Essen/Hattingen – Bei der Schwurgerichtskammer im Landgericht Essen begann heute (06. September 2023) unter großem Medieninteresse der Prozess gegen einen 32-Jährigen, der beschuldigt wird, am 11. März nach Schussübungen mit einer Kalaschnikow-Waffe in Holthausen mehrmals auf einen Zeitungsboten der WAZ geschossen zu haben. Versuchter Mord ist das u.a. laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft.
Mit etwas Verspätung wurde der 32-Jährige mit Handfesseln von zwei Justizwachtmeistern in den Gerichtssaal geführt. Das Medieninteresse der Pressevertreter war groß. Pressesprecher Dr. Thomas Kliegel vom Landgericht gab mehrere Interviews vor laufenden Kameras, Kamerateams von RTL-West und vom WDR waren zu diesem Prozessauftakt gekommen. Außerdem Berichterstatter von zahlreichen Print- und Online-Medien.
In einen blauen Anzug mit Krawatte und Einstecktuch gekleidet, störten nur die Handfesseln dieses Bild, welches der Angeklagte bei seiner Vorführung in den Gerichtssaal vermittelte. Nach seinen ersten Einlassungen zu seiner Person stammt er aus Oberhausen. Laut Verlesung der Anklageschrift durch Staatsanwältin Peters hat der 32-Jährige am Tage der Tat (11. März 2023) mit einer Kalaschnikow in Hattingen-Holthausen zu nächtlicher Stunde Schießübungen durchgeführt.
Woher er die Waffe bezogen hatte, ist noch ungeklärt. Zuvor hatte er sein Fahrzeug mitten auf der Straße geparkt. Nachdem er einige Schüsse abgefeuert hatte und zurück zu seinem PKW gegangen war, erschien der spätere Geschädigte (der Zeitungsbote) mit seinem Fahrzeug, der in der Straße Zeitungen austeilen wollte und dem die Weiterfahrt durch das Fahrzeug des Angeklagten versperrt war.
Der Geschädigte wartete darauf, dass der Angeklagte wegfahren werde. Der Angeklagte jedoch sorgte sich, dass der Geschädigte etwas von seinen Schießübungen mitbekommen haben könnte, ging zur Beifahrerseite, nahm das Gewehr heraus und forderte den Zeitungsboten auf, auszusteigen. Dieser geriet in Panik und versuchte sein Fahrzeug zu wenden.
Mehrere Schüsse abgefeuert
Der Angeklagte gab daraufhin mindestens drei Schüsse auf das Fahrzeug des Zeitungsboten ab. Ein Schuss traf, nachdem er die Scheibe zerschlagen hatte, den linken Zeigefinger des Boten und das Projektil blieb in diesem stecken. Der Geschädigte fuhr nunmehr rückwärts weg und duckte sich dabei. Der Angeklagte gab daraufhin mindestens fünf weitere Schüsse auf das Fahrzeug ab, von denen einer den Geschädigten im Oberarm traf. Ein weiterer Schuss durchschlug die Fassade eines Hauses und verfehlte den Kopf einer sich in ihrem Wohnzimmer aufhaltenden Anwohnerin, die aufgrund der Schüsse nachschauen wollte, was geschehe, nur um 30-40 cm. Dann flüchtete der Angeklagte und wurde nach intensiven Ermittlungen der Polizei schon am nächsten Tag durch Sondereinsatzkräfte der Polizei bei seiner Freundin in Berlin festgenommen.
Unmittelbar nach Verlesung der Anklageschrift war bereits der erste Verhandlungstag beendet. Ob und in welchem Umfang sich der Angeklagte zu den Vorwürfen äußern wird, soll am nächsten Verhandlungstag, dem 21. September 2023, mitgeteilt werden. Dann soll auch der Zeitungsbote, der als Nebenkläger in diesem Prozess auftritt, aussagen. Der Zeitungsbote wurde bei diesem Anschlag verletzt, aber zum Glück nicht getötet. Seine Interessen werden während dieses Prozesses durch Rechtsanwalt Salewski aus Hattingen wahrgenommen.
Mit einem Urteil wird Ende Dezember 2023 gerechnet.