ES WAR EINMAL EIN KLEINES DORF…

Erste Corona Stadtverordnetenversammlung Sprockhövel (Foto: Pielorz)

Sprockhövel- Wir befinden uns im Jahre 2020 n.Chr. Ganz Deutschland ist vom Corona-Virus besetzt… Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Bürgern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für das Corona-Virus…

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Erste Corona Stadtverordnetenversammlung Sprockhövel (Foto: Pielorz)

Lieber Leser und Leserinnen, Sie kennen Asterix und Obelix? Ungefähr so bin ich mir vorgekommen auf meiner Reise von Hattingen nach Sprockhövel, von der einen ersten Ratssitzung in Corona-Zeiten hin zur nächsten Ratssitzung im kleinen Dorf. Und bevor wieder alle aufschreien und über die Verfasserin herfallen: In BEIDEN Sitzungen hat man sich selbstverständlich an die Auflagen der Landesregierung gehalten. Und doch wirkten die Sitzungen sehr unterschiedlich. Ein persönliches Fazit – mit Augenzwinkern.

Erste Corona Stadtverordnetenversammlung Sprockhövel (Foto: Pielorz)

Hattingen war eindeutig der schönere Ort. Die Gebläsehalle ist hübscher als die Glückaufhalle. Der Name mag nett klingen, aber ich finde diese Mehrzweckhalle einfach schäbbig. In Hattingen konnte man hübsch hintereinander sitzen – auf Abstand natürlich. Das war aber in jedem Fall für das Foto besser. Die Verwaltung in der Front ist besser als sie im Nacken sitzen zu haben. Das war in Sprockhövel zwar auch nicht der Fall, aber hier bildete man ein Rechteck. Ein sehr großes Rechteck. Das veranlasste Ratsmitglied Bodo Middeldorf (FDP) schon zu Beginn der Sitzung zu der Bemerkung, er hätte doch sein Fernglas mitnehmen sollen, um alle Mitglieder persönlich zu sehen. Saßen die Zuschauer in Hattingen auf einer Ebene mit den Stadtverordneten, saßen sie in Sprockhövel auf der Tribüne und thronten damit über den gewählten Volksvertretern.

Die Technik in Hattingen – ein Mega-Bildschirm. In Sprockhövel hatten wir verschiedene Bildschirme an unterschiedlichen Standorten, viel Kabelgedöns und in der Mitte der Halle stand der Bock, ein vierbeiniges, höhenverstellbares und mit Leder überzogenes Springgerät. Um seine Beine war das Kabelgedöns gewickelt. Skurril, aber irgendwie auch lustig. Es musste auch während der Sitzung niemand versuchen, über den Bock zu setzen – meine Erinnerung an den Sportunterricht in der Schulzeit sind an diesem Punkt einfach grauenhaft. Tut aber jetzt an dieser Stelle nix zur Sache.

Erste Corona Stadtverordnetenversammlung Sprockhövel (Foto: Pielorz)

In beiden Sitzungen freuten sich die Stadtverordneten – zu Recht – über das Funktionieren der Technik und feierten den Digitalisierungsschub. Wenn die Corona-Krise eines bewirkt hat, dann eben genau das. Stimmt zumindest teilweise. Bei den Schulen ist es noch schwierig. Wenn ich da an den Holthauser „Bunker“ denke, da ist der Netzempfang schon ein Problem, von der technischen Ausstattung ganz zu schweigen. Aber das wird jetzt, da bin ich sicher.

Kommen wir zu den handelnden Personen. Abstand hielten alle. Brav war auch die Begrüßung – es wurde viel gewunken. Freundlich. Ellbogen und Füße krachten mitunter aneinander. Doch der Unterschied in den Sitzungen war optisch gewaltig. In Hattingen waren ALLE mit (textilem) Mund-Nasen-Schutz unterwegs, oder besser gesagt: auf den Sitzplätzen. Zwei Stunden sollte die Sitzung dauern. Der Bürgermeister ließ verlauten, wenn sie länger dauert, gibt es eine Pause und einen Austausch der Luft in der Halle. Mund und Nase sollten bitteschön bedeckt bleiben. Schon in den ersten Minuten saß vorne in der Reihe jemand mit rotem Halstuch, der da vielleicht etwas in Richtung zivilem Ungehorsam unterwegs war… Und in Sprockhövel? Da hatte auch jeder einen Tisch für sich. Mund und Nase waren höchstens bei zwei Ratsmitgliedern bedeckt und das blieben sie auch nicht die ganze Zeit. Wird halt stickig unter dem Ding. Aber nochmal: Der Mindestabstand wurde eingehalten. Auch bei den Zuhörern auf der Tribüne, unter denen sich übrigens auch Bürgermeisterkandidatin Sabine Noll befand.

In Hattingen war ich nicht so lange vor Ort – der Kollege Frank Strohdiek saß mit Maske länger ein. In Sprockhövel ging es dann natürlich inhaltlich um Wahlkampfgetöse. Die einen fordern verlässliche Zahlen, die anderen erklären, in der gegenwärtigen hochdynamischen Zeit seien diese gar nicht zu liefern – zumindest nicht als seriöse Berechnung.

In einem waren sich aber alle einig: Das kleine Dorf hat tolle Arbeit geleistet. Die Bürger des kleinen Dorfes natürlich auch. Und sie leisten Widerstand. Gegen Corona und gegen die Angst. Und für den Exit aus der Corona-Krise. Denn für den sei es jetzt nun wirklich Zeit.

Klar, auch in Hattingen wurde Großes gegen den Eindringling vollbracht. Aber irgendwie scheint das Leben in dem kleinen Dorf die entspanntere Variante zu sein…