Hattingen- “Zögern Sie nicht, buchen Sie jetzt schnell Ihr persönliches Türchen am Adventskalender” heißt es in einem Schreiben mit der Idee, Gelder für den Weihnachtsmarkt zu generieren. Gemeint ist das kostenpflichtige Vermarkten der Frau Holle am Alten Rathaus.
Hattingen Marketing hat zu Weihnachten die Idee, die einzelnen Türchen des beliebten Adventskalender am Alten Rathaus zu vermarkten um Unternehmen sowie Privatpersonen gegen Bezahlung die Möglichkeit zu geben, bei jeder täglichen Öffnung namentlich genannt zu werden.
In dem Anschreiben heißt es u.a. “(…) beim Öffnen des Türchens wird der Name des Unterstützers genannt: “Heute wird das Türchen Nummer xy mit Unterstützung von Firma oder Familie, Herrn/Frau XY geöffnet“, gefolgt von “(…) für diesen Service berechnen wir Ihnen eine Gebühr in Höhe von 200,00 EUR zzgl. Mehrwertsteuer.” Diese zusätzlichen Einnahmen sollen zur Kostendeckung des Weihnachtsmarktes beisteuern.
Wird Frau Holle jetzt vermarktet?
Seit Jahren zieht Frau Holle am 1. Dezember in das Alte Rathaus ein. Mal begleitend von einer großen Parade mit Kutsche, mal weniger spektakulär. Nur 2020, aufgrund der Pandemie, war es dunkel am Alten Rathaus. Dennoch öffnet seit 2021 wieder Ursula Keuth (alias Frau Holle) und mittlerweile auch ihre Vertreterinnen, singend und erzählend bis zum 24. Dezember jeden Tag um 17 Uhr ein Türchen des überdimensionalen Adventskalenders am Untermarkt. Wie in dieser bekannten weihnachtlichen Performance nun ein Sponsor “eingebaut” werden soll, ob vor dem Singen, nach dem Singen oder sogar während dem Singen, bleibt abzuwarten.
Kommentar
Wenn Frau Holle täglich ihre weihnachtlichen Geschichten erzählt und Goldtaler vom Rathaus regnen lässt, ist es eine der schönsten Aktionen für Kinder und Familien im Ennepe-Ruhr-Kreis, oder sogar des ganzen Ruhrgebiets. Dieses Alleinstellungsmerkmal für Hattingen jetzt zu vermarkten, halten einige Hattingerinnen und Hattinger für falsch.
“Frau Holle ist im Laufe der vielen Jahre zu einer Institution geworden. Überlegung, sie vor zwei Jahren mit Märchenfiguren ersetzen zu wollen, kam in der Bevölkerung schon nicht gut an. Jetzt die Advents-Türchen zu kommerzialisieren, hat mit Hattinger Brauchtum wenig zu tun. Frau Holle jetzt Firmennamen oder Personen nennen zu lassen hat was von privat Fernsehen. Diese neue Idee ist einfach schlecht“, meint der Autor.
Frau Holle “Und jetzt Werbung…”
Eine peinliche Idee diese wunderschöne Tradition zu einer kommerziellen Veranstaltung machen zu wollen.
“Die heutige Frau Holle wird präsentiert von…”
Nein, das geht gar nicht! Seit 1998 ist das Adventskalender-Spektakel am Alten Rathaus ein Magnet für Eltern und Großeltern mit ihren Kindern oder Enkeln. Diese Familientradition nun in einen werblichen Rahmen zu pressen, beraubt Frau Holle ihrer märchenhaften Aura. Da drehen sich wahrscheinlich selbst die Brüder Grimm im Grab noch um. Also bitte: Finger weg von Frau Holle!
Den Vorkommentatoren ist voll umfänglich zuzustimmen. Notwendiges Geld für den Weihnachtsmarkt lässt sich bspw. durch die Absenkung des Entgeltes für den BM von B 6 auf B 4 – ohne Qualitätseinbußen – generieren.
Die PARTEI Hattingen möchten hiermit klarstellen, dass die Idee nicht von ihr kommt!
Es ist durchaus recht peinlich, dass sich bestimmte Firmen oder Einzelpersonen für 200 € ein Fenster zusichern lassen wollen, damit ihr Name erwähnt wird. Erinnert mich ein bisschen an den Ablasshandel, welcher einst Martin Luther in Rage brachte. Zwar wird hier wohl kein Platz im Himmel reservierbar sein aber eine Nennung in der Liste der Wohlhabenden. Frau Holle hatte damals keinen Pakt mit den Besserverdienenden eingehen müssen.
Da kann ich dem Autor nur zustimmen. Es wäre sicherlich spannend zu erfahren, wie die vier Damen, die im Wechsel als Frau Holle auftreten, zu dieser Idee stehen und ob sie sich mit der neuen Ausrichtung dieser schönen Traditions-Veranstaltung identifizieren können und wollen. Wäre ich Frau Holle, ich würde mein Amt unter solchen Bedingungen zur Verfügung stellen.