„HABEN SIE NOCH KLOPAPIER?“ – EINE CORONA TOUR DURCH DIE INNENSTADT

Die Heggerstraße mit vielen geschlossenen Geschäften (Archivfoto: Pielorz)

Eine persönliche Reportage von Dr. Anja Pielorz

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Hattingen- Auf die Frage aller Fragen „Haben Sie noch Klopapier?“ wird auch in Hattingen in Zeiten der Corona-Krise in der Regel mit „nein“ geantwortet. Vor den Drogeriemärkten in der Innenstadt steht die Security, die Hamsterkäufe, aber auch Beleidigungen und Handgreiflichkeiten jeder Art gegenüber dem Personal unterbindet. Das ist übrigens auch in Sprockhövel so. Ich war mal on Tour in der Hattinger Innenstadt.

Alles liegt still (Foto: Pielorz)

Die ist (fast) menschenleer. Die Gastronomie hat alle Stühle hochgestellt. Die Einzelhandelsgeschäfte haben geschlossen. Heute Morgen hat die Batterie in meiner Uhr den Geist aufgegeben. Das wird so bleiben, denn die Schmuckgeschäfte haben natürlich auch geschlossen. Trage ich halt jetzt eine alte Kinderuhr. Brillenträger bin ich nicht. Gut so. Zumindest die großen Optikerketten haben dicht. Inhabergeführte Geschäfte setzen auf einen Notdienst. Schließlich kann eine Brille auch mal kaputt gehen.

Lebensmittel dürfen weiter verkauft werden. Verzehrt werden müssen sie draußen (Foto: Pielorz)

In Bäckereien zeigen Schilder an: Nur Thekenbetrieb. Der Café-Betrieb ruht auch hier. Der Elektromarkt im Reschop-Carré hat selbstverständlich geschlossen, die Rolltreppe nach unten fährt nicht. Wozu auch? Rauf zur ersten Etage geht es schon. Da ist schließlich der Drogeriemarkt. Vor der Tür stehen zwei Sicherheitskräfte. Die Kassiererinnen tragen Handschuhe. Bargeld wird nicht berührt – zumindest nicht von der Kassiererin und das ein oder andere Bankinstitut weist in Pressemitteilungen daraufhin, dass bargeldloses Bezahlen sowieso die bessere Alternative wäre. Jetzt aber endlich zum Klopapier-Regal: Während in den elektronischen Medien darüber gefrozzelt wird, dass die Franzosen in der Krise Rotwein und Kondome horten, die Deutschen es aber bei Mehl und Klopapier belassen, steht man wirklich vor gähnender Leere. Fast. Trockenes Toilettenpapier ist zwar nicht mehr da und kein Mensch weiß auf Nachfrage, ob das morgen anders sein wird, aber: Es gibt noch Küchenrollen und feuchtes Toilettenpapier in der praktischen Sparbox und wiederverschließbar. 42 kostbare Blättchen pro Packung. An der Kasse wird es dann aber ernst. Wird nämlich nur jeweils eine Packung pro Einkauf abgegeben. Also Hamsterkäufe, das geht nicht.

Auch hier ist geschlossen (Foto: Pielorz)

Teureres Duschgel steht noch in den Regalen, bei den preiswerten Marken tun sich große Lücken auf. Dekorative Kosmetik gibt es aber genug. Na ja, sind wir vielleicht nicht mehr ganz sauber, dafür aber bunt bemalt. Übrigens kann man jetzt auch sehen, warum die Tür zwischen Reschop-Carré und Querungsbrücke zur S-Bahn geschlossen ist. Weite Teile des Centers sind abgesperrt und eine offene Tür würde nix nützen. Man muss schon über den Carré-Platz in das Center und zum Klopapier.

Das Reshop-Carré ist menschenleer (Foto: Pielorz)

Bei den Lebensmitteln sieht es gut aus. Frisches Obst und Gemüse gibt es in ausreichender Menge. Was das Herz begehrt. Kleines Pläuschchen – mit Mindestabstand. Dann kommt mir auch jemand mit Mundschutz entgegen. Angst und Unsicherheit sind spürbar.

Die ersten Psychologen laufen sich auch schon warm und sagen: Was das Virus und seine Folgen psychisch mit den Menschen macht, das wird schlimm. Die finanziellen Auswirkungen dürften nicht besser ausfallen. Viel Unsicherheit, viele Versprechen und viele Fragen. Auch die nach dem Klopapier von morgen.

Ach ja, und bevor mich einer fragt, wieso ich draußen unterwegs bin: Presse und Rundfunk haben durch Artikel 5 des Grundgesetzes eine Sonderstellung. Das Bundesverfassungsgericht – und nicht nur das – stuft die Medienvertreter als systemrelevante Berufe ein. Bedeutet: Wir sorgen für die Informationen und Geschichten vor, während und nach Corona. Und das nicht nur vom Schreibtisch im Home Office. Bleiben Sie gesund!