LANDRAT ERINNERT BIW AN VERSPRECHEN

Olaf Schade (SPD), Landrat im Ennepe-Ruhr-Kreis (Foto: RuhrkanalNEWS)

Was biw zu den im Bericht geäußerten Vorwürfen sagt, können Sie hier lesen.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Ennepe-Ruhr-Kreis- “Die uns vorliegenden Messergebnisse werfen die Frage auf, ob das Ennepetaler Unternehmen biw sein im März in der Bürgerversammlung und in Zeitungsanzeigen gemachtes Versprechen, zum Jahresende 2020 kein PCB 47 mehr zu emittieren, gehalten hat.” Diese Einschätzung macht Landrat Olaf Schade mit Blick auf gemessene PCB-Immissionen im Gewerbegebiet Oelkinghausen und im Wohngebiet Büttenberg.

Zur Erinnerung: Im Februar 2020 hatte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in der Nähe des Unternehmens sowie am Südrand des Wohngebietes Büttenberg zwei Messstellen errichtet. Im Fokus der Untersuchungen standen und stehen dabei insbesondere die für die Silikonproduktion typischen PCB-Kongenere 47, 51 und 68.

Die Grafik zeigt die Messergebnisse der Monate Februar bis Dezember. Die roten Balkenabschnitte stehen für die gefundenen Werte der PCB Kongenere 47, 51 und 68. Die grünen Bereiche zeigen die Menge der 6 PCB Kongenere nach denen bei Untersuchungen üblicherweise gesucht wird (Grafik: Ennepe-Ruhr-Kreis)

Für die Kreisverwaltung liefern die für 2020 vollständig vorliegenden Berichte folgende Erkenntnisse: Zu Beginn der Messungen – in den Monaten Februar bis Mai – gab es an beiden Messpunkten Monat für Monat Belastungsrückgänge. Dieser Trend endete im Juni.

In Zahlen: Während in Firmennähe im Mai 0,75 Nanogramm PCB 47, 51 und 68 pro Kubikmeter Luft gefunden wurden, lautete der Spitzenwert in den Folgemonaten 4,3 (Oktober). Am Büttenberg lag der Mai-Wert bei 0,067. Im Sommer stiegen die Ergebnisse bei Südwestwind bis auf 0,36. Wind aus vornehmlich südlicher Richtung führte dann in November und Dezember zu 0,7 und 1,2 Nanogramm.

Die seit Juni wieder gestiegene Belastung dokumentieren auch die Durchschnittswerte für die Monate Februar bis Mai beziehungsweise Juni bis Dezember. In Firmennähe lauten diese 2,26 (Februar bis Mai) gegenüber 2,9 (Juni bis Dezember) und am Büttenberg 0,24 gegenüber 0,5.

Die Grafik zeigt die Messergebnisse der Monate Februar bis Dezember. Die roten Balkenabschnitte stehen für die gefundenen Werte der PCB Kongenere 47, 51 und 68. Die grünen Bereiche zeigen die Menge der 6 PCB Kongenere nach denen bei Untersuchungen üblicherweise gesucht wird (Grafik: Ennepe-Ruhr-Kreis)

Um die Ergebnisse einordnen zu können, heißt es aus dem Kreishaus: Für die PCB Konzentration in der Außenluft gibt es weder Grenzwerte noch allgemein akzeptierte Beurteilungswerte, was mögliche gesundheitliche Gefahren angeht. Um Messergebnisse einordnen zu können, greifen die Experten auf einen Vergleich mit dem so genannten NRW-Jahres-Mittelwert 2019 zurück. Dies liegt bei 1,3.

“Davon völlig unabhängig gilt aber das mehrfach gegebene Versprechen des Unternehmens an die Bürgerinnen und Bürger. Die Verantwortlichen stehen im Wort. Die Öffentlichkeit darf daher erwarten, von biw zu erfahren, ob und wie die Zusicherung der ´0 Emission´ umgesetzt worden ist oder ob und warum sich Verzögerungen ergeben haben”, formuliert der Landrat seine klare Forderung.

Wichtig ist ihm in diesem Zusammenhang: Der Einsatz des chlorhaltigen Vernetzers, der in den Produktionsabläufen PCB 47, 51 und 68 entstehen lässt, ist nach wie vor nicht verboten, das Unternehmen mache also nichts Illegales. Erfreulich sei zudem, dass der Austritt von PCB-haltigen Flocken inzwischen nachhaltig unterbunden werden konnte.

Weitere Erkenntnisse versprechen sich die Verantwortlichen im Kreishaus von den Ergebnissen der Grünkohl-Beprobungen aus dem Herbst 2020. Dieser Bericht des LANUV wird in Kürze erwartet. Der bisher letzte untersuchte Grünkohl – Ernte im Spätsommer 2020 – hatte im Vergleich zur vorletzten Probe eine deutliche Abnahme der Konzentrationen von PCB 47, 51 und 68 aufgewiesen.

Zu den angekündigten Blutuntersuchungen meldet die Kreisverwaltung folgenden Zwischenstand: Im zweiten Halbjahr 2020 war eine europaweite Ausschreibung auf den Weg gebracht worden. Aus vergaberechtlichen Gründen konnten die beiden Anbieter aber leider nicht gewertet werden.

Jetzt sucht der Kreis gemeinsam mit dem LANUV einen Anbieter für eine individuelle Testung der betroffenen Personengruppen. Angeboten werden soll diese, wie ursprünglich geplant, den Frauen im gebärfähigen Alter und Kindern ab 6 Jahren, die mindestens fünf Jahre im Gebiet der Verzehrempfehlung Oelkinghausen und Büttenberg leben. Hierzu ist der Kreis mit dem LANVU, einem Anbieter und der Bürgerinitiative in Gesprächen.

PCB ist Problem in silikonverarbeitenden Betrieben

Der Fund von PCB-haltigen Flocken im Umfeld der Firma biw war für das Land NRW Ausgangspunkt für ein landesweites Untersuchungsprogramm. In den Blick genommen wurden Betriebe, die in der Produktion von Formteilen aus Silikon-Kautschuk chlorhaltige Vernetzungsmittel einsetzen und so – unwissentlich – polychlorierte Biphenyle (PCB) freisetzen.

Ermittelt werden konnten neun potenziell betroffene Betriebe mit Sitz unter anderem in Witten, Wuppertal und Herne. Das Wittener Unternehmen SIKO hat seine Produktion seit Monaten auf chlorfreie Vernetzer umgestellt und emittiert damit kein PCB 47, 51 und 68 mehr. Weitere Erkenntnisse erwarten die Verantwortlichen nach Vorlage der Ergebnisse von untersuchten Grünkohl im Umfeld des Unternehmens.

Was biw zu diesen Vorwürfen sagt, können Sie hier lesen.