Hattingen- Sie gehören zu den schnellsten Fliegern unserer Vogelwelt, surfen im Sommer auf sichelförmigen Flügeln über den Städten und jagen durch die Straßen: Mauersegler. In einigen Wochen kehren sie nach einem mindestens zehnmonatigen ununterbrochenem Flug aus ihrem afrikanischen Winterquartier wieder zu uns zurück, um hier zu brüten. Aber immer öfter finden sie ihre seit Generationen bewohnten Mauernischen verschlossen vor. Die Wärmedämmung, das Verschließen von Nischen und Löchern in den Hauswänden machen es den Mauerseglern schwer. Dazu kommt der Schwund ihrer Nahrung: „Luftplankton“. So bezeichnen die Ornithologen die Wolken von Blattläusen anderen Insekten oder auch Spinnen, die sich durch die Lauft treiben lassen und von den Mauerseglern im rasenden Flug geschnappt werden.
Die hwg bemüht sich seit einigen Jahren, den Mauerseglern Ausweichquartiere anzubieten. Rechtzeitig bevor die schnellen Flugkünstler wieder mit ihren schrillen „sriie-sriee“-Rufen über den Dächern Hattingens zirkulieren, wurden jetzt spezielle Nisthilfen für sie in der Bismarckstraße aufgehängt.
Heinrich Kriegeskorte und Dirk Sodtke schraubten fünf spezielle Nistkästen mit jeweils zwei „Wohnungen“ unter die Dachrinnen von zwei Häusern. „Mauersegler lieben es gerne gesellig und brüten vorzugsweise an den höchsten Stellen der Hauswände – also unter der Traufe der Häuser. Hier fühlen sie sich sicher. Es kann aber Jahre dauern, bis die Nisthilfen angenommen werden. Aber dann bleiben sie ihr, so lange es geht, treu“, weiß der Hattinger Thomas Griesohn-Pflieger, der die hwg in Naturschutzfragen berät.
Die Nisthilfen in der Bismarckstraße sind nicht die ersten, die die hwg gefiederten Hausbewohnern anbietet. Erst im vergangenen Jahr wurden in der Friedrichstraße Nisthilfen für die letzte Innenstadt-Kolonie der Mehlschwalben angebracht und insgesamt hat die hwg seit 2013 130 Nisthilfen – auch für Gartenvögel – aufgehängt.
David Wilde, Vorstandsvorsitzender der hwg: „Wir fühlen uns dem Naturschutz in unserem Verantwortungsbereich verpflichtet und arbeiten mit dem NABU in Hattingen seit Jahren gut und gerne zusammen. Dem Schutz der biologischen Vielfalt dienen auch die bunten Wiesen in den Siedlungen, die wir angelegt haben.“
Info:
Mauersegler sind nur von Mai bis Anfang August in unseren Breiten unterwegs. Schon bald nach der Brut ziehen sie nach Afrika und bleiben dort bis Anfang April, dann starten sie nach Hause. Jungen Mauersegler, die im Juli aus der Nisthöhle springen bleiben mindestens zwei Jahre pausenlos in der Luft! Ähnlich wie Delfine wechseln sich nachts die beiden Gehirnhälften beim Fliegen und Navigieren ab, denn Mauersegler schlafen in der Luft. Die einstigen Felsbrüter konnten in den den vergangenen zwei Jahrhunderten von der Bautätigkeit der Menschen profitieren und entdeckten die Häuser in den Städten als Ersatzfelsen. Heutige Gebäude und modernisierte Fassaden bieten jedoch weit weniger als Brutplätze geeignete Nischen als ältere Gebäude. Jetzt wirkt sich die Brutorttreue des Mauerseglers nachteilig aus, denn aus dem Winterquartier zurückkehrende Segler stehen nach einer Modernisierung oft „vor verschlossener Tür“.