OSTERGESCHICHTE MAL ANDERS: FÜR DIE GLEICHEN WERTE EINSTEHEN

Simone Monique Reuter und Jascha Geldmacher sind zum katholischen Glauben konvertiert und haben in St. Marien eine Gemeinschaft gefunden, in der sie sich wohlfühlen. (Foto: Patrizia Labus)

Schwelm- Während der Trend zum Kirchenaustritt geht und nicht zuletzt auch die Austrittszahlen im katholischen Bistum Essen wieder deutlich einen Verlust an Gläubigen bestätigen, hat die Propstei St. Marien kürzlich zu einem Abend für Konvertiten eingeladen. Denn entgegen diesem Trend gibt es immer wieder Menschen, die sich bewusst dafür entscheiden, katholisch zu werden. So wie Simone Monique Reuter (50) und Jascha Geldmacher (31) aus Schwelm.

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Es ist eine gemütliche Runde im Pfarrhaus von St. Marien. Propst Norbert Dudek hatte zuvor per Brief Menschen aus der gesamten Propstei eingeladen, die in den vergangenen zehn Jahren in die katholische Kirche eingetreten sind. 70 waren das in den drei Städten Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal. Selbstredend steht die Zahl der Eintritte oder Wiedereintritte in keinem Verhältnis zu den Austritten. Dennoch eint die Menschen, die den Weg in die katholische Kirche gefunden haben, ein Wunsch: Gemeinschaft erleben und Sinn finden. 

So ist es auch bei Jascha Geldmacher und Simone Monique Reuter aus Schwelm, die der Einladung des Propstes gerne gefolgt sind. Der 31-Jährige Jascha war zuvor nicht getauft, „meine Eltern haben es uns immer freigestellt und wollten, dass wir das irgendwann selbst entscheiden“, erzählt er in der Runde. Dann wurde er gefragt, ob er Taufpate werden könnte und so stellte er sich selbst die Frage, ob er nicht auch Teil dieser Glaubensgemeinschaft werden möchte. „Zwar hatte ich immer einen Bezug zur Gemeinde St. Marien, war auf der katholischen Grundschule und habe trotz fehlender christlicher Sozialisation immer die Nähe danach gesucht. Aber ich wusste gar nicht so recht warum“, erzählt der Schwelmer lachend. Mit 15 Jahren äußerte er zu Hause das erste Mal den Wunsch, Weihnachten in die Kirche gehen zu wollen. Seine Eltern unterstützten ihn dabei, sein Bruder blieb lieber zu Hause. „Als Kind war das Empfinden aber eher, dass der Besuch des Gottesdienstes ein Pflichttermin ist. Heute erleben ich es anders: die Menschen machen auf mich den Eindruck, dass sie die Messe genießen und gerne freiwillig hingehen. Auch ich erlebe es als Bereicherung, am Sonntag auf Menschen zu treffen, die die gleichen Werte wie ich teilen und ich genieße das Gefühl, willkommen zu sein.“ 

Gemeinschaft als Bereicherung 

Dabei hat Propst Norbert Dudek Jascha die Entscheidung zu konvertieren offengelassen. „Über acht Monate lang haben wir uns immer mal wieder getroffen und entspannt darüber gesprochen. Als meine Frau und ich dann heiraten wollten und unsere Tochter zur Welt kam, war für mich klar, dass ich katholisch werden möchte“, erzählt Jascha. Auch seine Tochter ist getauft. „Ich möchte ihr das Erleben der Gemeinschaft schon als Kind ermöglichen, damit sie sieht, wie bereichernd die Gemeinde sein kann. Mir hat das als Kind einfach gefehlt“, erklärt er die Entscheidung. Auch beim zweiten Kind, das Jascha und seine Frau in Kürze erwarten, möchten sie diesen Weg einschlagen. „Ich gehe zwar nicht jeden Sonntag in die Kirche, aber ich kann meinen Glauben auch privat ausleben und beten. Dennoch schätze ich die Gemeinschaft der Kirchengemeinde und freue mich, dass wir als Familie Teil dessen sind.“

Durch den Glauben ein besserer Mensch

Die 50-jährige Simone Monique Reuter steht wiederum kurz vor ihrer Kommunion und Firmung in der katholischen Gemeinde. Am Osterwochenende wird sie das erste Mal die Eucharistie in der Marienkirche empfangen, sprich die Hostie erhalten, und damit auch formell Teil der katholischen Glaubensgemeinschaft werden. Schon jetzt besucht Simone Monique jeden Sonntag den Gottesdienst. „Das ist mein Highlight der Woche, daraus ziehe ich meine ganze Kraft“, sagt sie ganz klar. Die Suche nach dieser Kraftquelle, nach einem Sinn, hat sie ihr Leben lang begleitet. „Ich bin als Kind evangelisch getauft worden und in der Pubertät habe ich den Bezug zum Glauben verloren“, erzählt sie in der Runde der Konvertiten. „Ein Lehrer in der Schule hat immer gesagt, man solle an allem zweifeln – tja, und das habe ich dann viele Jahre praktiziert.“ Dennoch suchte die Schwelmerin Halt und fand ihn zunächst in der Esoterik. „Aber ich spürte, dass es nicht das Richtige war.“ Harte Schicksalsschläge, unter anderem der Tod ihrer Eltern, haben Simone Monique bald verzweifeln lassen. „Ich habe das immer alles mit mir selbst ausgemacht. Dann habe ich angefangen, viel zu lesen, nicht zuletzt über den katholischen Glauben. Auch die Bibel habe ich dann von vorne bis hinten durchgelesen“, sagt sie. Und langsam dämmerte ihr, dass der Leitfaden für ihr Leben, den sie so lange gesucht hat, offenbar genau dort zu finden war. „Eines Morgens im vergangenen Jahr wurde ich wach und machte mich schnurstracks auf den Weg zur katholischen Gemeinde“, erinnert sie sich lachend. 

Seitdem ist St. Marien ein fester Bestandteil in Simone Moniques Lebens. „Ich werde aus Überzeugung katholisch und glaube jedes Wort, was ich am Sonntag im Gottesdienst höre. Dieses Erleben der Gemeinschaft, das Gefühl, angekommen zu sein, ist was ich mein Leben lang gesucht habe“, sagt die 50-Jährige ganz klar. Als sie zum ersten Mal zur Beichte gegangen ist, sei ihr eine tonnenschwere Last von den Schultern gefallen. „Ich finde in den Worten Gottes die Antwort auf meine Fragen. Seitdem ich mich auf den Weg gemacht habe, zu konvertieren, geht es mir einfach gut und ich lerne jeden Tag, ein besserer Mensch zu sein. Und darum geht es doch im Leben, oder?!“

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