Ennepe-Ruhr-Kreis- In der Arbeitswelt läuft der Betrieb nur dann reibungslos, wenn ein Rad ins andere greift und Fachleute unterschiedlicher Disziplinen Verantwortung übernehmen. Darauf setzt auch die SIHK Akademie und bindet Auszubildende verstärkt in vernetzte Arbeitsprozesse ein. Ein Vorgehen, das auch bei den Firmenkunden der Akademie gut ankommt Am besten funktioniert die Zusammenarbeit immer dann, wenn ein konkretes Projekt umgesetzt werden muss. Darum freute sich Metall-Ausbilder Jens Meyer über die Aufgabe, mit der sein Kollege Andreas Plewnia – zuständig für Automatisierung – mit einem Anliegen zu ihm kam. Plewnia unterrichtet seine Kurse online per Webcam. Um den Teilnehmern komplexe Abläufe zu zeigen, muss er die Kamera häufig auf und ab bewegen – von Hand.
„Ich wusste, dass Jens Meyer viel mit 3-D-Druckern arbeitet und habe ihn gefragt, ob er mir eine Halterung konstruieren kann“, so Plewnia. Meyer machte aus der Bitte ein interdisziplinäres Projekt und bildete aus Niklas Rettberg, 22, angehender Technischer Produktdesigner bei Ebro Armaturen, Lukasz Malik, 27, im ersten Lehrjahr zum Verfahrenstechnologen bei Bilstein, und Nick Ackermann, angehender Industriemechaniker bei Schöneweiß, ein Team. Malik und Rettberg sollten die KameraHalterung aus Kunststoff konstruieren, Ackermann baute nach ihren Vorgaben ein Gestell aus Messing und Stahl.
„Wir haben erst eine Skizze auf Papier gezeichnet, um einen Überblick zu bekommen“, sagt Niklas Rettberg. „Anschließend haben wir mit einem CAD-Programm am Computer 3-D-Modelle erstellt und dann einen Prototypen gedruckt“, so der Azubi weiter. Lukasz Malik hatte da bereits den 3-D-Drucker aufgebaut, eingestellt und programmiert. Nach und nach nahmen die Auszubildenden Anpassungen vor, bis sie nach drei Tagen ihr fertiges Produkt in den Händen halten konnten. Fünf Stunden dauerte es jeweils, bis ein fertiges Teil gedruckt war und überprüft werden konnte.
„Darum haben wir den Prozess in mehrere Elemente unterteilt“, erklärt Jens Meyer. So konnten Malik und Rettberg am Rechner Korrekturen vornehmen, während der Drucker mit der Produktion eines anderen Teils beschäftigt war. Die Vorteile des 3-D-Drucks sieht Jens Meyer sowohl in der Arbeitsmethodik als auch bei den Kosten: „Wir können nach dem Prinzip Trial and Error vorgehen“, erläutert er. „Und am Drucker können wir mit wesentlich günstigeren Materialien arbeiten als in der Metall-Werkstatt“, so der Ausbilder.
„Durch die Zusammenarbeit im Projekt lernen die Azubis vorausschauendes und verantwortungsvolles Handeln und Teamwork. Das ist im Job später unerlässlich“, fasst er die Erfahrung der vergangenen Tage zusammen. Wenige Tage später steht das fertige Stativ bei Andreas Plewnia am Arbeitsplatz und verrichtet seinen Dienst. „Das erleichtert mir die Arbeit erheblich“, freut sich der Automatisierungs-Spezialist.
Doch nicht nur Andreas Plewnia ist begeistert von der Spontan-Aktion seines Kollegen: „Die Firma Ebro findet das Projekt so gut, dass sie den Aufenthalt von Niklas in der SIHK Akademie verlängert hat“, so Jens Meyer.