KOMMENTAR: SOLIDARITÄT FÜR ALLE

Der RuhrkanalNEWS-Kommentar (Grafik: RuhrkanalNEWS)

Ein Kommentar von Frank Strohdiek.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Krisen bringen, das ist eine Binsenweisheit, gute wie schlechte Charakterzüge zum Vorschein. Was sich sonst im Alltag gut verstecken lässt, wird plötzlich wie im Scheinwerferlicht für alle sichtbar.

Die einen nutzen beispielsweise die Zeit der Kontaktsperre, um in großer Zahl in ihrer Wohnung privat Gesichtsmasken herzustellen. Diese Mitmenschen verschenken sie anschließend an Altenheime, Nachbarn oder Krankenhäuser. Gleichzeitig sind angeblich die ersten Abmahnanwälte unterwegs um diese Wohltäter auszunehmen, weil sie ihre Masken als MundSCHUTZmasken oder GesichtsSCHUTZmasken bezeichnen. Der Grund für die Kostennote: Eine Schutzwirkung sei bei Eigenproduktionen nicht belegt.

Die einen kämpfen ums wirtschaftliche Überleben. Einzelhändler und Gastronomen versuchen verzweifelt ihre laufenden Kosten durch neue Geschäftsmodelle zu decken, müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft in Kurzarbeit schicken und können dennoch nicht sicher sein, nach der Corona-Pandemie mit ihrem Geschäft noch zu existieren. Einige Vermieter erlassen den Geschäftsleuten für die Zeit der verordneten Schließungen die Miete ganz oder teilweise.

Die andere Seite ist aus Gewinnmaximierungsgedanken geboren. Große, weltweit tätige Konzerne, meistens mit Milliardengewinnen und Handelsketten, die ebenfalls wirtschaftlich gesund dastehen, haben angekündigt, in der Zeit der Corona-Krise ihre Miete nicht zu bezahlen. Sie berufen sich dabei auf eine Verordnung, die eigentlich dafür gedacht ist, dass Privatleute, die durch Kurzarbeit oder andere Umstände in Zahlungsverzug geraten, nicht plötzlich ohne Wohnung dastehen. Andererseits wurde diese Mieterschutz-Verordnung auch deshalb nötig, weil die großen, börsennotierten Wohnungsgesellschaften inzwischen rigoros handeln und unsozial mit Wohnungskündigungen hantieren.

Während die einen sich zurecht über die Einschränkungen ihrer Persönlichkeitsrechte beschweren, die aus vorübergehenden Geschäftsschließungen und der Kontaktsperre folgen und gleichzeitig offensichtlich massenhaft Hamsterkäufe gemacht werden. Sind andere mit Hilfen für Risikogruppen dabei und organisieren beispielsweise Einkaufshilfen für Menschen in ihrer Nachbarschaft.

Erste Politiker verweisen darauf, dass die eingeschränkten Bürgerrechte eine unzumutbare Belastung für die deutsche Bevölkerung darstellen, die es schnellstens anzustellen gälte. Die gleichen Politiker verteidigen die unzumutbaren, lebensbedrohenden Zustände in den Flüchtlingslagern auf Lesbos.

Solidarität bedeutet, Empathie und ein Gespür für die Nöte von Mitmenschen. Sie bedeutet über die eigene Komfortzone hinauszublicken, Verständnis für den Anderen zu entwickeln. Eine Fähigkeit, die noch nie von allen in einer Gesellschaft entwickelt wurde, aber gefühlt von einem großen Teil. Diese Solidarität ließe sich übrigens leicht auf den Umgang von Unternehmen miteinander übertragen, wenn diese nicht von irgendwelchen abgehobenen Menschen geführt würden, die nur die nächsten Quartalszahlen im Blick haben. Inhabergeführte Unternehmen agieren da glücklicherweise oft noch anders.

Die Heggerstraße mit vielen geschlossenen Geschäften ist Sinnbild der Corona-Krise in Hattingen (Foto: Pielorz)

Selbstverständlich kann beispielsweise nicht jeder Vermieter auf seine Einnahmen verzichten, deren Kredite laufen ja beispielsweise auch weiter. Doch auch wenn es in Zeiten angeblich sozialer Medien nicht mehr allgemein bekannt zu sein scheint: Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Einzelhändler und Vermieter könnten sich ja beispielsweise auf die gerechte Teilung der Einbußen einigen. Die eine Seite eine verzichtet auf die Hälfte ihr zustehenden Einnahme, die andere Seite bezahlt dafür zuverlässig die Hälfte. Dieses Prinzip, die solidarische Verteilung der Last durch Corona-Einschränkungen, ließe sich sicher auf viele Lebensbereiche übertragen.

Nur bei offensichtlich gewissenlosen Abmahnanwälten habe ich meine Zweifel. Sie werden jede Gelegenheit nutzen Menschen auszunehmen, die ihnen irgendeine Lücke im Gesetz lässt.

Aber sehen wir doch mal positiv in die Zukunft: Nach der Krise wissen wir im privaten Bereich, wer unsere Freunde sind und wer eher nicht. (Diese Erkenntnis gilt in beide Richtungen). Wir wissen als Verbraucher, welche Ketten wir zukünftig meiden wollen und halten uns dann hoffentlich auch daran.
Die vielen geschlossenen Schulen, Behörden und Geschäfte sorgen hoffentlich dafür, dass allen Entscheidungsträgern klar geworden ist, wie wichtig die Digitalisierung ist. Ich hoffe auf einen Ausbau, der nicht in Jahrzehnten gedacht ist, sondern innerhalb einer Wahlperiode. Wenn wir als Gesellschaft dann wieder mehr zusammenhalten, hatte die Corona-Pandemie auch was gutes.