Hattingen /Dubrovnik – Kroatien ist seit vielen Jahren ein beliebtes Urlaubsland. Viele Deutsche nutzen die Sommerferien um in den Fluten der Adria die Beine und in den örtlichen Restaurants die Seele baumeln zu lassen. Für ein Redaktionsmitglied bei RuhrkanalNEWS ist Kroatien bisher allerdings bisher ein nie besuchtes Land geblieben. Das hat sich, durch einen Auftrag, nun geändert. Lesen Sie hier einen persönlichen ersten Eindruck von Kroatien oder um genau zu sein, von Süd-Dalmatien.
Der RuhrkanalNEWS-Reisetipp im Film
Wohin geht die Reise?
Eine kurze Zusammenfassung liefert Wikipedia: Die dalmatinische Landschaft ist eine zerklüftete und verkarstete Küstenlandschaft. Wichtigstes Merkmal der Region sind die etwa 942 Inseln, Holmen, Klippen und Felsen. 78 % aller kroatischen Inseln liegen in dieser Region. Die Gesamtfläche der Inseln beträgt 2070 km², was etwa 4 % der Fläche Kroatiens entspricht. Der Ursprung der Inseln liegt im dinarischen Festland, die Inseln sind die über den Meeresspiegel herausragenden Teile dieser bergigen Landschaft. Die Inseln im Norden des Landes sind zahlreicher, aber auch kleiner. Ihre Form ist länglich und verläuft parallel zur Küste. Dazu gehören Pag, Ugljan, Pašman, Dugi otok, Kornati und Žirje.
Die offene Küste auf Höhe des Ortes Ploče ist die unsichtbare Grenze zwischen Nord- und Mitteldalmatien. Die mitteldalmatinischen Inseln Hvar, Brač, Šolta, Korčula, Vis, Lastovo und Čiovo sind größer und haben eine östlich-westliche Ausrichtung im Gegensatz zu den Inseln im Norden, die nordwestlich-südöstlich ausgerichtet sind. Nordwestlich von Vis befinden sich Jabuka und Brusnik – diese Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Die südlichsten Inseln Dalmatiens sind Mljet und Elafitische Inseln sowie auch die Halbinsel Pelješac. Die meisten Inseln (vor allem die Erhebungen) bestehen aus Kreidegestein, während die Täler und Einsenkungen aus weniger durchlässigem Dolomitstein bestehen. Es gibt auf manchen Inseln in den Niederungen Moore. Durch die Korrasion entstanden an den Rändern der Niederungen die Kiesstrände.
Die Küste ist etwa 1200 km lang. Der südliche Teil der Velebit-Küste ist sehr steil und unzugänglich, die Verbindung zum Hinterland nur spärlich ausgebaut. Die Küstenregion um Zadar, Biograd und Trogir ist sehr fruchtbar. Die letztere liegt am Neretva-Delta, eine aus Flysch bestehende Landschaft. Südlich von Dubrovnik ist die Küste offen und somit am meisten von der Korrasion betroffen.
Das Mittelmeerklima zeichnet sich durch milde, feuchte Winter und sonnige, trockene Sommer aus. Der Niederschlag ist an der Küste Dalmatiens mit etwa 3000 mm im Süden und 1800 mm im Norden wesentlich höher als im Landesinneren. Die Durchschnittstemperaturen betragen im Juli 24,8 °C und im Januar 5,1 °C. Für die Region ist der Scirocco typisch, ein heißer Wind aus südlicher bis süd-östlicher Richtung. Der gelegentlich auftretende kalte Fallwind Bora kann eine Geschwindigkeit bis von 250 km/h erreichen und zählt zu den stärksten Winden der Welt.
Übernachten (fast) da wo Winnetou ritt
Das Ziel unserer Fahrt ist die Halbinsel Pelješac, genau gesagt der Ort Orebić. Der kleine Ort liegt direkt an der Küste, etwa auf halber Höhe der Halbinsel. Direkt gegenüber liegt das Städtchen Korčula auf der gleichnamigen Insel. Orebić hat rund 4.000 Einwohner und liegt malerisch eingebettet zwischen den gut 900 Meter hohen Bergen und dem Meer. Hier kommen Wanderurlauber genau so auf ihre Kosten, wie überzeugte Strandgänger. Bei der Anreise wählen wir den Landweg, eine Fährverbindung von Ploče nach Trpanj würde die Fahrstrecke verkürzen, bringt aber keinen wesentlichen Zeitvorteil. Auf der Fahrt durch Dalmatien sind die weißen Gebirgszüge sehr prägend. Sie reichen an vielen Stellen bis ans Meer . Ältere Reisende erinnern sich sofort an die Winnteou-Filme der 60-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Kein Wunder, sie wurden ganz in der Nähe, ebenfalls in Dalmatien gedreht.
In Orebić mieten wir ein Mobilehome auf dem Campingplatz „Camping Nevio“. In der Vor-Vorsaison ist es hier noch sehr ruhig, nur ein, zwei Wohnmobile sind hier abgestellt, meistens sind die Urlauber auf der Durchreise. Die Mitarbeiter des Campingplatzes sind ausnehmend freundlich und alle mit den Vorbereitungen auf die Urlaubszeit beschäftigt. Sämtliche Unterkünfte werden nach der Winterruhe gereinigt, Bauarbeiter legen neue Natursteinmauern an, um weitere Stellplätze für den Sommer zu schaffen. Wir haben auf dem noch leeren Campingplatz die Möglichkeit ungestört und unbeobachtet alles genau zu besichtigen.
Für den Autoren dieser Zeilen ist es der erste Besuch in Kroatien und damit der erste Kontakt mit einem der Campingplätze hier. Für preisbewusste Surfer gibt es zahlreiche Möglichkeiten das Wohnmobil einfach auf einer Wiese mit Wasseranschluss abzustellen. Hier wird dann außer Wasser, Strom und einer einfachen Sanitäranlage nichts weiter geboten. Camp Nevio setzt dagegen auf Familien und Hundebesitzer. Für den Schreiber dieser Zeilen ist Camp Nevio ein positiver Camping-Kulturschock. Bisher war er vor allem in Frankreich zum Campen unterwegs. Doch die dortigen Standards bleiben weit hinter denen auf dem Campingplatz in Orebić zurück.
Die sanitären Anlagen sind äußerst großzügig und schon fast luxuriös ausgestattet. Die einzelnen Duschen haben Kabinen und einen großen Vorraum. Hier muss niemand Angst haben, dass die Wechselsachen unbeabsichtigt nass werden. Die Toiletten werden mehrfach täglich gereinigt und für Familien mit kleinen Kindern gibt es einen eigenen Waschraum mit Badewanne. Hundebesitzer finden eine Außendusche für ihre Tiere.
Vom Campingplatz gibt es einen direkten Zugang zum Meer, ein besonders ausgewiesener Hundestrand sorgt für konfliktfreies Badevergnügen. Auf dem Campingplatz selbst gibt es ein Fußball-Kleinfeld, einen Streetbasketball- und einen Tennisplatz. Eine Minigolfanlage und ein Freiluft-Fitnessstudio komplettieren den Sportbereich. Ein Hundetrainigsplatz ist geplant, aber zum Zeitpunkt unseres Besuches noch nicht fertig.
Beeindruckend ist auch, wie sauber der gesamte Platz ist. Urlauber, die die Anlage auch zur Hauptsaison kennen, versichern uns, dass es dann ebenfalls so aussieht. Die Mülltrennung erfolgt in mehreren Containern direkt an der Rezeption, dort können auch Chemieklos der Wohnmobile geleert werden. Selbst ein Autowaschplatz ist vorhanden. Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein gut ausgestatteter, großer Supermarkt.
Bei unserem Besuch ist der campingplatzeigene Pool noch nicht in Betrieb, ebenso wenig das kleine Restaurant. Dennoch lässt sich hier, wie an vielen anderen Stellen, sehen, mit welcher Detailfreude die Betreiber versuchen eine angenehme und bequeme Atmosphäre zu schaffen. Und das zu durchaus moderaten Preisen.
Orebić und Umgebung
Orebić hat rund 4.000 Einwohner und wirkt noch vergleichsweise ursprünglich. Natürlich sind die zahlreichen Restaurants und Bars auf Touristen eingestellt. Die meisten wird es vermutlich nur wegen der Urlauber geben. Mit Fähren kann man nach Korčula übersetzen. Möchte man die schöne, kleine Altstadt besichtigen, lohnt es sich nicht, das Auto mitzunehmen. Die Personenfähre legt direkt an der Altstadt an. Hier befindet sich das Geburtshaus von Marco Polo. Zum Zeitpunkt unseres Besuches wurde es allerdings Kernsaniert und wird, nach Auskunft eines Bauarbeiters, während der Saison 2018 geschlossen bleiben. Das Marco Polo Museum ist aber geöffnet. Die Altstadt bietet mit ihren malerischen, schmalen Gassen viele Fotomotive. Sie ist auch heute noch von „echten Menschen“ bewohnt und nicht nur eine touristische Hülle. Damit unterscheidet sie sich ganz deutlich von der größeren und beeindruckenderen Altstadt in Dubrovnik. Den Besuch des etwa eine Autostunde entfernt liegenden Weltkulturerbes sollte man sich jedoch keinesfalls entgehen lassen.
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Auf dem Weg nach Dubrovnik kommt man durch das Städtchen Ston. Hier gibt es ebenfalls eine schöne Altstadt und vor allem eine beeindruckende Festungsanlage. Wer beides ausgiebig besichtigen möchte, sollte einen ganzen Tag einplanen. Wie in allen Altstädten der Region gibt es auch in Ston viele gute Restaurants, die traditionelle Gerichte anbieten. Selbstverständlich werden die Besucher hier auch mit den europäischen Standards wie Pizza, Burgern und Pommes versorgt. Es findet sich für jeden Geschmack und Geldbeutel das passende Angebot.
Doch das RuhrkanalNEWS-Team bekommt den Tipp, zum Essen ins benachbarte Städtchen Hodilje zu fahren. Er liegt einige Kilometer außerhalb. Dort soll es ein wunderbares, ursprüngliches Restaurant geben. Auf dem Weg dorthin beschleichen uns allerdings Zweifel. Kein Schild kündigt ein Restaurant an. Selbst in dem kleinen Örtchen gibt es keinen Hinweis. Doch dann, am kleinen Hafen, werden wir fündig. Den Innenbereich des Restaurants lassen wir direkt links liegen und begeben uns auf die Außenterrasse. Schließlich kann die Region bei unserem Besuch Mitte April bereits mit Temperaturen oberhalb 20°C trumpfen.
Zu unserem Erstaunen gibt es keine Karte. Die Muscheln, unter anderem frische Austern, werden ständig angeboten, die Fische wechseln von Tag zu Tag. Die Frage „Do you want to see the catch of the day“ macht klar, warum eine Karte sinnlos wäre. Hier kommt nur auf den Tisch, was die Restaurantbetreiber selbst aus dem Meer holen konnte. Das RuhrkanalNews-Team lässt sich nicht lumpen und probiert sich einmal durchs Angebot. Frische Austern, ein Muscheltopf, Doraden, große Garnelen und eine regionale Kuchenspezialität landen nacheinander auf dem Tisch. Dazu gibt es einen einfachen, aber sehr leckeren weißen Hauswein. Keine 70 Euro muss das Team am Ende insgesamt für das sensationell gute Essen bezahlen. Dass wir eingeladen werden mit dem Boot rauszufahren, als der Restaurantbesitzer seine Netze ausbringen will und weitere Muscheln von der restauranteigenen Muschelbank zu ernten, ist ein weiterer unerwarteter Höhepunkt des Tages.
Eindrücke vom Geheimtipp in Hodilje
Fazit
Kroatien ist eine Reise wert! Wir haben in Süddalmatien ausnahmslos freundliche, hilfsbereite Menschen getroffen. In den Touristenhochburgen werden sich dennoch die weltweit vorhandenen Taschendiebe und andere Tunichtgute herumtreiben, da macht sich wohl niemand Illusionen. Hier kann man immernoch preiswert Urlaub machen. Wenn man sich darauf einlässt lokale Spezialitäten zu probieren, wird man merken, dass Reisen tatsächlich Körper und Geist bildet. Von einfachen Campingplätzen über gehobene Ausstattung, die westeuropäische Standards locker übertrumpft, bis hin zu guten Ferienwohnungen und -häusern lässt sich mit jedem Budget dort angenehm wohnen. Für die Anreise mit dem Auto sollte man allerdings wohl zwei Tage einplanen. Direktflüge gibt es aber unter anderem ab Dortmund.
In diesem Sinne: Dobrodošli u Hrvatsku, dobrodošli u Dalmaciju!