Nach der öffentlichen Diskussion über die Vermarktung von Frau Holle in Hattingen, ein Kommentar von Claus Juergen Barteczko.
Es gehört schon eine gewisse Größe dazu, Fehler einzugestehen. Dieses ehrenhafte Verhalten hat aber nicht jeder, wenn man jetzt die vorgelegte Anpassung der Unterstützung zur Frau-Holle-Aktion des “Hattingen Marketing”-Vereins liest. Es scheint, dass man mit aller Gewalt an der Vermarktung von Frau Holle festhalten will.
Die jetzt vom “Hattingen Marketing”- Geschäftsführer vorgelegte Anpassung, die in einer gemeinsamen Sitzung des Vorstands im Rahmen der Unterstützung der Frau-Holle-Aktion entschieden wurde, ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Auch das Vorgehen beim Generieren zusätzlicher Gelder zur Unterstützung des “Nostalgischen Weihnachtsmarkt” zeugt von Ideenlosigkeit.
Immerhin bleiben die künstlerischen Darbietungen des Frau-Holle-Teams unverändert und werden weiterhin im bisherigen Umfang gefördert. Namentliche Nennung in einer Broschüre oder Flyer ist marketingstrategisch völlig in Ordnung, doch Unterstützer auf einer Werbetafel in unmittelbarer Nähe von Frau Holle aufzustellen, finde ich persönlich geschmacklos.
Zur Erinnerung, so geht Frau Holle © RuhrkanalNEWS 2019
Klar, Sponsoring ist legitim und bei vielen Aktionen in der Stadt auch üblich. Gerne spricht man dabei von einer Win-Win Situation für Akteure und deren Unterstützer. Aber Finger weg von Frau Holle. Ein Hattinger Kulturgut zu Weihnachten sollte nicht vermarktet werden.
Geht es nach Plänen des Marketing Vereins, generiert man auf diese Weise 4.800,- Euro. Bei angegebenen 60.000 Euro Gesamtkosten für den Weihnachtsmarkt eher eine geringe zusätzliche Einnahmequelle. Bei richtiger Verhandlung mit einem “Großsponsor” ist die Summe sicherlich anders zu bekommen.
Frau Holle hat Bauchschmerzen
Ursula Keuth alias Frau Holle ist froh, dass das Thema “Sponsoren vom Fenster aus zu nennen” vom Tisch ist, doch ihr bereitet etwas ganz anderes große Bauchschmerzen. In einem Gespräch mit RuhrkanalNEWS findet sie die Umgestaltung der von Kindergartenkindern vor 27 Jahren gemalten Türchen einfach nur “herzlos”. Diese sollen nun von einem Grafiker zeitgemäß umgearbeitet und neu gestaltet werden. “Eine bodenlose Unverschämtheit, diese historischen Bilder einfach so zu übermalen”, empört sich Ursula Keuth und fügt weiter an: “Gemälde alter Meister werden ja auch nicht zeitgemäß umgemalt. Es ist und bleibt ein Stück Hattinger Geschichte und Kulturgut.
Ob die 200,- Euro Einnahme pro Türchen für die Bezahlung des beauftragten Grafikers, die Bilder umzugestalten, verwendet werden, bleibt offen. “Meine Aufgabe als Frau Holle ist es nicht Reklame, sondern Kinder glücklich zu machen. Nicht mehr aber auch nicht weniger”, so Keuth.
Weihnachten kann kommen: “Macht euch bereit, es kommt die Zeit auf die ihr euch freut….”
Die für die Umgestaltung des Kalenders Verantwortlichen sollen sie eigentlich zum Teufel gejagt werden. Tradition haben ihren Sinn verloren. Aber die Verantwortlichen dafür haben weder Sinn noch Verstand. Ich bin mal gespannt wie viele Bürger sich die neu gestalteten Türchen anschauen oder einfach nur fernbleiben.
Zur “Überarbeitung der Kalenderbilder”: Hat die Stadt im Lotto gewonnen, oder soll jemand mit einem Auftrag beglückt werden? Ich stimme insofern Frau Holle von ganzem Herzen zu. Falls hier gleichwohl wieder sinnlos Bürgergeld verbrannt wird, meide ich den Weihnachtsmarkt und investiere anderswo in Bratwurst, Glühwein, etc. Falls es der Führung der Stadt nicht bekannt ist: Es gibt im Stadtbereich genügend Straßen mit Schlaglöchern und Bürgersteige mit Stolperfallen, die darauf warten, grundsaniert zu werden.
Die echte Person!
Die echte Person!
Die Verächtlichkeit gegenüber den von Kindern gemalten Türchen bleibt bestehen. Es ist auch eine Verächtlichkeit gegenüber pädagogischer Arbeit im Allgemeinen und gegenüber der vorher nicht gefragten Erfinderin & Kindergartenleiterin Frau Keuth. Die Beauftragung (und Bezahlung) eines Werbebüros hätte unterbleiben sollen und war ein Fehler, der an selbstherrliche Kungelei und Mittelvergabe erinnert. In Wuppertal steht ein Bronzedenkmal für eine Frau. In Hattingen drei und mehr Eisenmänner. Vielleicht sollte diese Stadt mal lernen, respektvoll mit der Lebensarbeit von Frauen umzugehen.