KOMMENTAR: NEUES JAHR – ALTES PROBLEM

Lkw-Verkehr in der Südstadt (Archivfoto: RuhrkanalNEWS)

Ennepe-Ruhr-Kreis- Ein besserer Öffentlicher Personennahverkehr ist ein zentrales Ziel der Verkehrspolitik der Landesregierung. Ein besseres ÖPNV-Angebot ist Voraussetzung dafür, dass der Verkehrssektor seinen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten kann. Dafür muss der Anteil des ÖPNV am „Modal Split“, also an der Gesamtleistung aller Verkehrsträger, deutlich steigen.  Der ÖPNV muss das Rückgrat vernetzter Mobilitätsketten werden. Das Kabinett hat deshalb Ende 2019 eine ÖPNV-Offensive beschlossen, die den ÖPNV attraktiver, leistungsfähiger, zuverlässiger und flexibler machen. Außerdem soll NRW Fahrradland werden und auch hier will die Landesregierung tätig werden. Soweit der O-Ton aus Düsseldorf.

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Ich höre und lese das und staune. Denn die Realität sieht für den EN-Kreis deutlich anders aus. Der Fahrzeugbestand im Ennepe-Ruhr-Kreis ist 2019 weiter angewachsen. Das Straßenverkehrsamt der Kreisverwaltung verzeichnete am Jahresende 255.223 Fahrzeugen. Gegenüber 2018 ein Plus von 3.730 (ca. 1,5 Prozent). Diese Entwicklung bestätigt den Trend der Vorjahre.

Die Statistik liefert zahlreiche Details: Drei von vier Fahrzeugen – exakt 199.227 – sind Personenkraftwagen. Stark vertreten sind darüber hinaus Krafträder (20.493), Anhänger (18.135) und Lastkraftwagen (10.186). 13.360 Neufahrzeuge (2018 12.381) erhielten in den letzten zwölf Monaten erstmals ein Kennzeichen. Umgeschrieben wurden 46.903 (42.261).  

In Hattingen halten die S-Bahnen seit kurzem seltener (Symbolfoto: RuhrkanalNEWS)

Weitere Einzelheiten: 3.151 Fahrzeuge, die für den Straßenverkehr zugelassen sind, sind älter als 30 Jahre und damit mit dem H-Kennzeichen unterwegs, 6.601 haben ein Saisonkennzeichen, 2.057 ein Kurzzeitkennzeichnen. Ach ja, Elektromobilität will man ja auch fördern. Elektrofahrzeuge im EN-Kreis?? Ja, gibt es. 577 genau. Überschaubar. Gut, der Vollständigkeit halber sei gesagt, sie haben deutlich zugenommen im letzten Jahr – 207 kamen in 2019 dazu. Ob sich das weiter ausbauen wird, bleibt abzuwarten. Zumal auch sicher ist: Für Nutzer ist die Elektromobilität maximal als Zweitwagen interessant. Bisher jedenfalls.

Wenn die Politik Beispiele aufzeigt zur Mobilität, dann tauchen in aller Regel größere Städte auf. Klar, In Berlin und Düsseldorf ist das mit dem ÖPNV kein so großes Problem. Für Hattingen geraten schon die Pläne der S-Bahn ins Stocken, wenn zwei Minuten Umsteigezeit fehlen und sich dadurch die Gesamtfahrzeit mit Umsteigen deutlich verlängert – weil dann gern einfach mal eine Bahn weg ist. Und die Taktung von 20 auf 30 Minuten zu verlängern – geschenkt! Es steht doch jeder gern an den dreckigen Bahnhöfen mit Geisterbeleuchtung herum.

Ganz ehrlich: Im Stauland NRW stehe ich dann doch lieber im Auto rum, habe es schön warm mit Sitzheizung und vor allem sauber. Muss mich nicht dämlich ansprechen lassen, muss nicht die Musik vom Nachbarn ertragen, sondern kann meine eigene Mucke hören. Ich habe definitiv einen Sitzplatz, auch wenn der sich gerade mal hinterm Steuer des Fahrzeugs befindet. Und ob es regnet oder nicht, das ist auch nicht wichtig – der Scheibenwischer funktioniert und ich stehe eben an keiner nicht-überdachten Bushaltestelle.

Und weil das alles ganz genau so ist, wie es ist, funktioniert das mit der Verkehrspolitik auch nicht besonders gut. Es ist nämlich völlig egal, ob ich Dienstfahrräder habe oder nicht. Und es ist auch egal, ob ich nach 19 Uhr mit dem Fahrrad durch die Innenstadt fahren kann. Die meisten Menschen fahren Auto – und stehen im Stau. Und suchen Parkplätze. Und wenn sie keinen finden, dann stehen sie eben da, wo sie nicht parken dürfen. Im besten Fall behindern sie keinen, im schlimmsten Fall kommen Rettungsfahrzeuge nicht mehr zum Einsatz. Infrastruktur und Verkehrspolitik laufen den aktuellen Problemen gerade mal kilometerweit hinterher. Und soll ich Ihnen etwas sagen: ES NERVT! Änderungen zum Besseren – ich weiß nicht. Ist zwar Kommunalwahl im Herbst. Aber einem Versprechen muss die Tat folgen.