Hattingen- Melanie Witte-Lonsing wirkt entspannt, als sie ruhrkanalNEWS im Bürgerzentrum Holschentor zum Interview begrüßt. Die SPD-Fraktionsvorsitzende im Hattinger Rat will über ihre Sommertour 2023 reden. Diese Tour hatte sie im vergangenen Jahr zum ersten Mal gemacht. Damals, um sich in ihrer neuen Funktion bei Vereinen, Initiativen und Bürger:innen vorzustellen. In diesem Sommer läuft es etwas anders. Sie ist durch ihre Arbeit in der Kommunalpolitik bekannt, vorstellen muss sie sich nur noch selten. „In diesem Jahr sind viele Vereinsvertreter auf mich zugekommen und haben um ein Gespräch gebeten“, berichtet Witte-Lonsing. „Darunter auch welche von Vereinen, bei denen ich im vergangenen Jahr nicht war. Meistens, weil wir keinen gemeinsamen Termin gefunden hatten.“ Bevor sie sich vor die ruhrkanalNEWS-Kamera stellt, redet sie bereits mit Redakteur Frank Strohdiek über die ihr wichtigen Themen.
In diesem Sommer wollten die Vertreter:innen der Vereine häufig darüber sprechen, dass es in der Stadtverwaltung keine für sie sichtbaren Ansprechpartner:innen gibt. Egal ob bei einem kleineren Problem oder bei einem größeren, das Rathaus wirke wie ein schwarzes Loch. „Die Anrufe, persönlich vorgebrachten Fragen und schriftlichen Anfragen werden entgegengenommen, eine Beantwortung zugesagt und dann passiert nichts mehr“, sagt Melanie Witte-Lonsing. „Das ist es jedenfalls, was mir bei meiner Tour durch die Stadtteile fast immer berichtet wurde.“
Die SPD-Frau hält das für inakzeptabel und will das Problem bei Bürgermeister Dirk Glaser (parteilos) ebenso ansprechen wie in der Stadtverordnetenversammlung. Außerdem sollen für Bereiche wie Sport und Kultur die SPD-Ausschussvorsitzenden jederzeit Ansprechpersonen für die Bürger:innen und Vereine sein.
Im Gespräch mit der ruhrkanalNEWS-Redaktion erinnert sie daran, dass Bürgernähe und -freudlichkeit große Themen im zurückliegenden Wahlkampf gewesen seien. Sie spricht es nicht aus, aber sofort ist der in zwei Kommunalwahlen genutzte Claim vom „Bürger-Bürgermeister“ wieder präsent. „Oft sind es die kleinen Probleme, die Ehrenamtliche ratlos lassen. Sei es, dass eine Auskunft benötigt wird oder eine Genehmigung für eine kleinere Veranstaltung“, so Witte-Lonsing. „Dann muss es doch möglich sein, innerhalb kürzester Zeit die zuständige Ansprechperson, die benötigten Anträge und im Idealfall sofort die richtige Information zu bekommen.“
Ein zweites Thema im Gespräch mit ruhrkanalNEWS ist die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien in der Stadt. Hier fehlt der SPD-Fraktionsvorsitzende die große gemeinsame Linie. Selbstkritisch merkt sie an, „dass wir uns oft genug im Klein-klein verlieren, anstatt zusammen auf die großen Ziele hinzuarbeiten.“ Sie will zukünftig häufiger das Mittel der interfraktionellen Anträge und Absprachen nutzen. Dabei werden vor den Ausschuss- oder Ratssitzungen zwischen den Parteien bereits gemeinsame Ziele und mögliche Kompromisse ausgelotet, um zusammen die Stadt Hattingen voranzubringen. „Das haben wir in letzter Zeit bereits ein paarmal gemacht, aber bei dieser Vorgehensweise gibt es noch viel ungenutztes Potenzial.“