VERKAUFSVERANSTALTUNG MIT BÜHNENPROGRAMM

Altstadtfest 2023 (Foto: Holger Grosz)

Hattingen- Es ist Samstag der 3. Juni 2023 und eigentlich müsste die gesamte Altstadt Hattingens wegen des gleichnamigen Festes schwarz vor Menschen sein. Vor den Bühnen ist es brechend voll und nirgends kommen Besucher:innen wirklich durch. Doch 2023 ist anders. Zunächst gibt es nur noch zwei Bühnen, die vom Stadtmarketingverein als Veranstalter bespielt werden. Eine auf dem Kirchplatz und eine im Krämersdorf. Vor beiden gibt es genügend Platz, auch klaustrophobische Menschen können sich hier problemlos aufhalten. Die fehlende Bühne am Bunker macht sich bemerkbar, deutlich weniger junge Leute sind in der Stadt unterwegs. Das, was geboten wird, spricht die Boomer-Generation an.

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Insgesamt setzt sich das deutlich erkennbare geringere Interesse der Bevölkerung vom Freitag auch am Samstag fort. Das war zu erwarten, wenn sogar Vertreter der Sponsoren bei der Eröffnung des Altstadtfestes durch Abwesenheit glänzen. Insgesamt könnte RuhrkanalNEWS eine eigene Schlagzeile aus dem Jahr 2015 zitieren: „Coverbandtreffen in Hattingen“. In diesem Jahr sind die meisten Coverbands dafür gar nicht mal so gut. Immerhin, sie schaffen es meistens im Rahmen ihrer Möglichkeiten trotzdem das Publikum mitzunehmen.

Auch auf den Straßen in der Altstadt ist deutlich weniger los, als in zurückliegenden Jahren. Ja, es ist mehr los als an „normalen“ Samstagen, aber jede Bude kann ohne Probleme erreicht und die Waren besichtigt werden. Es gibt nirgends Gedränge. Für die einzelnen Besucher:innen ist das schön, für die Händler:innen wahrscheinlich eher schlecht. Aber möglicherweise geben die Zahlen des Stadtmarketings in wenigen Tagen was anderes her. Vergleichsgrößen aus dem Vorjahr sind bisher allerdings nicht bekannt. Die Politik hatte sie schon vor mehreren Monaten angefordert, nach RuhrkanalNEWS-Informationen wurde dieser Aufforderung bisher noch nicht nachgekommen. Auch den Sponsoren wurde demnach bisher kein Nachweis darüber vorgelegt, wie ihre Unterstützung konkret verwendet wurde. Das sind jedenfalls die Informationen, die der Redaktion auf Nachfrage beim Altstadtfest von einem Mitglied der Stadtverordnetenversammlung das nicht genannt werden möchte mitgeteilt wurden.

Altstadt füllt sich erst richtig am frühen Abend

Auf der Bühne auf dem Kirchplatz spielte Century’s Crime – eine Supertramp Cover Band. Die Zuschauer wollten Party machen und abrocken. Aber auf der Bühne steht eine selbstverliebte Band, die oberlehrehaft zu jedem Song erklärt von welcher LP das folgende Lied stammt und dass es die B-Seite einer vierten Singleauskopplung aus dem Jahr XY ist. Danach dudelt die Band selbstverliebt herum und die Reaktionen, in diesem Fall Nicht-Reaktionen, des Publikums interessieren die Combo nur mäßig, um es diplomatisch auszudrücken. Insgesamt stimmt hier einiges nicht: Wer vom Untermarkt kommt, hört erst zehn Meter vor der Bühne, dass offensichtlich gerade ein Konzert stattfindet. Insgesamt ist die Band eine schlechte Wahl. Neben den bereits beschrieben Schwächen hat Supertramp (und damit auch deren Coverbands) im Vergleich zu anderen Gruppen dieser Zeit vergleichsweise wenig Fans. Nimmt man Youtube als Maßstab, gibt es völlig unbekannte Straßenmusiker, deren Videos ein vielfaches an Klicks haben. Das ist nicht repräsentativ, aber immerhin ein guter Hinweis für Menschen, die Bands buchen.

Im Krämersdorf spielt Granufunk. Der Sänger ist nicht besonders charismatisch, die Musiker sind keine Virtuosen an ihren Instrumenten. Aber die Gruppe liefert ab. Solides Handwerk präsentiert von einer „Rampensau“. Das kommt an. Das Publikum merkt schnell, hier ist die Party. Sie gehen mit und werden von der Band perfekt bedient. So was hätten sich die Besucher am Wochenende häufiger gewünscht.

Tja, und dann ist die Frage, was die Menschen machen, die in Zukunft ihr Geld beim Altstadtfest ausgeben sollen. Die Jugend hat sich in diesem Jahr mit dem fehlenden Angebot abgefunden, nein, abfinden müssen. Sie nutzt die Nebenstraßen und Plätze in der Stadt und macht ihr eigenes Ding. Dazu ist aber kein Altstadtfest nötig, so was geht an lauen Sommerabenden auch spontan. Die jeweilige Messenger-Gruppe befragen, Treffpunkt und -zeit ausmachen und schon läufts. Ganz ohne Stadtmarketing und auch ganz ohne Verkaufsbuden. Immerhin, Bürgermeister Dirk Glaser (parteilos) sagte bei der Eröffnung am Freitag zu, dass es im kommenden Jahr wieder eine Bühne für junges Publikum geben wird.

Fotogalerie zum Samstag von Holger Grosz