Hattingen- In Hattingen setzten auch im November 2024, in der Woche „Hattingen hat Haltung“, Schülerinnen und Schüler ein Zeichen gegen das Vergessen. Jedes Jahr im November widmeten sich mehrere Klassen dem Putzen der Hattinger Stolpersteine, die im gesamten Stadtgebiet an die Opfer des Holocaust erinnern. Die Aktion fand diesmal über mehrere Tage verteilt in der ersten Novemberwoche statt und verband den praktischen Einsatz mit einem lebendigen Geschichtsunterricht – organisiert in enger Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Thomas Weiß.
Anhand von Kurzbiografien erfuhren die Jugendlichen von den tragischen Lebensgeschichten jüdischer Familien aus Hattingen und gedachten den Opfern der Reichspogromnacht von 1938. Diese jährliche Tradition mahnt gerade vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen, dass sich solche Verbrechen nie wiederholen dürfen.
Lebendige Geschichtsstunde mit Stadtarchivar Thomas Weiß
Am Dienstag begaben sich die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Holthausen auf einen besonderen Rundgang. Angeführt von Thomas Weiß, der nicht nur durch sein umfangreiches Wissen beeindruckte, sondern auch die jungen Menschen aktiv mit einbezog, gingen sie von Stolperstein zu Stolperstein. Die Route führte unter anderem an der Bahnhofstraße 6 vorbei, wo die Familie Markes einst lebte, und führte weiter zum historischen Synagogenplatz sowie durch das Krämersdorf.
Fotos © RuhrkanalNEWS Holger Grosz
Weiß stellte nicht nur Fakten in den Vordergrund, sondern regte die Schüler mit persönlichen Fragen zum Nachdenken an: „Wie hättet ihr damals gehandelt? Welche Verantwortung tragen wir heute?“ Die jungen Menschen waren beeindruckt, wie sehr die Geschichte der Stadt an diesen Orten noch spürbar ist. So hielt die Gruppe etwa an einer Stelle an, an der einst NS-Größen wie Göring und Hitler auf einer Treppe vor einer Gaststätte standen – heute frühstücken dort Menschen. Solche Kontraste verdeutlichen den Wandel, doch die Stolpersteine am Boden erinnern, dass die Vergangenheit nicht vergessen ist.
Abschlussaktion vor dem Bügeleisenhaus
Zum Abschluss der Putzaktion versammelten sich alle beteiligten Schülergruppen am Freitag, den 8. November 2024, um 13 Uhr vor dem Hattinger Bügeleisenhaus. Zusammen mit dem stellvertretenden Bürgermeister Rainer Sommer gedachten sie dort in einer feierlichen Zeremonie der Opfer des Nationalsozialismus. Die Aktion ist jedes Jahr ein starkes Zeichen der Jugend, die sich mit der dunklen Vergangenheit ihrer Stadt auseinandersetzt und den Opfern einen symbolischen Moment der Erinnerung schenkt.
Mit dieser Putzaktion zeigen die Schülerinnen und Schüler von Hattingen, dass sie Verantwortung übernehmen, die Vergangenheit wachhalten und sich aktiv für ein offenes, friedliches Miteinander einsetzen – eine Haltung, die sich vorbildlich für die Zukunft einsetzt.