TIER-NOTRUF WIEDER IN NORDDEUTSCHLAND

Hier ist der Vereinssitz im Wangerland. Ab Oktober soll das Gebäude auch als Einsatzzentrale für das Unternehmen Tier-Notruf dienen (Foto: Strohdiek)

Hattingen- Tier-Notruf e.V. will zurück zu den Wurzeln. Der im Kreis Friesland ursprünglich unter dem Namen „Tierrettung Friesland e.V.“ gegründete Verein möchte versuchen dort einen Tiertransport aufzubauen. Dort hat der inzwischen als „Tier-Notruf“ firmierende Verein auch bis heute seinen Sitz. In Friesland war der Verein 2015 mit einigen ehrenamtlichen Helfern gestartet, um, ebenso wie in Hattingen und Umgebung, Fundtiere einzufangen und auch Tier-Krankentransporte durchzuführen. Die Pressemitteilung des Unternehmens legt nahe, dass am Vereinssitz auch die Einsatzzentrale aufgebaut werden soll. Nach RuhrkanalNEWS Informationen ist das auch mit einer Verlegung des Firmensitzes verbunden.

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Der erste Anlauf in Norddeutschland scheiterte. Zwar ist der Verein dort noch gemeldet und bietet auch eine (kostenpflichtige) Hotline an, die im Notfall genutzt werden kann, doch de facto passierte dort nur noch wenig. Nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Jörg Schlüter traten die aktiven Vereinsmitglieder aus gesundheitlichen oder beruflichen Gründen seinerzeit wieder aus oder zogen weg. Jedenfalls meldete am 26. Juli 2016 die Wilhelmshavener Zeitung „Die „Tierrettung Friesland“ hat ihren Dienst eingestellt, so dass der Verein hilfsbedürftigen Tieren und deren Haltern derzeit nicht helfen kann. Das gab der Vorsitzende Jörg Schlüter über die Vereinsseite in einem sozialen Netzwerk bekannt. Er erklärt, dass das Projekt unter anderem daran gescheitert ist, dass nur wenige Mitglieder bereit gewesen seien, den Verein tatkräftig zu unterstützen.“

Doch ab 1. Oktober 2019 will Schlüter einen neuen Versuch in Norddeutschland starten. In einer Pressemitteilung teilt er mit: „Die Zeit im Ruhrgebiet habe ich aber nicht ungenutzt gelassen. Die letzten zwei Jahre habe ich dort einen weiteren Standort für eine Tierrettung aufgebaut und bin zwischenzeitlich neben der medizinischen Notfallversorgung von Haustieren auch vertraglich für den Transport von Fundtieren und Tieren aus Sicherstellungen in Bochum, Hattingen, Recklinghausen und Witten zuständig. Hierzu werden neben ehrenamtlichen Mitgliedern auch nebenberufliche und fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt. Des Weiteren sind wir zusätzlich anerkannte Stelle für den Bundesfreiwilligendienst.“

Tier-Notruf wird ein Einsatzfahrzeug an die Nordsee verlegen (Archivfoto: RuhrkanalNEWS)

Wie häufig auch in Hattingen wird dabei nicht ganz klar, ob Schlüter dies in seiner Eigenschaft als Vereinsvorsitzender des Tier-Notruf e.V. mitteilt oder als Geschäftsführer des Unternehmens Tier-Notruf. Denn der Verein ist keine anerkannte Stelle des Bundesfreiwilligendienstes, das Unternehmen darf dagegen Bufdis beschäftigen. Das hatte auf RuhrkanalNEWS-Anfrage das zuständige Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben am 20. Mai 2019 bestätigt. Demnach dürfen die Bufdis im konkreten Fall folgende Aufgaben übernehmen: „Die Bundesfreiwilligen unterstützen bei folgenden Tätigkeiten: Medizinischen Notfallversorgung (erweiterte Erste Hilfe) von verletzten und verunfallten Tieren (Tierrettung) Versorgung, Sicherung und Betreuung von Fund- und Wildtieren, Telefondienst Einsatzzentrale.“ Das dürfen sie aber nur für das Unternehmen, denn in gleicher Mail teilt die Behörde mit „Der Verein ist keine anerkannte Einsatzstelle im BFD. Er kann keine Bundesfreiwilligen beschäftigen.“

Wie im Ennepe-Ruhr-Kreis hat Tier-Notruf nur wenig offizielle Aufgaben

Die Pläne des Verein (oder des Unternehmens) sind vergleichbar mit denen im Ennepe-Ruhr-Kreis. In der Pressemitteilung heißt es „Ab Oktober übernimmt die Tierrettung Einsätze neben den bisherigen Landkreisen Friesland und Wittmund auch in Wilhelmshaven, den Kreisen Aurich, Leer, Wesermarsch und Ammerland sowie in Emden und Oldenburg. Neben der medizinischen Notfallversorgung von verletzten und erkrankten Haustieren sowie deren Transport zum Tierarzt bzw. in die Tierklinik übernehmen wir auch die Sicherung und Rückführung zum Halter von Fundhunden. Des Weiteren kümmern wir uns um verletzte Katzen und Hunde aus Verkehrsunfällen.

Weitere Aufgaben, wie z.B. der generelle Transport von Fundtieren oder die Versorgung von verletzten Wildtieren, würden wir gerne übernehmen, hierzu müssten jedoch zunächst entsprechende Absprachen mit den jeweiligen Gemeinden getroffen werden, da hier die Zuständigkeit bei diesen liegt.“

Schon als Tierrettung e.V. hatte sich der Verein um offizielle Aufträge und die damit verbundenen Zahlungen bemüht. Das berichtete die Nordwest-Zeitung am 25. August 2017. Über einen Vertrag mit dem Kreis Friesland wurde allerdings nichts bekannt. Welche Aufgaben der Verein ab dem 1. Oktober 2019 von seinem Vereinssitz in Wangerland-Tettens tatsächlich übernimmt, bzw. übernehmen kann, wird in der Pressemitteilung nicht verraten.

Bisher keine offiziellen Aufträge bekannt

In der Pressemitteilung teilt Tier-Notruf mit, im welchem Gebiet die Firma zukünftig arbeiten möchte. Dieses umfasst mehrere Landkreise die vom Vereinssitz aus im Extremfall nur mit größerem Zeitverzug zu erreichen sind, da Tier-Notruf nicht mit Sondersignalen und Blaulicht fahren darf. Vom Vereinssitz in Wangerland aus, an dem das Fahrzeug des Unternehmens stationiert werden soll, bis in die äußersten Gebiete des geplanten Einsatzgebietes, beträgt die Fahrzeit ungefähr eine Stunde. RuhrkanalNEWS hat alle Gemeinden und Kreisverwaltungen im von Tier-Notruf genannten Einsatzgebiet angeschrieben, um zu erfahren, ob eine Zusammenarbeit mit Unternehmen oder gleichnamigem Verein geplant ist. Diese Anfrage wurde von etwa der Hälfte der angeschriebenen Verwaltungen beantwortet. Die Antworten waren inhaltlich immer gleich: Tier-Notruf ist nicht bekannt, eine Zusammenarbeit ist nicht geplant.