BRAND „IM HOLLAND“ – NACHBARHUNDE STARBEN AN RATTENGIFT

Landgasthof Im Holland: Nach über zwei Jahren fallen vereinzelt verkohlte Dachbalken in die Ruine. (Foto: Höffken)

Essen / Sprockhövel – Am zweiten der vom Gericht angesetzten acht Verhandlungstage vor der VII. Großen Strafkammer des Landgerichtes in Essen wurden am heutigen Dienstag (15. April 2025) auch zwei Nachbarn zum Brandereignis befragt.

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Am letzten Freitag (11. April 2025) begann der Prozess gegen den 47-jährigen Geschäftsführer des früheren Gastronomiebetriebes in Sprockhövel, der, wie sein Anwalt gegenüber ruhrkanalNEWS erklärte, die gegen diesen erhobenen Vorwürfe vollumfänglich bestreitet.

Eine 55-Jährige direkte Nachbarin, die mit ihrem Mann in einem kleinen Haus direkt neben dem Brandobjekt wohnte, wirkte immer noch sichtlich erschüttert, als sie heute über die Brandnacht am 18. Oktober 2022 und die Folgen daraus erzählte.

„Brauchen sie ein Taschentuch“, fragte die Vorsitzende Richterin fürsorglich, als die Zeugin immer wieder in Tränen ausbrach. „Wir hätten tot sein können und ich bin froh, dass die Flammen nicht auf unser Haus überschlugen“, sagte die 55-Jährige, als sie Details berichtete.

Landgasthof Im Holland: Das vordere kleine Gebäude vor dem Landgasthof wurde ebenfalls vom Brandereignis unbewohnbar. (Foto: Höffken)
Landgasthof Im Holland: Der Brand im Jahre 2022 zerstörte das Gebäude. (Foto: Höffken)

In der Brandnacht hatte sie ihre drei Hunde zwischen zwei und 3 Uhr kurz auf die Wiese ihres Grundstückes gelassen, damit diese ihr Geschäft verrichten konnten. Danach legt sie sich noch auf die Couch schlafen, da sie um 4 Uhr aufstehen wollte, weil sie früh zur Arbeit musste. Von einem Schreien und heftigen Klopfen an ihrer Haustür wurde sie dann aus dem Schlaf gerissen, als ein vorbeifahrender Autofahrer den Brand entdeckte und die Bewohner des kleinen Nachbarhauses weckte.

„Ich war da schon erstaunt, dass keine meiner drei Hunde überhaupt angeschlagen hatten, so die Zeugin, der da schon auffiel, dass ihre drei Hunde, u.a. ein Jack Russell und eine französische Bulldogge sich seltsam ruhig und schläfrig verhielten.

Wenige Tage später mussten die Tiere eingeschläfert werden, da eine Tierärztin eine Vergiftung mit Rattengift diagnostizierte, dabei sollen die drei Hunde das Rattengift innerhalb der letzten 20 Stunden vor der Brandnacht gefressen haben. In diesem Zeitraum hätten sich die Hunde allerdings ausschließlich auf der Wiese ihrer Besitzer aufgehalten.

Landgasthof Im Holland: Der Großbrand war ein herausragender Feuerwehr-Einsatz im Jahre 2022. (Foto: Privat)
Die Anspannung im Einsatzgeschehen war vielen der ehrenamtlichen Einsatzkräften bei diesem Großbrand anzusehen. (Foto: Höffken)

Da die Zeugin und ihr Mann in der Nacht des Brandes bei offenem Fenster schliefen, war der Brandrauch bereits aus dem Landgasthof in ihr Haus eingedrungen. „Wir kamen dann soeben noch aus dem Haus raus“, so die beiden Bewohner bei ihrer Aussage. Betreten durften sie ihr Haus dann nur noch einmal unter Aufsicht der Polizei, um persönliche Dokumente herauszuholen. Die gesamte Einrichtung war vom Brandgeschehen kontaminiert und damit nicht mehr nutzbar.

Zu den THW-Kräften des OV-Hattingen kamen auch noch die Helfer des THW-OV-Witten hinzu. (Foto: Höffken)

Wir kamen dann nach dem Brand vorübergehend in einer Ferienwohnung unter und waren froh, als wir über einen Freund eine neue Wohnung bekamen und weitere Freunde für uns sammelten, da unsere Hausratversicherung nur unsere vorübergehende Unterkunft zahlte, allerdings bisher keine Versicherungsleistungen aus unserer Hausratversicherung anerkannte, da ja der Verdacht der Brandstiftung im benachbarten Landgasthof bestand.

Diese Aussage verwunderte auch die Richter der Strafkammer, da Versicherungen in der Regel „zahlen“ und sich das Geld ggfs. später vom festgestellten „Verursacher“ zurückholen.

Die Zeugin, die nach ihren Angaben im benachbarten Landgasthof bis zum Corona-Ausbruch beschäftigt war, berichtete auch, dass vor dem Brandereignis Renovierungsarbeiten im Landgasthof erfolgten. „Es wurde alles wieder ein wenig schön gemacht“, so die Zeugin.

Auffällig für die Zeugin war, dass am Tag nach dem Brand fünf bis sechs Personen vorfuhren, eine Kiste Bier aus dem Kofferraum des Autos holten, dazu Stühle von der Terrasse und feierten. Der Angeklagte, so die Zeugin, lief wie benommen hin und her. „Nachbarn von gegenüber zeigten mehr Emotionen als die Betroffenen selber“, so die 55-Jährige. Ihr Mann, so seine Aussage als Zeuge, will gesehen haben, dass der Angeklagte den vorgefahrenen Leuten Geld gab, als diese wegfuhren um Getränke zu kaufen. Anschließend soll dann getrunken und gelacht worden sein.

Die Zeugin hat nach eigenen Angaben ab und zu immer noch Albträume und möchte einfach nur mit dem Ganzen abschließen.

Von festgestellten Hygienemängeln im Landgasthof wurde berichtet, ebenfalls auch darüber ausgesagt, das coronabedingt vereinzelt Lohnzahlungen etwas verspätet erfolgten, als das Gasthof-Geschäft deutlich einbrach und auch nach Corona nicht entsprechend wieder anstieg.

Wie ein Dienstgruppenleiter der Polizei heute noch aussagte, hatten Nachbarn den Brand zuerst entdeckt und diesen der Rettungsleitstelle gemeldet, die dann wiederum Stadtalarm für die Sprockhöveler Feuerwehr auslöste und die Kräfte der Polizei aktivierte.

Wie RuhrkanalNEWS erfuhr, hat auch die Gebäudeversicherung bisher noch keine Leistungen an den Hauseigentümer erbracht, dazu soll im Mai ein Prozess in Köln Klarheit schaffen.

Der Leiter der Feuerwehr Sprockhövel, der heute ebenfalls als Zeuge geladen war, wies daraufhin, dass man seiner Bitte an die Polizei bei Einsatzbeginn, über eine Handyortung festzustellen, ob sich noch Personen im Gebäude befinden, aus Datenschutzgründen abgelehnt haben soll.

Der Prozess beim Landgericht Essen, der Klarheit bringen soll, ob der Angeklagte den Landgasthof angezündet hat, wird fortgesetzt.

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