KRITIK AM EVANGELISCHEN KRANKENHAUS

Hattingen- Der Aufenthalt einer Hattingerin im evangelischen Krankenhaus hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Die Patientin schildert im Gespräch mit RuhrkanalNEWS ihre Eindrücke, die teilweise haarsträubende Zustände beschreiben. Sie möchte ihren echten Namen aus privaten Gründen nicht online lesen, deshalb nennen wir sie in diesem Text Martina Schmidtmüller.

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„Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass die Station sehr ungepflegt ist und etwas heruntergekommen wirkt“, beschreibt Martina Schmidtmüller. „Direkt an der Wand neben meinem Bett klebten Popel, die Griffe am Bett -an denen man sich hochziehen kann- waren fleckig und verschmutzt.“ Einige Apparate seien offensichtlich defekt, ein Defibrillator auf ihrer Station gar ganz verschwunden. Doch das ist erst der Anfang.

Angeblich laktose- und fruktosefreie Mahlzeit (Foto: Martina Schmidtmüller)

Angeblich laktose- und fruktosefreie Mahlzeit (Foto: Martina Schmidtmüller)

Angeblich laktose- und fruktosefreie Mahlzeit (Foto: Martina Schmidtmüller)

Angeblich laktose- und fruktosefreie Mahlzeit (Foto: Martina Schmidtmüller)

Martina Schmidtmüller leidet an einer chronischen Darmerkrankung. Krankenhausaufenthalte sind für die junge Frau also nichts ungewöhnliches. Sie leidet außerdem an einer diagnostizierten Laktose- und Fruktose-Intoleranz. Dementsprechend weist sie nach eigenen Angaben in jedem Aufnahmegespräch darauf hin, dass sie entsprechende Mahlzeiten benötigt. „Das wurde auch im EvK gemacht, schriftlich festgehalten und auch auf jedem Begleitzettel meiner Mahlzeiten so vermerkt“, sagt Martina Schmidtmüller. „Doch wenn angekreuzt ist, dass die Mahlzeit laktose- und fruktosefrei ist, aber der Quark auf dem Tablett der gleiche ist, den alle bekommen, ist das bedenklich. Vor allem, wenn noch ein Apfel daneben liegt“

Noch bedenklicher findet Martina Schmidtmüller allerdings, dass sie sich auch um eine Mitpatientin kümmern muss. Demnach wird die alte Dame nur mit einem kurzen OP-Hemd bekleidet in das gemeinsame Zimmer zurückgeschoben. Bei jeder Drehung im Bett, liegt die Mitpatientin „untenrum frei“, wie es Martina Schmidtmüller beschreibt. Als nach mehrmaliger Bitte an das Pflegepersonal, der Dame doch bitte wenigstens einen Slip anzuziehen, nichts passiert, schreitet Martina Schmidtmüller ein. „Ich habe dann auf Bitten der alten Dame einen ihrer Slips aus dem Schrank geholt und ihr beim Anziehen geholfen. Die Frau war dazu alleine gar nicht in der Lage.“

Defekt oder "normale Gebrauchsspuren"? (Foto: Martina Schmidtmüller)

Defekt oder „normale Gebrauchsspuren“? (Foto: Martina Schmidtmüller)

Doch das war nicht das einzige Mal bei dem von der Patientin Eigeninitiative gefordert wird, berichtet sie weiter. Die Toilette, die gemeinsam von mehreren Patienten genutzt werden soll, ist demnach einmal völlig verdreckt. „Ich lag auf einer Station für Darmerkrankungen, da kann sowas passieren“, so Martina Schmidtmüller. „Die Patientin die das verursacht hatte, litt unter schwerem Durchfall, man kann ihr also keinen Vorwurf machen. Aber niemand auf der Station fühlte sich zuständig für die Säuberung der Toilette.“ Also putzt Martina Schmidtmüller irgendwann, nach mehreren Stunden, selbst, um eine saubere Toilette nutzen zu können. Kurz danach wird die Durchfallpatientin angeblich verlegt, da sie infektiös sei.

Nach diesen Vorfällen, so Martina Schmidtmüller, sei es fast eine Nebensächlichkeit, dass sie  und einige andere Patienten einmal kein Mittagessen bekommen. „Eine Pflegerin teilte uns mit, dass man die Mittagessen wegen abgelaufener Haltbarkeitsdaten habe zurückgehen lassen,“ so die Hattingerin. Inzwischen ist sie wieder aus dem Krankenhaus entlassen, sie klingt auch nicht so, als wolle sie sich dort nochmal behandeln lassen.

EvK bestreitet sämtliche Vorwürfe

Pressesprecher Eberhard Franken kann die Vorwürfe von Martina Schmidtmüller nicht nachvollziehen. Mit ihrer Erlaubnis hat RuhrkanalNEWS ihm den wahren Namen genannt, so dass der Pressesprecher sich direkt beim Pflegepersonal, der Stationsleitung und dem Beschwerdemanagement erkundigen kann.

Dass die Station ungepflegt und verschlissen sei, will niemand bestätigen. Es geben dort an Betten, Wänden und Möbeln „normale Gebrauchsspuren“, so wie sie in einem Krankenhaus mit vielen Patienten eben aufträten. Der Pressesprecher bestätigt, dass es auf der Station keinen Defibrillator gibt. „Wir müssen die Geräte auch nicht auf jedem Flur aufhängen, es gibt noch nicht mal eine Verpflichtung überhaupt welche aufzuhängen“, so Eberhard Franken. „Wir befinden uns schließlich in einem Krankenhaus, bevor Laien einen Defibrillator richtig angelegt haben, sind Ärzte zur Stelle und können alles Nötige einleiten.“

Griff über dem Krankenbett (Foto: Martina Schmidtmüller)

Griff über dem Krankenbett (Foto: Martina Schmidtmüller)

Zu den Vorwürfen rund um die Mahlzeiten macht der Krankenhaussprecher deutlich, dass man in jedem Fall die entsprechenden Vorgaben einhalte. Wer laktose- und fruktosefreie Mahlzeiten benötige, bekomme diese zuverlässig. „Allerdings gibt es immer wieder Patienten, die bei der Aufnahme auf entsprechende Kost bestehen und dann während des Aufenthaltes doch plötzlich Obst haben wollen das sie eigentlich nicht vertragen“, so Eberhard Franken. „Auf Wunsch bekommen die Patienten dann auch diese Nahrungsmittel.“ Dass ein komplettes Mittagessen an den externen Betrieb zurückgegeben worden sei, bestreitet der Sprecher. „In der fraglichen Zeit musste allerdings einmal der Nachtisch zurück an den Catering-Betrieb geschickt werden“, so Eberhard Franken. „An dem Tag gab es als Ersatz für die Patienten Kuchen. Falls das für einige Patienten nicht in Ordnung war, können wir nur um Entschuldigung bitten.“

Dass Martina Schmidtmüller eine andere Patientin ankleiden musste, bestreiten nach Auskunft des Sprechers die Pflegekräfte der Station. Zur verdreckten Toilette verweist er darauf, dass diese Arbeiten durch eine externe Firma erledigt werden. „Unsere Pflegekräfte haben dafür auch gar keine Zeit, sie kümmern sich um die Patienten. Sie können allerdings, bei entsprechenden Hinweisen, eine zusätzliche Reinigung veranlassen“, so Eberhard Franken.  „In keinem Fall ist es so, dass unsere Patienten Reinigungsaufgaben übernehmen müssen.“

Beim Beschwerdemanagement der Hauses ist man demnach von den Vorwürfen überrascht. Niemand habe sich in der fraglichen Zeit beschwert. Auch Martina Schmidtmüller habe sich nicht an die Qualitätssicherung gewandt, aber nur so könne man aber schnell auf eventuelle Missstände reagieren. Ein Hinweis, den Eberhard Franken ausdrücklich bestätigt. „Wenn was falsch läuft, und das kann man nie ausschließen, wenden Sie sich möglichst sofort an unser Beschwerdemanagement.“