TANKSTELLEN-ÜBERFALL: OPFER SCHILDERTEN IHRE BRUTALEN ERLEBNISSE

Tankstellen-Überfälle: Drei junge Männer (gepixelt) hier mit ihren Strafverteidigern, sind angeklagt, Raubüberfälle begangen zu haben oder daran beteiligt gewesen zu sein. (Foto: Höffken)


Essen/Sprockhövel – Am heutigen (16. Mai 2024) vierten Verhandlungstag des Prozesses im Landgericht Essen gegen die Tankstellen-Räuber schilderten die Überfallenen ihre Erlebnisse aus dem Tankstellen-Überfall am 07. November 2023 auf der Schmiedestraße in Haßlinghausen und ihre gesundheitlichen Folgen danach.

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Eine 31-Jährige, die bei der Tankstelle als Mitarbeiterin überfallen wurde, schilderte eindrucksvoll das Tatgeschehen und die Brutalität, mit der der 20-jährige Haupttäter vorgegangen war.

„Öffne den Tresor sonst knalle ich Dich ab“, sagte der Täter

Sie erhielt mehrere Schläge mit dem Pistolenknauf auf ihren Kopf und weiterhin noch mehrere Stöße mit dieser Waffe gegen ihren Hinterkopf. Der 20-jährige Täter wollte damit seiner Forderung Nachdruck verleihen, an möglichst viel Geld aus der Kasse und dem Tresor zu gelangen. Er nahm die Angestellte in den „Schwitzkasten“ und forderte sie wiederholt auf, den Tresor zu öffnen.

„Ich hatte panische Angst, weil ich ja wusste, dass ich den Tresor gar nicht öffnen kann“, sagte die junge Frau aus.

Entschuldigung der Täter nicht angenommen

Die vom Haupttäter und von den weiteren beiden angeklagten Mittätern ihr gegenüber angebotenen Entschuldigungen nahm die 31-Jährige nicht an. „Mich erfüllt eine unheimliche Wut und das Tatgeschehen und die Brutalität dabei sind unter keinen Umständen zu entschuldigen“, sagte die Zeugin.

Neben ihrer Versorgung im Krankenhaus nach der Tat war sie längere Zeit nicht arbeitsfähig und leidet bis heute unter teils erheblichen Beeinträchtigungen nach dem brutalen Geschehen auf sie.

„Es ist keine Alltagssituation, wenn einer plötzlich mit einer gezogenen Waffe vor einem steht und Geld haben will“, sagte ein weiterer 33-jähriger Mitarbeiter der Tankstelle aus, der an seinem erst zweiten Arbeitstag in der Tankstelle überfallen wurde. Auch er erhielt Schläge auf den Hinterkopf und musste sich auf den Boden legen.

Für ihn war es schlimm, aus dem Nebenraum heraus die Schmerzensschreie seiner Kollegin zu hören, diese aber nicht sehen zu können. Deren Misshandlung durch den Täter empfand er als besonders schlimm.

Die ihm von der Berufsgenossenschaft und der Polizei angebotene Unterstützung zur Bewältigung des erlebten Geschehens empfand er als sehr wertvoll. Inzwischen hat er nach einem weiteren erlebten Vorfall seinen Job bei der Tankstelle aufgegeben.

Rechtsanwalt Sentner, der den Fahrer des Fluchtwagens vertrat, bot dann noch im Gerichtssaal den beiden Opfern des Überfalls im Namen seines Mandanten eine sofortige Barzahlung von je 1.000 Euro im Rahmen eines Täter-Opfer-Ausgleiches an. Beide Mitarbeiter der Tankstelle erbaten sich Bedenkzeit, um über die Annahme des Angebotes zu entscheiden.

Überfallopfer wollte zwei Tage später die noch offene Tankrechnung bezahlen

Ein 62-jähriger aus Wuppertal wollte am Tage der Tat nach seinem Tanken nur eben noch bezahlen, war noch mit seiner Geldbörse im Verkaufsraum beschäftigt, als er unvermittelt vom 20-jährigen Haupttäter niedergeschlagen wurde. „Ich wurde nur einmal geschlagen, aber das hatte gesessen, ich wurde bewusstlos und ging zu Boden“, sagte der Überfallene aus.

Zwei Tage später kehrte er zur Tankstelle zurück, denn er wollte ja noch seine Tankfüllung bezahlen, die wurde ihm jedoch von der Ölgesellschaft erlassen. Auch seine beim Tatablauf abhandengekommene Geldbörse mit der BVB-Dauerkarte erhielt der Überfallene schon kurze Zeit später von der Polizei zurück. „Das Wichtigste dabei war die BVB-Dauerkarte“, sagte der Zeuge schmunzelnd.

Tankstellen-Überfall: Kunde Carsten H. wurde durch Schläge mit der Pistole vom Täter am Kopf verletzt. (Foto: Höffken)
Tankstellen-Überfall: Die Oil-Tankstelle in Haßlinghausen. (Foto: Höffken)

Überfallener Kunde sorgte für die Festnahme eines Täters

Ein 56-Jähriger schilderte ebenfalls das Tatgeschehen, als er den Verkaufsraum betrat. „Der Täter drückte mir seinen Pistolenlauf im Verkaufsraum direkt ins Auge und wollte, dass ich ihm meine Geldbörse in einen Korb lege“, sagte der frühere Polizeibeamte und ergänzte, dass er ihm dann seine Geldbörse vor die Füße geworfen habe und als Quittung einen Schlag mit der Pistole von oben nach unten auf den Kopf und in das Gesicht erhielt.

Die Wucht des Schlages durch den Täter ließ ihn zu Boden gehen und als er kurze Zeit später dem dann flüchtigen Täter mit seinem PKW hinterhereilte, kommentierte er dieses im Gericht mit den Worten „Da war es meine Show“.

Er folgte dann in seinem PKW dem Täter, der zu Fuß Richtung Haßlinghausen flüchtete. Nach einiger Zeit bemerkte der Täter, dass ihm jemand folgte, zielte mit seiner Pistole erneut auf den Verfolger und stieg in einen am Straßenrand geparkten unbeleuchteten VW-Golf. Der Wagen flüchtete und der 56-Jährige nahm weiterhin die Verfolgung mit seinem PKW auf.

Das Täter-Fahrzeug hielt kurze Zeit später, und der 56-Jährige wurde erneut mit der Pistole bedroht. Da er aber das Fernlicht seines PKW eingeschaltet hatte, bewertet er mitten in der Nacht das Risiko, von einer Pistolenkugel aus dem Dunkeln heraus getroffen zu werden, als gering ein.

Überfallener Kunde bringt Mittäter zu Boden

Auf der weiteren Flucht über die Mittelstraße hielt das Täter- Fahrzeug plötzlich mitten auf der Fahrbahn an. Der 56-jährige frühere Polizeibeamte, kurze Zeit vorher noch niedergeschlagen, schilderte die Situation vor Gericht so: Ich stieg aus meinem Auto, betrachtete den Fahrer des Fluchtwagens und habe gedacht „Das krieg ich hin“.

Er ging dann den Fahrer des Fluchtwagens körperlich an und brachte ihn zu Boden. Die fast gleichzeitig eintreffende Polizei legte dem Tatverdächtigen dann Handfesseln an und stellte das Fluchtfahrzeug sicher. Der Beifahrer des Fluchtwagens flüchtete und konnte später nach dem Einsatz eines Polizeihubschraubers durch Kräfte der Polizei festgenommen werden. Der Haupttäter wurde von SEK-Kräften der Polizei einen Tag später verhaftet.

Seit dem 8. November 2023 befinden sich zwei der Täter in Untersuchungshaft. Mit einem Urteil „Im Namen des Volkes“ gegen die drei Angeklagten wird Ende Mai gerechnet. Die drei Angeklagten sind weitgehend geständig.

2 Kommentare zu "TANKSTELLEN-ÜBERFALL: OPFER SCHILDERTEN IHRE BRUTALEN ERLEBNISSE"

  1. Thomas Marx | 17. Mai 2024 um 8:20 |

    Was muss da noch lange verhandelt werden. Alle 3 gleich mit Höchststrafe ins Gefängniss. Besser noch in ein Arbeitslager, dann können sie was für die Allgemeinheit tun.

  2. Immanuel Kant | 17. Mai 2024 um 11:09 |

    Am 9. Juni sind ja Wahlen. Da besteht eine Möglichkeit Flagge zu zeigen und sich auch zur Bevormundung seitens der EU zu positionieren

Kommentare sind deaktiviert.