Hattingen- Wenn der Aktivenkreis Holthauser Rosenmontagszug im Rathaus neben zwei weiteren Gewinnern den Heimatpreis verliehen bekommt, dann gibt es auch ein wenig Smalltalk am Rande. So kam schnell das Gespräch auf den diesjährigen Rosenmontagszug. Doch Bürgermeister Dirk Glaser (parteilos) musste eine Absage erteilen – aus gutem Grund: Er wird an diesem Tag eine andere wichtige Mission verfolgen.
Aktionsbündnis macht beim Rosenmontagszug auf kommunale Finanznot aufmerksam
Denn das Aktionsbündnis „Raus aus den Schulden – für die Würde unserer Städte“ ist wieder beim Rosenmontagszug vertreten. Seit mehr als 15 Jahren kämpft das Bündnis für eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommunen durch Land und Bund. Hattingen ist Gründungsmitglied und von Anfang an dabei. Aktuell umfasst das Bündnis 70 Kommunen mit insgesamt 8,4 Millionen Einwohnern. Eine zentrale Figur in der Gründungsphase war Dagmar Goch (SPD), und Dirk Glaser ist seit Jahren einer der Sprecher des Bündnisses.
Eine laute Stimme für finanziell geschwächte Kommunen
Da Land und Bund beim Thema kommunale Finanzen offenbar eine gewisse Hörschwäche haben, braucht es kreative und medienwirksame Aktionen. Der Rosenmontagszug in Düsseldorf bietet dafür eine riesige Bühne: Hunderttausende Besucher am Straßenrand, Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Aktionsbündnis diese Aufmerksamkeit nutzt. Bereits 2022 nahm es am Zug teil – mit einem Wagen, den kein Geringerer als Jacques Tilly gestaltet hatte. Der bekannte Karnevalswagenbauer aus Düsseldorf entwarf damals eine eindrucksvolle Allegorie: Ein Esel, der unter der Last riesiger Geldsäcke fast zusammenbricht – ein treffendes Bild für die prekäre Finanzlage vieler Kommunen. Begleitet wurde der Wagen von Bürgermeistern, die symbolisch in löchrige Jutesäcke gekleidet waren.
Entwurf Wagen für die Würde unserer Städte (Quelle: Jacques Tilly)
Finanzkrise trifft Hattingen direkt
Doch die Problematik ist keine abstrakte Diskussion über Haushaltszahlen. Sie trifft Hattingen und viele andere Städte mit voller Wucht. Ein aktuelles Beispiel: Der Bürgerbusverein, der kürzlich den ersten Platz beim Heimatpreis belegte, konnte das Preisgeld dringend gebrauchen. Denn auf dem Schreibtisch des Kassenwarts lag eine Reparaturrechnung für den Bürgerbus über 3.000 Euro. Solche Summen bringen ehrenamtliche Projekte oft an die Grenzen des Machbaren.
Deshalb geht es beim Rosenmontagszug nicht nur um jecke Stimmung, sondern auch um eine ernste Botschaft: Ohne eine nachhaltige finanzielle Entlastung drohen vielen Städten und Gemeinden weitere Einschränkungen. Die Forderung des Aktionsbündnisses bleibt klar: Land und Bund müssen endlich handeln, damit Kommunen handlungsfähig bleiben – für die Menschen vor Ort und für die Zukunft unserer Städte.