert worden. Brandlasten sind unter anderem in Durchgängen zu entfernen. Hier darf kein brennbares Material gelagert oder verwendet werden, auch nicht im Hinblick auf weihnachtliche Angebote. Wenn es brennt, geht es um Leib und Leben, auch für die Einsatzkräfte der Feuerwehr. Flucht und Rettungswege sind gemäß der Vorschriften vor- und freizuhalten. Darauf haben wir zu achten. Anstelle der jetzt entfernten Folie über dem Durchgang könnten wir uns nach Bearbeitung eines dazu gestellten erforderlichen Bauantrages auch eine andere Form der Bedachung vorstellen.