Hattingen- „Kabeho“ – Sie sollen leben“ ist der Name eines der aktuellen Projekte der Afrika-Hilfe-Stiftung aus Niederwenigern. Rund 200 Steckbriefe behinderter oder dauerhaft kranker Kinder in Ruanda haben die Ehrenamtlichen der Stiftung mittlerweile im 3. Jahr in Folge an Tannenbäume in drei Kirchen der Stadt gehängt. Hinter jedem Steckbrief steht ein Schicksal von Mädchen und Jungen, denen mit der Unterstützung von Spendern geholfen werden kann.
Rund 200 Steckbriefe von Kindern ab zwei Jahren aus Ruanda hängen in diesem Jahr an insgesamt fünf Wunschbäumen der Afrika-Hilfe-Stiftung. Damit setzt die Stiftung aus Hattingen-Niederwenigern ihre Spendenaktion vom Vorjahr fort und erweitert sie. Neben den drei katholischen Kirchen in Hattingen (St. Mauritius in Niederwenigern, St. Joseph in Welper und St. Peter und Paul in Hattingen-Mitte) haben sich die Inhaber zweier Ladenlokale (Provinzial Stefan Hülsdell in Niederwenigern und Küchentreff Willmes in Essen-Kupferdreh) spontan bereit erklärt, die Aktion ebenfalls zu unterstützen und Wunschbäume in ihren Ladenlokalen aufzustellen.
„Für die Bedarfe der Kinder für 2021 benötigten wir umgerechnet etwa 19.500 Euro. Sagenhafte 16.600 Euro wurden über die Steckbriefaktion im Advent des vergangenen Jahres gespendet, 3.000 Euro spendete darüber hinaus die Praxisklinik Dr. Platzek, Dr. Heidersdorf & Partner aus Hattingen. So konnten wir alle vorgesehenen Bedarfe der Kinder für 2021 finanziell absichern“, rechnet Carmen Hülsdell von der Afrika-Hilfe-Stiftung vor. „Gemeinsam wollen wir diese Kinder weiter begleiten“, erläutert Andreas Lamm, Leitender Pfarrer der Pfarrei St. Peter und Paul und stellvertretender Vorsitzender der Afrika-Hilfe-Stiftung. „Manche von ihnen wurden nun zum ersten Mal in ihrem Leben einem Arzt vorgestellt, für andere können wir in der abgelegenen Region erst jetzt Therapien organisieren.“ Die Bedarfe bleiben groß und werden durch die Corona-Pandemie noch einmal verschärft.
„Für das nächste Jahr planen wir darüber hinaus den Bau eines Therapie- und Sozialzentrums auf dem Gelände der Pfarrei in der Provinz Higiro“ erklärt Johannes Küpperfahrenberg, Vorstandsvorsitzender der Afrika-Hilfe-Stiftung. Dieses Zentrum wird neben einem größeren Mehrzwecksaal zwei Behandlungsräume für die Kinder bieten, daneben Lagerräume für Therapiematerial und Lebensmittel und eine Übernachtungsmöglichkeit für medizinisches Personal. Toiletten und eine Waschstelle sind ebenso vorgesehen wie eine externe Kochstelle. Denn das Einzugsgebiet sei in etwa vergleichbar mit der Fläche der Stadt Essen, so der Vorstandsvorsitzende: „Die Familien nehmen oft stundenlange Fußmärsche auf sich, um ihre Kinder medizinisch behandeln zu lassen.“
Darüber hinaus wird die Verantwortlichen bei ihrem nächsten Projektbesuch in Ruanda im Januar 2022 ein Physiotherapeut begleiten. Gut drei Wochen lang wird Axel Reith (46) aus Essen vor Ort die bisherigen Behandlungen der Kinder unterstützen und ausweiten. In enger Zusammenarbeit mit der Ordensgemeinschaft der „unschuldigen Kinder von Bethlehem“ soll so ein weiterer Schritt zur Selbstständigkeit und Nachhaltigkeit des Projektes unternommen werden. Denn Axel Reith wird auch die Mitarbeiter vor Ort sowie die Familien der betroffenen Kinder schulen. Reith ist vor Jahren durch seine Frau auf die Stiftung aufmerksam geworden, denn sie arbeitete mit Bea Küpperfahrenberg zusammen. Axel Reith sagt: „Nach dem Start des Projekts ‚Kabeho‘ ist in mir der Wunsch gereift, meine Expertise als Physiotherapeut mit in das Projekt einzubringen und die Versorgung vor Ort zu unterstützen.“ So kann vielen Kindern mit körperlichen Handicaps auch nach seiner Abreise – oft schon mit einfachsten Hilfsmitteln wie einem Theraband – weiterhin geholfen werden.
Bis Weihnachten stehen nun fünf Tannen in den Hattinger Kirchen sowie in den genannten Ladenlokalen, zum Einkaufspreis zur Verfügung gestellt durch die Garten- und Landschaftsbaufirma Peter Winkelmann. Sie sind dicht behängt mit Steckbriefen – hinter jedem steht das Schicksal eines behinderten oder dauerhaft erkrankten Kindes oder Teenagers aus der Gemeinde Higiro, im Süden des Landes. Name, Geschlecht und Alter sind notiert und die Familiensituation wird beschrieben. „Alle Familien, um die es hier geht, sind mittellos“, erläutert Johannes Küpperfahrenberg.
Die Mädchen und Jungen brauchen Medikamente oder Therapien, andere einen Rollstuhl, alle eine Krankenversicherung. „Und in einigen Fällen ist durch die verschärfte Lage wegen der Corona-Pandemie auch die Verteilung von Brei, Milchpulver und Zusatznahrung eine wichtige Hilfe“, sagt der Vorstandsvorsitzende.
Die auf den Steckbriefen notierten Spendenbeträge, die zur Hilfe vor Ort nötig sind, reichen von 12 bis 390 Euro. Wer mithelfen will, pflückt einfach einen Steckbrief ab, spendet den genannten Betrag und hilft so einem Kind in Higiro, Ruanda ganz gezielt.