„DANNIEL LONER VON NYRENBERCH GOS MICH 1627“

Die über 400 Jahre alte Bronze-Glocke aus der Kapelle von Haus Bruch (Foto: RuhrkanalNEWS)

Hattingen- Sie ist mehr als dreißig Jahre verschollen, die fünfte Glocke der St. Georgs-Kirche. Das ist erstaunlich, denn sie ist ein historisch wertvolles Kleinod der Hattinger Geschichte. Ursprünglich hängt sie in der Hauskapelle des Hauses Bruch. Ein ehemaliges Gut auf dem Gelände der Henrichshütte. Als das Anwesen abgerissen wird, legt die Familie fest, dass die kleine Glocke der St. Georgs-Gemeinde gespendet werden soll. So wird sichergestellt, dass die älteste Glocke Hattingens in der Stadt bleibt. Das Läutwerk hat einen Durchmesser von 34 Zentimetern, ist 31,5 Zentimeter hoch und wiegt rund 30 Kilogramm.

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Warum die wunderbare Bronzearbeit mit fantastischem Klang dann nicht im Glockenturm aufgehängt wird, weiß heute niemand mehr. Selbst als Ausstellungsstück im Pfarrbüro wird sie nicht genutzt. Stattdessen verschwindet sie. So lange, bis fast niemand mehr weiß, dass es sie überhaupt existiert. „Erst bei einer Glockenprüfung fragt der Sachverständige mich, wo denn die fünfte Glocke geblieben ist“, erinnert sich Pfarrer Udo Polenske, der bei der Gelegenheit zerknirscht gestehen muss, von ihr noch nie gehört zu haben. Der Sachverständige berichtet, dass er das Stück vor mehr als 30 Jahren noch gesehen habe und setzt so die Suche in Gang.

Die Fünfte Glocke der St. Georgs-Kirche ist über 400 Jahre alt und hing in der Kapelle von Haus Bruch, einem alten Rittergut, das erstmals 1217 Erwähnung findet. (Foto: RuhrkanalNEWS)

Das ist die Stunde des Kirchenbaumeisters Willi Arnscheidt. Unermüdlich durchforstet er die verschiedenen Gebäude der Gemeinde. Und wird dann da fündig, wo so eine wertvolle Glocke auch zu vermuten ist: im Gemeindearchiv. „Sie war aber nicht erfasst, stand versteckt und unbeachtet unter einem alten Schreibtisch“, so Arnscheidt. Als die dicke Staubschicht beseitigt ist, wird ihre Schönheit sichtbar. Aber es ist auch klar, sie muss von Grund auf überarbeitet werden. Unter anderem ist die Aufhängung beschädigt, im Laufe der Zeit ist sie insgesamt unansehnlich geworden. Ein Fachbetrieb wird beauftragt, Corona verzögert alles, doch am Ende erstrahlt die historische Glocke in altem Glanz. Sogar die Inschrift „Danniel Loner von Nyrenberch gos mich 1627“ in der mittelalterlichen Schreibweise ist in Goldlettern wieder gut lesbar. Die Verewigung des Gießernamens gilt übrigens als Qualitätsmerkmal.

Pfarrer Udo Polenske und Kirchenbaumeister Willi Arnscheidt freuen sich im ruhrkanalNEWS-Interview über die wiederentdeckte fünfte Glocke der Gemeinde

„Gut 5.000 Euro haben die Arbeiten gekostet. Das wurde mit Spenden finanziert“, berichtet Polenske. „Dafür danken wir allen, die dazu beigetragen haben.“ Zurzeit ist das Glockengestühl erst provisorisch im Turm befestigt, sie wird noch von Hand bedient. Eine Aufgabe, die Arnscheidt übernommen hat. „Es ist gar nicht so einfach, den richtigen Rhythmus zu finden, sodass die Glocke auch gut klingt“, ist der Kirchenbaumeister erstaunt. Sie wird jetzt als „Vater unser“-Glocke bezeichnet und soll nur beim entsprechenden Gebet erklingen. Wenn sie durch den bereits gekauften Motor angetrieben wird und im fertigen Glockenstuhl ist, wird ruhrkanalNEWS erneut vorbeischauen und den endgültigen Klang hier veröffentlichen.

1 Kommentar zu "„DANNIEL LONER VON NYRENBERCH GOS MICH 1627“"

  1. Arnscheidt Willi | 7. Januar 2023 um 12:55 |

    Vielen Dank, der Bericht der fünften Glocke St. Georgs-Kirche hat mir sehr gut gefallen.

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