AUSCHWITZ: GESCHICHTE EINES ÜBERLEBENDEN ERZEUGTE GÄNSEHAUTMOMENTE

Veranstaltung - In Auschwitz gab es keine Vögel (Foto: Holger Grosz)

Hattingen- Die KonzertLesung am Abend des 12. März 2024 in der Ev. Johannes Kirchengemeinde war bis auf den letzten Platz gefüllt. 140 Gäste waren der Einladung von Martina Przygodda, der Organisatorin von „Ein Kick für Hattingen“ gefolgt.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Bewegte Gesichter, Totenstille im Raum während Gregor Praml mit seinem Kontrabass und Monika Held die Geschichte von Heiner, der Auschwitz überlebt hat erzählte und die Gäste mit auf eine Zeitreise in unsere dunkle deutsche Geschichte nahmen. Eine Teilnehmerin sagte anschließend nach der Veranstaltung: „Es war so eindrucksvoll, der Kontrabass hat das Erlebnis vertieft. Körper und Seele wurde berührt und ich konnte mich der Faszination nicht entziehen.“ In der Einleitung ihrer Lesung zog Monika Held den Vergleich zu unserer aktuellen politischen Lage. Wie das Menschenbild rechtspopulistischer Parteien aktuell wieder Fuß fasst in unserer Gesellschaft und dass wir wachsam sein müssen, wenn ein Begriff wie Remigration erneut Einzug in unseren Sprachgebrauch erhält.

„In Auschwitz gab es keine Vögel“

Abgerundet wurde die Lesung, die einem Hörspiel glich, von Thomas Weiß, der von Hattingen berichtete, dem Niederbrennen der Synagoge in der Nacht des 9. November 1938, den Deportierten, die vom Hattinger Bahnhof unter den Augen der Bevölkerung verschleppt wurden. Eindrucksvoll mit Originalbildern aus Hattingen, stimmte er die Zuhörenden ein, was Menschen wie DU und ICH anderen Menschen angetan haben – in unserer Stadt.

Fotostrecke Holger Grosz:

Martina Przygodda war diese Veranstaltung aus persönlichen Gründen wichtig: “Als ich den Heimatpreis 2021 gewann, war sofort klar, dass ich mit dem Preisgeld ein Erlebnis für Hattingen Gegen das Vergessen schaffen wollte. Ich bin in einem sozialdemokratischen Elternhaus aufgewachsen, mein Vater Bergmann, meine Mutter Hausfrau. Es wurde bei uns am Tisch politisch diskutiert. Die sogenannten Gastarbeiter waren damals Kumpel, integriert in der Siedlung. Je älter mein Vater wurde, desto rechter seine politische Gesinnung. Unter Hitler hätte es sowas nicht gegeben! Mit solchen Sätzen musste ich mich auseinandersetzen, es hat mich verstört. Später erfuhr ich, dass sein ältester Bruder Willi bei der SS war. Ich weiß nicht wo stationiert und mit welchem Dienstgrad. Ich weiß nur, dass er nie verurteilt wurde für seine Beteilung an den Schandtaten des Nazi-Regimes. Fassungslos war ich, dass er bei der Stadtverwaltung einen ganz normalen Berufsweg einschlug. Als ich dann vor ca 20 Jahren mit meinem Mann das Konzentrationslager Dachau bei München besuchte und dort die Öfen sah war klar, das darf sich nie wiederholen! Ich bin glücklich, dass ich mit diesem Projekt, das zusätzlich aus dem Bundesförderprogramm Demokratie Leben! gefördert wurde insgesamt ca 280 Menschen generationsübergreifend erreichen konnte.“

Die KonzertLesung wurde am 13. März 2024 vormittags mit 140 Schüler*innen aus 3 Schulen als Gemeinschaftsprojekt wiederholt und hinterließ viele betroffene Gesichter.

Martina Przygodda verabschiedete die Schüler*innen mit den Worten: „Egal welche Partei ihr wählt, geht wählen! Die nächste Europawahl steht vor der Tür! Nur bitte – wählt nicht rechtsaußen, damit sich solche Gräueltaten bei uns nicht wiederholen!“

Kommentare sind deaktiviert.