Hattingen – Wie sehr uns digitale Bilderwelten bereits geprägt haben, zeigte sich am 31. Januar 2025 bei der Vernissage von Jan Jansen in der „Kleinen Affäre“. Viele Besucher hielten seine Werke zunächst für digitale Grafiken oder bearbeitete Fotografien. Erst bei längerer Betrachtung wurde klar: Hier war ein Handwerker am Werk, ein Künstler mit einem außergewöhnlichen Gespür für Struktur und Tiefe.
Zwischen Raster und Auflösung
Jansen arbeitet wie ein Layouter, der seine Motive zunächst in Raster einteilt – mal in Dreier-, mal in Sechser- oder Zwölfer-Strukturen. Das menschliche Auge erkennt diese Ordnung sofort und versucht, sie mit gespeicherten Bildern abzugleichen. Doch wer sich tiefer auf Jansens Werke einlässt, merkt schnell, dass diese Raster nicht starr sind. Sie werden durch Farben und Strukturen aufgebrochen, verführen den Blick in immer neue Details und lassen den Betrachter zwischen Realität und Abstraktion schwanken.
Fotostrecke © RuhrkanalNEWS Holger Grosz
Besonders beeindruckend ist die künstlerische Meisterschaft, mit der Jansen Texturen darstellt. Mal angedeutet, mal fotorealistisch illustriert oder durch die Spuren eines Borstenpinsels erzeugt, entfalten sie eine faszinierende Tiefe. Normalerweise findet man in Ausstellungen schnell ein Lieblingsbild – bei Jansen fällt das schwer, denn alle Werke bewegen sich auf einem außergewöhnlich hohen Niveau.
Urbane Melancholie
Seine Motive sind keine realen Orte, sondern mögliche architektonische Strukturen, die sich in unterschiedlichen Stadien des Verfalls befinden – wie man sie in großen Städten oft sieht. Diese Szenarien oszillieren zwischen romantischer Verklärung und dokumentarischer Nüchternheit. Sie zeigen die Schönheit des Verfalls, die Anziehungskraft des Unscheinbaren und das Spannungsfeld zwischen Ordnung und Chaos.
Musik, die sich nicht einordnen lässt
Für den musikalischen Part der Vernissage sorgte Markus Hoppe alias „Die Norm“. Der Musiker aus Köln bot eine Klangwelt, die ebenso vielschichtig war wie Jansens Bilder. Seine Musik mischte elektronische Pop-Rhythmen der 90er mit Melodien, die an die Neue Deutsche Welle erinnerten. Doch wer versuchte, sie in eine Schublade zu stecken, musste schnell feststellen: Auch hier wurde mit Erwartungen gespielt. Was zunächst vertraut klang, entfaltete sich plötzlich in unerwartete Richtungen.
Eine gelungene Ausstellungseröffnung, die zeigte, wie spannend es sein kann, zwischen Realität und Illusion zu wandeln.