Hattingen- Was passiert, wenn ein Mensch, der gehörlos ist, plötzlich ins Krankenhaus eingeliefert wird – ohne Begleitperson, ohne Dolmetscher? Was, wenn die Rettungskräfte im Notfalleinsatz nicht wissen, warum ihr Patient nicht spricht oder wie er versorgt werden möchte? Genau solche Fragen haben eine Arbeitsgruppe des Ambulanten Hospizdienstes Hattingen/Witten dazu gebracht, ein völlig neues Instrument zu entwickeln: den Notfallwegweiser.
Die Idee stammt nicht vom Stammtisch, sondern aus der Praxis. Und sie wurde gemeinsam mit Fachleuten durchdacht: mit Notärztinnen und Notärzten, Rettungssanitätern, Feuerwehrleuten – Menschen also, die wissen, worauf es im Ernstfall ankommt. Herausgekommen ist ein kleines, aber wirksames Dokument, das direkt im Portemonnaie mitgeführt wird und den Einsatzkräften wichtige Hinweise liefert. Schnell. Klar. Verständlich.
Ambulanter Hospizdienst Hattingen Witten entwickelt neues Hilfsmittel für den Ernstfall
Notfallwegweiser (Foto: Holger Grosz)
Nicht nur für Menschen mit Handicap
Die ursprüngliche Idee entstand in einer Arbeitsgruppe für Menschen mit Behinderung. Doch der Notfallwegweiser ist für alle gedacht – für Jung und Alt, für chronisch Kranke und Gesunde, für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Jeder kann ihn selbst ausfüllen. Wer möchte, kann sich vom Hausarzt oder der Hausärztin eine Unterschrift geben lassen – muss aber nicht. „Jede Information, die uns weiterhilft, ist besser als keine“, so der Tenor aus dem Rettungsdienst.
Einfach ausfüllen – immer dabei
Der Notfallwegweiser ergänzt bewährte Modelle wie die Notfalldose im Kühlschrank oder die Patientenverfügung beim Notar – ersetzt sie aber nicht. Er ist dort zur Stelle, wo andere Systeme nicht helfen können: unterwegs. Denn was nützt eine Notfalldose zu Hause, wenn der medizinische Notfall auf der Straße passiert? Und was bringt eine Patientenverfügung, wenn sie am Freitagnachmittag im verschlossenen Notararchiv liegt?
Der Notfallwegweiser befindet sich im Geldbeutel – also genau dort, wo auch der Personalausweis oder die Krankenkassenkarte steckt. Eine wertvolle Orientierung für das Rettungsteam, wenn es im Einsatz um Sekunden geht.
Empfohlen im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis
Der Notfallwegweiser ist kein Zufallsprodukt. Er wurde mit Fachkräften entwickelt, ist bei den Feuerwehren und Rettungsdiensten im gesamten EN-Kreis bekannt und wird auch vom Landrat Olaf Schade ausdrücklich empfohlen. Für die Einsatzkräfte ist er ein hilfreiches Instrument, um sich in einem medizinischen Ausnahmezustand schneller zu orientieren. Eine Anweisung ersetzt er nicht – aber er gibt eine Richtung vor.
Denn auch das ist klar: Rettungsmedizinerinnen und -mediziner entscheiden im Notfall innerhalb von Sekunden, welche Maßnahme notwendig ist. Doch ein klarer Hinweis, eine chronische Vorerkrankung, ein verständlich formulierter Wunsch kann in dieser Situation den entscheidenden Unterschied machen.
Mehr als Hospizarbeit
Dass der Ambulante Hospizdienst Hattingen Witten bei der Entwicklung dieses Wegweisers federführend war, überrascht eigentlich nicht. Denn die Hospizbegleiterinnen und -begleiter schauen seit jeher über den Tellerrand. Sie begleiten nicht nur Menschen in der letzten Lebensphase, sondern engagieren sich für mehr Menschlichkeit, Aufklärung und Sicherheit – in allen Lebenslagen.
Mit dem Notfallwegweiser wurde ein kleines Stück Papier zu einem echten Lebensretter. Und zu einem weiteren Beweis dafür, wie viel Herz, Verstand und Vernetzung in der Arbeit dieses besonderen Dienstes steckt.
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