TÄTER GESTEHT ÜBERFÄLLE AUF TANKSTELLEN

Tankstellen-Überfälle: Drei junge Männer (gepixelt) hier mit ihren Strafverteidigern, sind angeklagt, Raubüberfälle begangen zu haben oder daran beteiligt gewesen zu sein. (Foto: Höffken)

Essen/Sprockhövel/Ennepetal – Beim Landgericht in Essen begann heute (19. April 2024) vor der V. Großen Strafkammer der Prozess gegen drei Männer, die verdächtigt werden, an drei Überfällen auf Tankstellen in Ennepetal und Sprockhövel beteiligt gewesen zu sein.

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Bis kurz vor 9 Uhr leuchtete vor dem Eingang des Sitzungssaales im Landgericht noch das Schild „Nicht öffentlich“ für die vorgesehenen Verhandlungstage. Nach Nachfrage von ruhrkanal.NEWS vor Ort beim Pressesprecher des Landgerichtes und beim Vorsitzenden Richter der Strafkammer wurde die beginnende Hauptverhandlung dann als „öffentlich“ deklariert.

Zwei der drei Tatverdächtigen in Untersuchungshaft

Nachdem zwei der drei Angeklagten von jeweils zwei Justizwachtmeistern aus der Untersuchungshaft in den Sitzungssaal geführt wurden, begann der erste Prozesstag mit der Klärung der Personalien der drei Angeklagten.

Ein angeklagter 20-jähriger Deutscher aus Ennepetal gestand dann in einer ausführlichen Einlassung seiner Strafverteidigerin Rechtsanwältin Mehner, am 4. November 2023 die Oil-Tankstelle in Ennepetal überfallen zu haben. Der 20-Jährige ließ gleichzeitig erklären, dass keiner der beiden angeklagten Mittäter daran beteiligt gewesen sei. Den Namen des Tatverdächtigen, der allerdings dabei mitwirkte bzw. auskundschaftete, verriet der Angeklagte nicht.

Die Mitarbeiterin der überfallenen Tankstelle in Ennepetal soll vom Angeklagten mit seiner Waffe einen Schlag auf den Kopf bekommen haben. Dieses als Nachdruck der Aufforderung, den Tresor zu öffnen. Mit rund 1.700 Euro flüchtete dann der 20-jährige zu Fuß vom Tatort.

Tankstellen-Überfall: Hinweisschild bei der Aral-Tankstelle in Niedersprockhövel . (Foto: Höffken)
Tankstellen-Überfall: Die Oil-Tankstelle in Haßlinghausen. (Foto: Höffken)

Zwei Überfälle auf Tankstellen in Sprockhövel

Drei Tage später, am 7. November 2023, erfolgte dann der nächste Überfall auf die Aral-Tankstelle an der Bochumer Straße in Niedersprockhövel. Die drei Angeklagten, der 20-jährige Deutsche, sein Freund, ein 22-Jähriger algerischer Nationalität und ein 34-jähriger Algerier, alle drei in Ennepetal wohnhaft, fuhren in einem schwarzen Golf in die Nähe der Tankstelle. Mit Sonnenbrille und Mütze verkleidet ging dann der 20-jährige Deutsche in die Tankstelle und bedrohte den Mitarbeiter mit einer Schreckschusswaffe.

Als sich dieser hinter einer Theke versteckte, flüchtete letztendlich der Täter aus der Tankstelle. Nachdem die drei Angeklagten über google-maps eine nächste Tankstelle gefunden hatten, fuhr das Trio zur Oil-Tankstelle auf der Schmiedestraße nach Haßlinghausen.

Den Wagen in einer Nebenstraße geparkt betrat der 20-jährige Deutsche dann die Tankstelle und bedrohte die Mitarbeiterin hinter der Theke und einen weiteren Mitarbeiter mit einer Waffe. Um der Aufforderung nach Herausgabe von Bargeld Nachdruck zu verleihen, sollen dann die Mitarbeiterin und der Mitarbeiter der Tankstelle vom Angeklagten mit der Pistole Schläge auf den Hinterkopf erhalten haben. Die Frau wurde in den Schwitzkasten genommen, damit sie dem Täter den Schlüssel zum Tresor aushändigen sollte.

Ex-Polizist brachte einen der Täter zu Boden – Drei Verletzte

Dann betrat ein Sprockhöveler Bürger, ein ehemaliger Polizist, die Tankstelle. Auch er wurde spontan von dem 20-jährigen mit dem Pistolenknauf geschlagen, dabei erheblich am Kopf verletzt und stürzte benommen zu Boden. Dann aber folgte dieser Tankstellenkunde mit seinem PKW dem Tätertrio auf ihrer Flucht und verständigte die Polizei.

Tankstellen-Überfall: Kunde Carsten H. wurde durch Schläge mit der Pistole vom Täter am Kopf verletzt. (Foto: Höffken)
Tankstellen-Überfall: Die Verletzungen des überfallenen Tankstellen-Kunden waren erheblich. ( Foto: privat)

Der Sprockhöveler folgte trotz erheblicher Kopfverletzung dem Fluchtfahrzeug und ließ sich auch durch eine auf ihn gerichtete Pistole nicht abschrecken. An einer Ampel in Haßlinghausen gelang es dann dem Ex-Polizisten, einen der Täter zu Boden zu bringen und diesen von der gleichzeitig eintreffenden Polizei festnehmen zu lassen. Ein zweiter Täter wurde kurze Zeit später verhaftet.

Während der Überfall auf die Aral-Tankstelle an der Bochumer Straße letztlich im Versuchsstadium scheiterte, waren nach dem Raubüberfall auf die Oil-Tankstelle in Haßlinghausen drei Verletzte zu beklagen, nachdem der 20-jährige Täter diese mit seiner Waffe verletzt hatte.

In ihrer Verteidigererklärung schilderte Rechtsanwältin Mehner dann den vier Richtern:innen der Großen Strafkammer die „schwierigen familiären Verhältnisse“ ihres 20-jährigen Mandanten. „Er lebte von der Hand in den Mund“, sagte die Anwältin und betonte die Rauschgiftabhängigkeit und den Beschaffungsdruck ihres Mandanten.

Zugriff und Festnahme durch SEK-Kräfte

Dieser bedauerte seine Taten und kündigte an, sich bei den Opfern seiner Tathandlungen entschuldigen zu wollen. Die Gewalthandlungen seien so nicht geplant gewesen, er habe gehofft, so an das Geld zu kommen.

Auch nach dem dritten Raubüberfall währte die Freude des Trios über die Beute nicht lange. Nach professioneller Ermittlungsarbeit der Polizeikräfte gelang es nämlich einem Sondereinsatzkommando der Polizei (SEK) am Tage nach der dritten Tat, keine 24 Stunden nach den Raubtaten in Sprockhövel, auch den letzten Tatverdächtigen, den Haupttäter, in Ennepetal zu überwältigen und festzunehmen.

Der schnelle Erfolg der Polizei ist auch dem couragierten Verhalten des früheren Polizeibeamten zu verdanken, dem es (als früherem SEK-Beamten) schon kurz nach der Tat gelang, trotz seiner Kopfverletzungen dem Fluchtauto der Täter zu folgen, letztendlich einen der Täter zu Boden zu bringen und festnehmen zu lassen.

Die Polizei konnte dann auch zeitnah die Tatwaffe, das Fluchtauto und eine Menge Bargeld in der Wohnung in Ennepetal sicherstellen.

Die Strafverteidiger der beiden aus Algerien stammenden Angeklagten, Rechtsanwalt Salewski und Rechtsanwalt Sentner aus Hattingen, haben für den nächsten Verhandlungstag eine Einlassung ihrer Mandanten angekündigt. Bis zur Urteilsverkündung hat die Strafkammer sieben weitere Verhandlungstage angesetzt.

RuhrkanalNEWS berichtet weiterhin.