Hattingen/Ruhrgebiet- Ein stabiles erstes Halbjahr 2016 melden die Unternehmen im Mittleren Ruhrgebiet, im Kreis Recklinghausen und in Westfalen. Das geht aus der halbjährlich durchgeführten branchenübergreifenden Konjunkturumfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen mit Sitz in Bochum hervor. Über 420 Unternehmen – vorwiegend aus dem industriellen Sektor – sind unter anderem nach aktueller Geschäftslage, Auftragssituation, Umsatz- und Ertragslage sowie Personalsituation und ihren Erwartungen für das 2. Halbjahr 2016 befragt worden.
„Wir haben insgesamt wenig Dynamik, das heißt weder belastbare Aufschwung-, aber auch keine sichtbaren Abschwungsignale“, sagt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen. Nicht übersehen werden dürften strukturelle Probleme in einigen Branchen, die zum Beispiel vom Stahl, dem Kraftwerksbau oder dem Bergbau abhängig sind.
Es droht eine schleichende Deindustrialisierung
77 % der befragten Unternehmen gaben eine befriedigende oder gleichbleibend gute Geschäftslage an. Leicht gestiegen sind die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland. „Das sind in beiden Fällen aber keine großen Sprünge, aus denen sich ein etwaiger Aufschwung ablesen lassen könnte“, so Erlhöfer. 64 % gaben eine gleichbleibend gute bzw. befriedigende Umsatzsituation an, 75 % sind auch mit den Erträgen zufrieden. Zurückgegangen sind dagegen die Investitionen. Ein Umstand, den Dirk W. Erlhöfer bereits befürchtet hatte. „Wir sagen seit Monaten, dass NRW eine schleichende Deindustrialisierung erlebt und Investitionen meist im Ausland getätigt werden. Die Politik muss im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegensteuern und ein investitionsfreundliches Klima sowie eine regelrechte Willkommenskultur schaffen “, so Erlhöfers Appell Richtung Düsseldorf. Weiter stabil ist die Personal- und Ausbildungssituation.
Prognose 2. Halbjahr 2016
Große Sprünge erwarten die Unternehmen auch im zweiten Halbjahr 2016 nicht. Zwar gehen 68 % von gleichbleibend guten und befriedigenden Geschäften aus, die Auftrags- und Ertragserwartungen können aber nicht mithalten. „Die Unternehmen sind zurückhaltend in ihren Prognosen, es fehlen die Wachstumsimpulse“, sagt Dirk
W. Erlhöfer. Immerhin – und das verblüfft seit nunmehr mehreren Jahren: Die Personal- und Ausbildungssituation ist und bleibt weiter positiv. „Wir befinden uns aktuell in einer robusten Situation, auch wenn die Umfrage stichtagsbedingt noch nicht die Befürchtungen aus dem Referendum Großbritanniens abbilden kann. Stabilität ist schon viel, denn wenn man die geopolitischen und EU-weiten Entwicklungen betrachtet, käme ein wirtschaftlicher Einbruch zur Unzeit und würde vieles, was in den vergangenen Jahren nach der Krise mühsam und mit harter Arbeit aufgebaut wurde, zunichte machen“, sagt Dirk W. Erlhöfer abschließend.