„Aus touristischer Sicht war der Hattinger Weihnachtsmarkt 2019 ein voller Erfolg“, zieht Georg Hartmann, Geschäftsführer von Hattingen Marketing, eine positive Bilanz. „Unsere Gespräche mit Einzelhändlern, Budenbetreibern und Sponsoren haben in großer Mehrheit ergeben: Alle sind sehr zufrieden.“
Georg Hartmann kann mit Fakten aufwarten: „Wir haben ein intensives Busmailing durchgeführt. Das hat dazu geführt, dass wir gerade auch unterhalb der Woche verstärkt Gruppen begrüßen konnten, die mit dem Bus anreisten. Insgesamt haben wir über 100 Reisebusse zum Hattinger Weihnachtsmarkt begrüßen dürfen. Um einen möglichst reibungslosen Ablauf für die in der Regel ortsunkundigen Fahrer und Besucher zu gewährleisten, haben wir gegenüber vom ZOB auf dem Parkplatz auch an den Wochenenden eine Betreuungskraft im Einsatz gehabt. Mit 220 Weihnachtsbäumen in der ganzen Innenstadt inklusive Reschop Carré haben wir neben der Weihnachtsbeleuchtung für die passende Stimmung gesorgt. Leider wurden nicht alle Weihnachtsbäume, wie von uns gewünscht, liebevoll geschmückt. Das ist schade.“ Mit nachhaltigem Schnee aus den Kissen der Kultfigur Frau Holle, Bio-Glühwein auf dem Nostalgischen Weihnachtsmarkt von Alfred Schulte-Stade und dem Verzicht auf Plastik auf dem ganzen Marktgelände wurde auch das Thema Nachhaltigkeit in Szene gesetzt.
„Hattingen Marketing hat die Aufgabe, Hattingen für Touristen attraktiv und unsere schöne Stadt für Besucher erlebbar zu machen. Ich denke, die Reaktionen unserer Gäste, aber auch die positiven Bewertungen von Politik und Verwaltung sowie der Medien zeigen: Hattingen ist aus Sicht der Touristiker in der Bundesliga angekommen. Unser Weihnachtsmarkt gehört zu den fünf schönsten Märkten in NRW. Wir haben Live-Berichterstattungen vom Weihnachtsmarkt erleben dürfen und immer wieder zeigen Fotos aus unserer stimmungsvollen Altstadt, wie lohnenswert der Besuch von Hattingen ist – übrigens nicht nur zum Weihnachtsmarkt. Hattingen richtet 2020 den 37. Westfälischen Hansetag aus und das wird erneut ein Highlight werden im Veranstaltungsprogramm für das kommende Jahr.“ Der Live Bericht durch die WDR-Lokalzeit Dortmund wurde dabei von RuhrkanalNEWS angestoßen. Das Programm auf dem Singenden Weihnachtsbaum wurde extra für die Sendung von Nicole Nitschke auf Anregung von RuhrkanalNEWS geändert.
Allerdings: Georg Hartmann will auch die Herausforderungen in der Infrastruktur der Altstadt nicht kleinreden. „Weil Hattingen im Tourismus oben mitspielt, nehmen auch die Herausforderungen zu. Dazu gehören beispielsweise die Probleme beim Parken – für diejenigen, die nicht mit dem öffentlichen Personennahverkehr in die Stadt kommen, insbesondere aber auch für die Bewohner der Altstadt. Hier möchte ich mich ausdrücklich für das Verständnis bedanken, welches diese immer wieder aufbringen müssen, wenn es Veranstaltungen in der historischen Altstadt gibt.“ Georg Hartmann macht aber auch deutlich: „Es gibt Städte vergleichbarer Größe, die über deutlich mehr Parkraum verfügen. In diesem Jahr kam hinzu, dass die Parkmöglichkeiten auf dem früheren Gelände von Kone nicht mehr zur Verfügung standen.“ Vor dem Hintergrund anstehender Veranstaltungen im kommenden Jahr sagt Hartmann: „Wir sind in Gesprächen mit der Verwaltung und wollen hier Abhilfe schaffen. Ich sage aber auch deutlich: Lösungen sind nicht allein durch Hattingen Marketing zu schaffen.“
Aber genau das ist auch das Problem. Stadtmarketingverein und Stadtverwaltung schieben sich die (angeblichen) Zuständigkeiten für die Parkplatzproblematik gegenseitig zu. Das Ende vom Lied ist bekannt: Die Altstadtbewohner müssen sehen wo ihre Autos bleiben, die Bewohner des Kirchplatzes müssen zusätzlich weiterhin für die Parkberechtigung bezahlen, dürfen aber noch nicht mal kostenlos ins Altstadtparkhaus. Denn wie oben geschildert, fühlt sich niemand für das Problem zuständig.
Fast 14 Jahre ist es her, dass Hattingen Marketing gegründet wurde, um die „Marke Hattingen“ über die Stadtgrenzen hinaus zu bespielen. Damals gab es eine Werbegemeinschaft und einen Verkehrsverein – beide lösten sich für Hattingen Marketing auf. Im Laufe der letzten 14 Jahre stiegen die Besucherzahlen, die Hattingen nicht nur, aber oft, wegen der historischen Altstadt und den Festen besuchten, von denen viele (auch) im Fachwerk-Ambiente und in den engen Gassen stattfinden. Hattingen ist eine überregionale Marke geworden: der Ruhrtalradweg, das neue Hotel RuhrInn, die TV-Location LWL-Industriemuseum und eben diverse Veranstaltungen ziehen immer mehr Menschen in ihren Bann. Leider ist die Infrastruktur nicht unbedingt mitgewachsen. Die Bahn kommt auf den kuriosen Gedanken, die S-Bahn-Taktung der S 3 zu verlängern und sie fährt nun nur noch zweimal in der Stunde. Parkplätze fehlen – für Besucher und für Anwohner. Einen Shuttleservice – etwa vom Hüttengelände in die Innenstadt – gab es einmal. Aber die Zeche muss bezahlt werden. Entweder muss die Stadt in die strapazierte Geldbörse greifen oder es müssen Sponsoren gefunden werden oder die Nutzer selbst zahlen für einen kostenpflichtigen Shuttle. Bürokratische Hürden verhinderten in jüngster Zeit den Erfolg einer kleinen Wegebahn, die vom Hüttengelände in die Innenstadt führte. In diesem Jahr hat sich deutlich gezeigt: Die Werbung für die Marke Hattingen funktioniert sehr gut, aber die mit den Touristenströmen einhergehenden Herausforderungen müssen gelöst werden. Und dafür haben die Verantwortlichen nicht ein Jahr Zeit – bis zum nächsten Weihnachtsmarkt. Denn im August richtet Hattingen den Hansetag aus und der wird wieder mit einem großen und bunten Programm verbunden sein. Und Touristen in die Stadt holen. Von Vorteil ist: Der Hansetag dauert nur ein Wochenende und nicht vier Wochen. Er kann aber so etwas wie eine Generalprobe werden für den kommenden Weihnachtsmarkt. Hattingen spielt touristisch in der Tat in der Bundesliga – zumindest was Städte vergleichbarer Größe angeht. Historische Orte wie Rüdesheim oder Monschau haben die gleichen Probleme wie Hattingen: Zu viele Menschen an einem eng begrenzten Ort und eine schwächelnde Infrastruktur. Also, liebe Verantwortliche – lasst euch etwas einfallen! Eines muss aber auch gesagt werden: als Ende der achtziger Jahre das Aus für die Henrichshütte kam, sprach man in allen Schlagzeilen von einer sterbenden Stadt. Davon sind wir heute sehr weit entfernt und das ist gut so.