Hattingen- In der Corona-Zeit sitzt Gabriele Krefting im Home-Office. Geplante Veranstaltungen sind abgesagt, die Quartiersentwicklerin hat kaum Möglichkeiten sich mit den Bewohnern der von ihr betreuten Ortsteile zu treffen. Ein großer Teil dessen, was ihren Job ausmacht, ist weggebrochen. Also macht sie das einzige was sie zu diesem Zeitpunkt uneingeschränkt tun kann: Sie recherchiert von Zuhause aus, welche Förderprogramme es gibt, um neue Projekte zu starten, die Hattingen nach vorne bringen können. Und stößt auf das Netzwerk „Engagierte Stadt“. „Ich habe sofort gedacht: Das ist genau das, was ich schon lange machen wollte“, sagt Gabriele Krefting.
Doch gleichzeitig wird ihr klar, wenn Hattingen in der dritten Runde dabei sein will, muss es schnell gehen. Innerhalb weniger Wochen muss sie ein Konzept einreichen, in dem sie darlegt, wie die Idee „Engagierte Stadt“ konkret umgesetzt werden soll. Kern dieser Bewerbung sind die Stadtteilkonferenzen, die von Krefting ins Leben gerufen wurden. Dort findet sie auch die zwei Unterstützer ihres Antrags, die mindestens nötig sind. Zum einem die hwg und zum anderen die Bürgergesellschaft Blankenstein. „Ich hätte ganz sicher noch mehr Unterstützer dieses Antrags gefunden, doch angesichts des Zeitdrucks habe ich nicht weiter gefragt“, ist sich die Quartiersentwicklerin sicher.
Die Stadtteilkonferenzen sollen im Rahmen des Netzwerks „Engagierte Stadt“ weiter ausgebaut werden. Bisher treffen sich dort Vertreter von Vereinen, Institutionen, Politik und Verwaltung. Bürger wurden zwar nicht abgewiesen, wenn sie ebenfalls teilnehmen wollten, wurden aber eben auch nicht explizit eingeladen. „Das soll sich nun ändern. Wir möchten diese Konferenzen auf ein breiteres Fundament stellen“, so Krefting. „Eventuell können wir auch eine Art Dachorganisation gründen, in der quartiersübergreifende Kooperationen und Absprachen möglich sind.“
Eine Idee die die Vertreter der hwg und der Bürgergesellschaft sofort begrüßen. „Wir haben mit den Stadtteilkonferenzen gute Erfahrungen gemacht“, sagt Christoph Wiesmann, Leiter des hwg-Kundenzentrums. „Dort bekommen wir mit, was in den Quartieren, in denen unsere Wohnungen sich befinden, nötig ist, wo der Schuh drückt und können bei einigen Dingen unbürokratisch und schnell helfen.“ So sei beispielsweise die Belebung der Ortsmitte in Holthausen unterstützt worden, indem der Hausmeisterdienst bei der Verschönerung des Platzes geholfen habe.
Mit dieser Urkunde wird Hattingen ins Netzwerk „Engagierte Stadt“ aufgenommen (Foto: Strohdiek)
Auch Henning Sandmann von der Bürgergesellschaft Blankenstein ist mit der Idee der Stadtteilkonferenzen zufrieden und würde eine übergeordnete Organisationsrunde unterstützen. „Da könnte man zum Beispiel Termine für Feste absprechen. Oft kommt es ja vor, dass sich an einem Wochenende mehrere Veranstalter gegenseitig Konkurrenz machen. Wenigstens innerhalb Hattingens wäre eine bessere Terminierung gut“, so Sandmann.
Doch um die Stadtteilkonferenzen einerseits auf weitere Quartiere auszuweiten und gleichzeitig eine übergeordnete Runde zu schaffen, ist viel Arbeit nötig. „Und um eine dann vielleicht nötige Infratsruktur zu schaffen, müssen wir die Arbeit professionalisieren. Das klappt ausschließlich mit ehrenamtlichen Mitgliedern irgendwann nicht mehr“, ist sich Krefting sicher. Sie denkt dabei an eine online-Plattform mit der sich die Mitglieder der Konferenzen organisieren oder in denen ein Veranstaltungskalender Überblick über das Stadtgeschehen bietet. „Diese Plattform müsste gepflegt und gewartet werden, eine Aufgabe, die vielleicht Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen übernehmen können.“
Bundesweit gibt es Mitgliedsstädte – Hattingen bekommt eine Partnerstadt
73 Städte bundesweit können sich aktuell als ausgezeichnete „Engagierte Stadt“ bezeichnen. Hattingen gehört seit Anfang Juli auch dazu. „Ich freue mich sehr darüber, dass wir nun Teil eines bundesweiten Verbunds sind, der unsere Arbeit vor Ort nur bereichern kann. Im Austausch mit anderen Städten, besonders auch mit unserer baldigen Partnerstadt, können neue Ideen für ehrenamtliche und städtische Initiativen in unserer Stadt entstehen. “, sagt Gabriele Krefting. „Auch wenn die Mitgliedschaft nicht direkt mit einer finanziellen Förderung verbunden ist, öffen sich dadurch möglicherweise Türen zu Fördermöglichkeiten, die uns bisher verschlossen blieben.“
Welche Stadt die Partnerstadt sein wird, wird im September bekanntgegeben. Bisher weiß Gabriele Krefting nur wenig über sie. „Sicher ist, dass es eine Stadt ist, die schon länger am Programm „Engagierte Stadt“ teilnimmt und dass sie von Größe und Struktur zu Hattingen passen wird.“ Dabei könne die Stadt in NRW liegen, aber auch in Bayern, das sei noch völlig offen.
Das bundesweite Programm „Engagierte Stadt“ fördert diese Netzwerkarbeit seit bereits fünf Jahren. Im starken Verbund und begleitet durch engagierte Partnerinnen und Partnern bietet das Netzwerk allen Beteiligten ein breites Angebot an Austausch, Qualifizierung, Strategieberatung und Zusammenarbeit der „Engagierten Städte“ untereinander. Ziel ist es auf lokaler Ebene stabile Strukturen für bürgerschaftliches Engagement fortzuentwickeln.
Das Programm wird durch eine Vielzahl von Partnerinnen und Partnern auf Bundesebene getragen, wie dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), der Bertelsmann Stiftung, der Körber Stiftung, der Robert Bosch Stiftung, der Breuninger Stiftung und der Joachim Herz Stiftung. Als wichtiger neuer Partner kommt der Deutsche Städtetag hinzu. Außerdem unterstützen das Bundesland Rheinland-Pfalz und das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) die Arbeit des Bundesprogramms.
Weitere Informationen zu der Kooperation finden interessierte Bürgerinnen und Bürger online auf der Homepage des Projektes „Engagierte Stadt“. Fragen und Anregungen können an die städtische Quartiersentwicklerin Gabriele Krefting unter (02324) 204 5552 oder per Mail gerichtet werden.