ABENTEUERLICHE ANEKDOTEN BLIND ERLEBT

Ausschnitt Cover Abenteuerliche Anekdoten

Hattingen- Der blinder Autor Dieter Kleffner lebt in Hattingen und hat gerade zusammen mit anderen Blinden ein neues Buch herausgebracht und auch selbst Geschichten dazu beigetragen. Die Anthologie heißt „Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt“ und ist kürzlich als Printbuch und als Ebook erschienen.

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Es geht in der Anthologie um wahre Erlebnisse von Blinden und Sehbehinderten. Dieter Kleffner erzählt darin auch über seine eigenen Erfahrungen, so wurde er zum Beispiel in der Schule gemobbt oder hat abenteuerliche Wanderungen nah am Abgrund einer Schlucht gemacht, ganz ohne auch nur eine Kleinigkeit davon gesehen zu haben. Die Anekdoten, auch von den anderen Autoren gehen von lustig, über spannend bis herzzerreißend. Ein außergewöhnliches Buch, das jedoch ganz deutlich zeigt, wie gut es sich auch mit Behinderung leben lässt und das auch anderen Menschen Mut machen kann. 

Dieter Kleffner im Interview:

Autor Dieter Kleffner (Foto: Paashaas Verlag)

Wie hat Ihre Sehbehinderung Ihren Schreibprozess beeinflusst, und welche Hilfsmittel oder Techniken verwenden Sie, um zu schreiben? 

Nachdem ich mit vierzig Jahren völlig erblindet war und dank zweier Krebserkrankungen plötzlich zu viel inaktive Zeit bekam, rieten mir Freunde, meine Geschichte niederzuschreiben. So entstand die Autobiografie „Im Testprogramm des Schicksal“, mein erstes Buch. Schreiben ordnet Gedanken und Gefühle. Zusätzlich fand ich währenddessen die wahre Liebe zum Schreiben. Zum technischen Schreiben nutze ich eine Sprachausgabe, die sich in modernen Rechnern leicht aktivieren lässt. So sagt mir die künstliche Stimme, was ich gerade tippe oder lese.   

Können Sie uns etwas über Ihre Inspiration für das Schreiben erzählen? Gibt es bestimmte Themen oder Erfahrungen, die Ihre Arbeit besonders beeinflusst haben? 

Ich habe mich immer gerne in Gesprächen ausgetauscht. Sehbehinderte sind in der Kommunikation besonders auf die Sprache angewiesen. Jeder Mensch, der mit Fremden telefoniert, macht sich eine Vorstellung von seinem Gegenüber. So auch der Blinde, der anderen Menschen direkt gegenüber ist. Die Fantasie des Sehbehinderten und Blinden ist also extrem gefordert und wird entsprechend trainiert. Diese Fantasie und Vorstellungskraft spiegelt sich bei geübten Schreiberlingen auch im Text wider. Selbstverständlich hat auch jeder Sehende diese Option. Dass sich die Häufigkeit von Inspirationen bei Sehbehinderten von Sehenden unterscheidet, glaube ich nicht. Inspiration und Ideenreichtum   ist wohl davon abhängig, welche Lebensbedingungen, Erfahrungen und Strategien der Einzelne kennt.  

Inwiefern hat Ihre Blindheit Ihre Vorstellungskraft und die Art und Weise, wie Sie Charaktere und Orte in Ihren Geschichten darstellen, geformt? 

Tatsächlich wird bei Späterblindeten durch den Verlust der Sehkraft die visuelle Welt durch Fantasie ersetzt. Selbst der Sehende hat auch bei einem kurzen Hinschauen immer ein vollständiges Bild im Kopf. Das Gehirn lässt keinen blinden Fleck zu. So entstehen ja auch die unbewusst unterschiedlichen Aussagen von Unfallzeugen. Blinde leben regelrecht in einer Welt der Vorstellung. Späterblindete träumen ja auch ihr Leben lang in Bildern. 

Welche Botschaft oder Perspektive möchten Sie mit Ihren Büchern vermitteln, insbesondere in Bezug auf die Herausforderungen, denen blinde Menschen in der Gesellschaft gegenüberstehen? 

Ich habe selbst mehrere Bücher zu diesem Thema geschrieben, um inklusiv tätig zu sein.  Das neue Buch „Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt“ wurde von zwanzig Betroffenen mit eigenen Erlebnissen gefüllt. Dadurch erhalten Sehende einen recht guten Einblick in die Welt Sehbehinderter, verstehen deren Einschränkungen besser und es verringern sich die typischen Berührungsängste. Aufklärung schafft Inklusion. 

Welchen Rat würden Sie anderen blinden Autoren geben, die sich ebenfalls für das Schreiben interessieren und nach Wegen suchen, ihre Geschichten zu teilen? 

Wer als Sehbehinderte Autorin oder Autor den Einstieg ins Schreiben sucht, kann sich unserem Schreibzirkel Blautor herzlich gerne anschließen. In diesem Arbeitskreis tummeln sich Anfänger wie erfahrene Schreiberlinge. Unsere 58 Mitglieder kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Schreibschulen gibt es mittlerweile in großer Zahl, die mit Rat und Tat bereitstehen. Für Sehende wie Nichtsehende gilt dieselbe Regel: Gutes Schreiben lernt man nur durch viel Schreiben. Selbstverständlich lernt jeder Autor auch beim achtsamen Lesen guter Literatur.  


Abenteuerliche Anekdoten blind erlebt 
Hrg. Dieter Kleffner, insg. 20 BLAutoren 
ISBN: 978-3-96174-131-1 
September 2023 
Paperback, Format 14,5 x 20,5 cm, 168 Seiten 
VK: 11,95 € 
© Copyright Edition Paashaas Verlag