Sprockhövel- Ukrainekrieg, Zinsanstieg, Inflation, Lieferengpässe, Cyberrisiken, Energiepreise und Fachkräftemangel sind nur einige Herausforderungen aus dem Jahr 2022, die sich in diesem Jahr fortsetzen. Dennoch ist das zurückliegende Wirtschaftsjahr für die Volksbank Sprockhövel eG, die im kommenden Jahr ihr 60jähriges Bestehen begehen darf, ein erfolgreiches Jahr gewesen. Obwohl das Jahresergebnis 2022 hinter dem der Vorjahre zurückbleibt, ist es im Hinblick auf die Börsenentwicklung sehr zufriedenstellend. Der Vorstandsvorsitzende Rudolf Hermanns und sein Vorstandskollege Michael Vogelsang blicken beim traditionellen Pressegespräch auf 2022 zurück und sind für das laufende Jahr optimistisch eingestellt.
Nachhaltig unterwegs im Geschäftsjahr 2023
„Nach den ersten beiden Corona-Jahren hatten wir auf eine Rückkehr zur Normalität gehofft – das Gegenteil ist eingetreten. Der starke und schnelle Zinsanstieg stellte für viele Baken die größte Herausforderung im Geschäftsjahr 2022 dar und führte zu starken Kursverlusten an den Börsen.“ Die Volksbank Sprockhövel hatte sich frühzeitig gegen eine solche Entwicklung abgesichert und Zins-Swaps als Zinssicherungspositionen gegen Zinssteigerungen aufgebaut. „So konnten wir hohe stille Reserven als Gegenposition zu Kursverlusten auf Aktien und festverzinsliche Wertpapiere bilden. Die Bilanzsumme ist im letzten Jahr um 3,2 Prozent auf 716,10 Millionen Euro gestiegen. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden belaufen sich auf 540,90 Millionen Euro und die Kreditnachfrage auf 496,40 Millionen Euro – eine Steigerung um 8,1 Prozent gegenüber 2021“, bilanziert Rudolf Her- manns. „Im Privatkundengeschäft machten sich die gestiegenen Zinsen deutlich bemerkbar. Der starke Anstieg der Immobilienpreise in den vergangenen Jahren wurde befeuert durch ein extrem niedriges Zinsniveau. Das hat sich zwar wieder normalisiert, aber die Immobilienpreise sind immer noch sehr hoch. Dadurch haben sich auch die monatlichen Kreditraten deutlich erhöht und das Neugeschäft im privaten Baufinanzierungsbereich war deutlich rückläufig. Stark gefragt waren hin- gegen Immobilienfinanzierungen durch größere Investoren, die Wohnungen kaufen und vermieten“, ergänzt Michael Vogelsang.
Stark engagiert war die Volksbank auch im Fördermittelgeschäft. In individuellen Gesprächen von Mensch zu Mensch konnten die Berater vielen Kunden zinsgünstige Fördermittel anbieten. Bei vielen Privatkunden standen Zinssicherungen durch Bausparen hoch im Kurs. Zwar fielen die Börsenkurse vieler Wertpapiere im Jahr 2022, zahlreiche Neukunden fanden dennoch den Weg zum Wertpapiergeschäft der Volksbank Sprockhövel. Dies führte zu deutlichen Mittelzuflüssen. Etwa 326 Millionen Euro beträgt das Volumen der Kundenwertpapiere, die von den Experten der Volksbank betreut werden. Damit sticht die Volksbank im Vergleich zu anderen Banken ihrer Größenordnung positiv hervor. In diesem Jahr möchte die Volksbank für ihre Kunden das Angebot erweitern und mit einer eigenen Vermögensverwaltung starten. Erhöhte Risiken im Kundenkreditgeschäft sind aktuell nicht zu erkennen.
Ausschüttung einer Dividende von 3,0 Prozent
Die Treue der über 14.000 Mitglieder der genossenschaftlichen Bank soll auch in diesem Jahr belohnt werden. „Vorbehaltlich des Beschlusses der Vertreterversammlung, die am 21. Juni in Hattingen zusammentritt, plant die Bank die Ausschüttung einer Dividende von 3,0 Prozent“, so Hermanns. „Volksbanken Raiffeisenbanken sind Genossenschaftsbanken und damit mehr als ‚nur‘ Banken. Wir sind unseren Mitgliedern verpflichtet, lokal verankert, überregional vernetzt, demokratisch organisiert und an genossenschaftlichen Werten orientiert. Diese Eigenschaften sind historisch gewachsen und haben sich über die Zeit fest etabliert. Unsere Grundlage ist die genossenschaftliche Idee: Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele“. Dass der Bank das Wohlergehen der Region langfristig am Herzen liegt, zeigt das Ausschüttungsvolumen. In diesem Jahr wird die Volksbank von ihrem Gewinn an Dividenden, Spenden und Sponsoring an ihre Mitglieder und an gemeinnützige Vereine in der Heimat insgesamt ein Volumen von über 375.000 Euro ausschütten.
Lokales Engagement
Neben dem lokalen Engagement bei zahlreichen Festen und Veranstaltungen stehen vor allem die großen Themen unserer Zeit im Mittelpunkt. „Nachhaltigkeit und Integration sind zwei wesentliche Zukunftsfragen. Hier wollen wir mit unserem Engagement zu Antworten beitragen“, sagt der Volksbank-Vorstand. So prüft die Volksbank aktuell die Installation einer größeren Fotovoltaik-Anlage in Sprockhövel auf dem Schultenhof-Dach. Das gestaltet sich in Verbindung mit dem Denkmalschutz als nicht ganz so einfach. Ziel ist es, den benötigten Strom an der Mehrzahl der Arbeitstage in Sprockhövel regenerativ selbst zu erzeugen. Selbstverständlich habe man sich im Unternehmen auch mit Black- und Brownout-Szenarien befasst und entsprechende Vorsorge getroffen, um die Kunden in Notfällen mit Bargeld versorgen zu können.
Zukunftsbäume im Schulenberger Wald
Zusätzlich möchte die Volksbank den Erhalt der heimischen Wälder fördern. „Wir haben schon Ende 2022 Kontakt zum Revierförster Thomas Jansen und zur Stadt Hattingen aufgenommen und möchten im Schulenberger Wald ein Areal mit Zukunftsbäumen bepflanzen. Bei diesen Testpflanzungen geht es um die Frage, welche Bäume am besten mit den Veränderungen beim Klima zurechtkommen. Die Trockenheit im Sommer ist nur ein Beispiel von vielen, womit der Wald der Zukunft leben muss. Hier hoffen wir zeitnah auf eine Realisierung“, erzählt Rudolf Hermanns. Eingebunden in dieses Projekt ist auch die Realschule Grünstraße, denn die Volksbank unterstützt seit vielen Jahren die heimischen Schulen bei ihrem Bildungsauftrag durch die Beteiligung an verschiedenen Projekten. Auch die Integrationsarbeit ist der Volksbank wichtig. Beispielsweise unterstützte sie die Flüchtlingshilfe in Sprockhövel im letzten Geschäftsjahr mit 10.000 Euro.
Moderne Wohnungen, Fotovoltaik-Anlagen, Erdwärme-Heizung und Carsharing
Bei den Bauvorhaben ist man ebenfalls auf der nachhaltigen Seite. An der Bredenscheider Straße stehen die „Hörstken’s Gärten“ kurz vor der Vollendung. Einige Abschlussarbeiten und Mängelbeseitigungen sind noch abzuarbeiten. Vierzig barrierearme Wohnungen wurden im Laufe des vergangenen Jahres von den Mietern bezogen. Aufgrund der Einschränkungen von zahlreichen Baumaterialien und Handwerkern unterschiedlicher Gewerke gab es leider in 2022 einige Verzögerungen. Jetzt aber ist der Endspurt angesagt. Nach Abschluss der Maßnahme stehen den Mietern moderne Wohnungen zentrumsnah mit Erdwärme-Heizung, Fotovoltaik-Anlage, einem Gemeinschaftsraum und einem Angebot für Carsharing zur Verfügung.
Nachwuchs des Unternehmens
Die Volksbank Sprockhövel eG ist mit ihren fünf Filialen ein moderner und familienfreundlicher Arbeitgeber für 110 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Gerade haben drei Auszubildende bei der Volksbank ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Alle drei wurden in feste Anstellungsverhältnisse übernommen. Seit vielen Jahren bildet die Volksbank pro Jahr drei Mitarbeiter aus und sorgt damit für eigenen Nachwuchs. Auch das berufsbegleitende Studium und Weiterbildungsmöglichkeiten gehören zum Portfolio des Unternehmens. „Nur mit unseren qualifizierten und motivierten Mitarbeitern können wir erfolgreiche Arbeit im Team leisten. Alle Mitarbeiter gemeinsam sind die Basis unserer guten Entwicklung über die vergangenen Jahre und werden es auch in Zukunft sein“, sind sich die beiden Vorstände einig.
60 Jahre Volksbank Sprockhövel eG
In wenigen Monaten geht die Volksbank Sprockhövel eG in das 60. Jahr ihres Bestehens. „Wir tun dies mit der festen Überzeugung, auch in Zukunft Dinge anstoßen zu wollen und offen für Veränderungen zu sein. Woran wir festhalten, ist der persönliche Kontakt zu den Menschen. In unseren Filialen, aber auch telefonisch, wollen wir gemeinsam mit den Menschen in direkten Kontakt treten. Selbstverständlich haben wir die Digitalisierung im Blick, aber sie soll den Menschen helfen und ihnen keine Angst machen. Dort, wo es notwendig ist, werden wir persönlich für die Menschen da sein. Das ist unser Versprechen“, so Rudolf Hermanns.