SERIE: AUSBILDUNG BEIM KREIS – DER FACHINFORMATIKER

Fachinformatiker Christian Hauschild checkt morgens als Erstes die Systeme (UvK / Ennepe-Ruhr-Kreis)

Schwelm- 6 Uhr morgens, das Kreishaus ist noch dunkel und still. Nur im EDV-Trakt brennt Licht. Christian Hauschild beginnt seine morgendliche Routine: Rechner hochfahren, Systeme checken. Laufen die Server? Funktioniert die Telefonanlage? Stehen alle Verbindungen? In diesen Momenten entscheidet sich, ob sein Arbeitstag stressig beginnt oder nicht. Denn wenn etwas rot blinkt, heißt es für den Fachinformatiker: Problem lösen! Und das möglichst, bevor die anderen Mitarbeiter der Kreisverwaltung ihren Arbeitsplatz erreichen.

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„Stressresistent muss man sein“, sagt Hauschild über seinen Job. „Und flexibel. Die Tage verlaufen völlig unterschiedlich.“ Fällt ein wichtiger Dienst aus, so bleiben alle anderen Aufgaben liegen, kann nichts wie geplant abgearbeitet werden. „Wenn ich morgens einen Zettel mit sieben To-Dos für den Tag habe, kommt es vor, dass abends acht daraus geworden sind.“

Manchmal hakt es sogar an mehreren Stellen gleichzeitig. „Dann müssen wir priorisieren und das ist nicht immer leicht“, sagt Hauschild. Ist es schlimmer, wenn das Jobcenter nicht telefonieren kann, oder wenn in einer anderen Abteilung ein wichtiges Verfahren nicht läuft?

Häufiger als solche Fälle, in denen ganze Abteilungen betroffen sind, gibt es Probleme an einzelnen Arbeitsplätzen. Wenn der Monitor flackert, der Drucker nicht druckt oder der PC den Dienst verweigert, rufen die Mitarbeiter in der EDV-Abteilung an.

Übung für den Auszubildenden Björn Nölle: Er überprüft, ob Netzwerk und Telefon eines Arbeitsplatzes korrekt angeschlossen sind (UvK / Ennepe-Ruhr-Kreis)

Björn Nölle, der beim Ennepe-Ruhr-Kreis eine Ausbildung zum Fachinformatiker, Fachrichtung Systemintegration, macht, nimmt die Anrufe gern entgegen. „Ich mag die Herausforderung, zu sehen, ob ich das Problem lösen kann.“ Meist versucht er es zunächst per Ferndiagnostik, schaltet sich also virtuell auf den betroffenen Rechner auf. „Wenn ich dann nicht weiter weiß, gehe ich hin.“

So sei er schon in den ersten Monaten seiner Ausbildung auf allen Etagen des Kreishauses und in den anderen Standorten der Verwaltung unterwegs gewesen, habe viele Abteilungen kennengelernt. „Das Schöne ist: Alle reagieren unheimlich nett. Wenn man etwas wieder zum Laufen kriegt, wird man in den Himmel gelobt. Die Kollegen sind einem wirklich dankbar.“

Zusätzlich zu den kleineren und größeren Notfällen laufen reguläre Arbeitsaufträge in der EDV-Abteilung ein, zum Beispiel, wenn ein Arbeitsplatz für einen neuen Mitarbeiter eingerichtet werden muss. Dann müssen die Fachinformatiker nicht nur die benötigte Hard- und Software bereitstellen, sondern auch den User im System anlegen, ihn ins Telefonverzeichnis und den Internetauftritt aufnehmen.

„Als Fachinformatiker ist man breit aufgestellt“, sagt Hauschild, „die Aufgaben sind sehr vielfältig“. Auch für die Datensicherung und die Bereitstellung und Wartung des Speicherplatzes sind er und seine Kollegen zuständig, gemeinsam mit anderen Abteilungen arbeiten sie fortlaufend an der Digitalisierung der Verwaltung.

50 TB Daten werden beim Kreis gespeichert

Die Software muss installiert, aktualisiert und zum Teil weiterentwickelt werden. Und das gilt nicht nur für Office-Pakete, die auf allen PCs der Kreisverwaltung genutzt werden, sondern auch für diverse Spezialprogramme jeder einzelnen Fachabteilung. „Das ist wahnsinnig viel Arbeit, das teilen wir uns auf“, erklärt Hauschild. 27 Mitarbeiter sind derzeit in der EDV-Abteilung beschäftigt. Jeder von ihnen hat sich auf einige Programme spezialisiert.

Gibt es mal keine Ausfälle und sind auch die Aufträge überschaubar, bleibt Zeit, „Dinge zu verbessern“. Dann geht es ans Programmieren, zum Beispiel, um Arbeitsabläufe zu vereinfachen. „Wenn man ein Programm schreibt und damit ein Problem beheben kann: Das ist ein toller Erfolg“, sagt Luca Berger, Auszubildender zum Fachinformatiker mit der Fachrichtung Anwendungsentwicklung. „Wenn du merkst, du kannst wirklich helfen. Das ist ein schönes Gefühl.“

Andersherum komme es vor, dass man sich mit einem Problem fünf, sechs, sieben Stunden lang befasse und immer noch keine Lösung in Sicht sei, ergänzt Hauschild. „Das kann frustrierend sein, das muss man aushalten können.“

Außerdem müsse man als Fachinformatiker bereit sein, immer wieder Neues zu lernen, und das autodidaktisch. „Die Systeme werden ständig weiterentwickelt, die Programme wechseln, man muss immer wieder eine neue Sprache lernen“, sagt Hauschild. Ein Professor habe ihm einmal gesagt, als Fachinformatiker sei es so, als hätte man dreieinhalb Berufe gelernt, bevor man in Rente geht. „Das dürfte hinkommen.“

Die IT beim Ennepe-Ruhr-Kreis

Die Kreisverwaltung verfügt über ein hochmodernes Rechenzentrum und knapp 300 Server. Mehr als 50 Terabyte Daten sind gespeichert und – zur Sicherheit – in ein separates Rechenzentrum gespiegelt. Zur Informationstechnik zählen unter anderem 1.350 PCs in den verschiedenen Verwaltungsgebäuden und Schulen. Rund 500 Mitarbeiter haben Homeoffice-Zugänge.

Ausbildung und duales Studium beim Ennepe-Ruhr-Kreis

Der Ennepe-Ruhr-Kreis bildet im kommenden Jahr keine Fachinformatiker aus, bietet voraussichtlich 2022 aber wieder zwei Plätze an.

Wer sich neben EDV auch für eine Verwaltungsausbildung interessiert, der kann sich für das duale Studium Verwaltungsinformatik bewerben. Dafür bietet der Ennepe-Ruhr-Kreis 2021 zum ersten Mal einen Platz an. In den Praxisabschnitten lernen die Studenten verschiedene Stellen der Verwaltung kennen, drei bis vier Monate verbringen sie im Bereich EDV/Digitalisierung. Die Theorie lernen sie an der Hochschule für Polizei und Verwaltung. Module sind unter anderem Grundlagen der Informatik, IT-Anwendungsentwicklung, IT-Management, Verwaltungswissenschaften, Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Sozialwissenschaften.

Verwaltungsinformatiker übernehmen Querschnittsaufgaben im Bereich EDV und Verwaltung. Sie können in sehr vielen Bereichen eingesetzt werden. Das dreijährige Studium beginnt am 1. September 2021. Bewerben kann man sich bis zum 1. November. Die Bewerbung erfolgt online unter der ID 604540.