KRIMINALSTATISTIK 2022 VORGESTELLT – MEHR TATEN

Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 der KPB. Polizei-Direktor Frank Kujau, Landrat Olaf Schade und Kriminalrat André Pieper (.v.re.) (Foto: Höffken)

Ennepe-Ruhr-Kreis – Fast zeitgleich mit NRW-IM Herbert Reul für ganz NRW – hat auch Landrat Olaf Schade zusammen mit den Verantwortlichen der Polizei die Kriminalstatistik 2022 für den Bereich der Kreispolizeibehörde Schwelm vorgestellt. Wir berichten hier nur über einen kleinen Ausschnitt aus der Statistik der Straftaten und der Ermittlungserfolge.

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Mit mehr als 1,37 Millionen Delikten sind die Kriminalitätszahlen in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr um 13,7 Prozent gestiegen. Bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2022 zeigt sich der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul am Dienstag deshalb besorgt. Gleichzeitig plädiert er dafür, das Zahlenwerk nüchtern zu betrachten: „Schönfärberei hilft jetzt ebenso wenig, wie alles schwarz zu malen. Wir müssen uns fragen, wieso die Zahlen sind wie sie sind.“

Reul sieht in vielen Bereichen eine Rückkehr zur Normalität nach der Pandemie. In manchen Bereichen hingegen sei ein Pendeleffekt erkennbar. „Wir haben in einigen Bereichen im Vergleich zum Corona-Vor-Jahr einen Anstieg. Das, was in den Pandemiejahren nicht gemacht wurde, wurde 2022 nachgeholt. Dann aber exzessiver, wilder und noch mehr davon.“

Zudem wirke sich auch der Dauerkrisenmodus, den es seit drei Jahren gibt, auf die Menschen und somit auch auf die Kriminalstatistik aus. Die veränderten Zahlen im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität erklärte der Innenminister auch damit, dass es für Kinder zwei Jahre lang pandemiebedingt wenig Raum gab, um sich sozial zu entwickeln. Gefehlt haben auch Möglichkeiten zu lernen, wie Konflikte gewaltlos zu lösen sind, weil zeitweise Schule und Freizeitangebote ausfielen.

Arbeitsauftrag für Polizei und Gesellschaft

„Außerdem seien die gestiegenen Fallzahlen ein Beleg dafür, dass heute mehr angezeigt wird und dass heute Dinge angezeigt werden, die früher nicht Teil der Statistik waren, wie zum Beispiel Schulhofraufereien. Zudem habe das Angebot der Online-Wache der nordrhein-westfälischen Polizei das Erstatten einer Anzeige deutlich vereinfacht. All diese Faktoren würden die Kriminalitätszahlen beeinflussen“, so Reul.   

Minister Reul: „Die Zahlen sind ein Arbeitsauftrag. Für die Polizei, aber genauso für uns als gesamte Gesellschaft.“

Allgemeine Kriminalitätsentwicklung – Mehr Straftaten auch im Ennepe-Ruhr-Kreis
Im Jahr 2022 wurden 1.366.601 Straftaten in Nordrhein-Westfalen erfasst. Zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 13 Prozent. Auch zum Vor-Corona-Jahr 2019 ist das ein Anstieg. Im Bereich der Kreispolizeibehörde Schwelm (KPB) gab es mit 12.889 Straftaten 1.780 Taten mehr als im Vorjahr. Das entspricht einer Steigerung von 16 Prozent.
Die Aufklärungsquote der NRW-Polizei hat sich bei über 50 Prozent stabilisiert, im Bereich der KPB betrug sie für das letzte Jahr sogar 55,4 Prozent.

Kriminalstatistik 2022 – alle Taten nach Städten im Bereich der KPB Schwelm. (Folie: KPB, Foto: Höffken)

Auffällige Deliktbereiche
Im Bereich „Diebstahl gibt es im Bereich der KPB Schwelm mit 3.615 erfassten Fällen im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 26,8 Prozent. So machen Diebstahldelikte etwa 28 Prozent aller festgestellten Straftaten der KPB aus. „Die gestiegenen Zahlen zeigen uns, dass Diebstahl letztes Jahr traurige Konjunktur hatte. 2022 ist das Leben wieder zurück auf die Straße gekehrt und damit auch die Tatgelegenheiten, auf die die Diebe lauern“, so der Minister.

Im Bereich „Raub-Delikte“ zählt die EN-Polizei im Jahr 2022 81 Fälle. Zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 52,8 Prozent. Die Aufklärungsquote lag bei 58 Prozent.

Die drei Raubüberfälle auf die Netto-Filiale in Niedersprockhövel sind noch nicht aufgeklärt. (Foto: Höffken)

Zu den bisher ungeklärten Raub-Delikten gehören auch die drei Raubüberfälle auf die Netto-Filiale in Niedersprockhövel am 14. Oktober, 20. Oktober und 07. Dezember 2022.

Die erfassten schweren und gefährlichen Körperverletzungen stiegen im Ennepe-Ruhr-Kreis um 4,2 Prozent auf 246 Fälle. „Warum ist die Zündschur so viel kürzer geworden?“, fragt sich Minister Reul. Das habe sicherlich auch etwas mit dem veränderten Klima in der Gesellschaft zu tun. „Das fängt ja schon im Kleinen an, wenn man in der Schlange am Supermarkt steht. Der Ton ist schroffer geworden. Und dann wird die Mücke schneller zum Elefanten als man gucken kann“, gibt Reul zu Bedenken.

Im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (+645 Taten). Bei knapp 5.163 Tatverdächtigen im Bereich der KPB Schwelm ist jeder vierte unter 21 Jahre alt gewesen.

Mehr Wohnungseinbrüche – allein 60 in Hattingen

Die EN-Polizei gibt die Anzahl der im letzten Jahr bearbeiteten und abgeschlossenen Wohnungseinbrüche mit 302 Fällen an. Das sind 129 Taten mehr als im coronabedingten Vorjahr 2021. Man bedenke, dass es im Jahre 2015 noch 765 Wohnungseinbrüche im Ennepe-Ruhr-Kreis gab.

Von den 302 Fällen des Vorjahres entfielen 60 Wohnungseinbrüche auf Hattingen und 41 auf Sprockhövel.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Im Bereich dieses Deliktfeldes wurden 591 Taten von der Polizei der KPB Schwelm bearbeitet, das sind 291 Taten mehr als im Jahre 2021.

Im Bereich Kinderpornographie und Kindesmissbrauch bleiben die Fallzahlen konstant. 2022 wurden in NRW im Bereich Kindesmissbrauch über 4.100 Fälle registriert. Im Bereich Kinderpornographie waren es über 11.000 Fälle. Erfreulich sei, dass die Aufklärungsquote im Bereich der Kinderpornographie bei über 80 Prozent liege, so Reul: „Weil die Polizei rastlos ist und den Tätern keine Ruhe lässt, halten sich hier die Zahlen auf einem hohen Niveau. Da wird geackert. Da wird gewühlt und gegraben. Und das wird so weitergehen.“

Straftaten zum Nachteil älterer Menschen -Täter skrupellos

Im Bereich der KPB wurden 32 Taten zum Nachteil von Senioren:innen registriert. Den dadurch entstandenen Schaden gibt die Polizei mit 768.000 Euro an. Die Täter sind gut organisiert und gehen arbeitsteilig vor.

Diese Straftaten zum Nachteil von Senioren:innen verzeichnen hohe Fallzahlen. Es handelt sich bei den Tätern meist um überregional handelnde Tätergruppen. Sie sind skrupellos und es kommt immer wieder zu hohen Schadenssummen. Im Bereich der Vermögens- und Eigentumsdelikte sind ältere Menschen häufig von Straftaten betroffen.

Diese Delikte durch überregionale Tätergruppen erstrecken sich häufig auf Betrugsdelikte im häuslichen Umfeld. Dabei werden die Verhaltensweisen und Instinkte der älteren Menschen ausgenutzt. Die Senioren:innen verfügen über stark ausgebildetes Sozialverhalten, welches sich durch Höflichkeit, Anstand, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme auszeichnet. Die Täter:innen verfügen über eine gute rhetorische Ausbildung und verstehen es, die Senioren:innen gezielt unter Stress zu setzen und sich deren Sozialverhalten zu Nutze zu machen.

Um dem Trend entgegenzuwirken und somit noch mehr potenzielle Opfer sowie deren Nachbarn:innen und Verwandte sensibilisieren zu können, sollen ehrenamtliche Helfer:innen ausgebildet werden. Durch eine Zusammenarbeit mit diesen Lotsen sollen den älteren Mitmenschen Kompetenzen zur Selbsthilfe vermittelt werden.  

Einsatzkräfte an der Filiale, nach Bankautomatensprengung in Sprockhövel (Foto: Höffken)

Sprengung von Geldautomaten

Auch im Kampf gegen die Sprengung von Geldautomaten sind erste Erfolge zu sehen. Zwar gab es 2022 in NRW insgesamt 182 Sprengungen, zwei davon in Sprockhövel. Gleichzeit zeigen die Zahlen, dass sich mit der Einführung der Sonderkommission Bekämpfung und Ermittlung von Geldausgabeautomaten-Sprengungen (BEGAS) etwas getan hat. Im zweiten Halbjahr 2022 gab es 78 Sprengungen. Im zweiten Halbjahr des Jahres 2021 waren es noch 108 Sprengungen. Dieser vorsichtige Trend habe sich im Januar 2023 fortgesetzt. „Wir wissen, wie es geht. Und die Betreiber der Geldautomaten rüsten auf“, freut sich der Innenminister.

Alle Tabellen der Polizeilichen Kriminalstatistik der KPB Schwelm für 2022 finden Sie hier.

Fazit

Trotz gestiegener Fallzahlen im vergangenen Jahr hat sich die Kriminalitätsentwicklung im Bereich der KPB Ennepe-Ruhr-Kreis auf einem niedrigen Niveau stabilisiert. Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, ist deutlich unter dem Landesdurchschnitt, womit das Kreisgebiet im Zuständigkeitsbereich der KPB Ennepe-Ruhr-Kreis zu einem der sichersten Landkreise des Bundeslands NRW gehört, so Landrat Olaf Schade.

Kommentar: Die Beamtinnen und Beamten der Polizei haben auch im letzten Jahr wieder gute Arbeit geleistet. Dennoch wünschen sich viele Bürgerinnen und Bürger nach wie vor deutlich mehr und auch mehr sichtbare Polizeipräsenz.