AUS NOWOSIBIRSK NACH WETTER

Mithilfe von Integrationscoach Diana Abramov (rechts) und ihren Kolleginnen und Kollegen beim Jobcenter EN ist es dem Ehepaar Schew, hier mit Hündin Rachel vor dem Kreishaus, gelungen, zwei Wunscharbeitsplätze zu finden (Foto: Ennepe-Ruhr-Kreis)

Ennepe-Ruhr-Kreis- Von Absagen haben sie sich nie abschrecken lassen: Kristina und Walter Schew sind vor zweieinhalb Jahren als Spätaussiedler aus Russland nach Wetter (Ruhr) gekommen. Deutschlernen, Integrieren, Arbeit finden – das erledigten sie hochmotiviert und mithilfe des Jobcenters EN in Rekordzeit. Nach drei Volltreffern haben sie jetzt beste Perspektiven.

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Wie Familie Schew mithilfe des Jobcenters EN Arbeit fand

Rachel – so heißt der Grund, warum das Paar aus Nowosibirsk ausgerechnet in Wetter an der Ruhr landete. Wegen der Rauhaardackelhündin wurde die Suche nach der für die Auswanderung nötige Wohnung in Deutschland zur Geduldsprobe. Mehr als 100 Briefe schickten die Schews an Vermieter, ebenso viele Absagen kamen zurück. Fast immer lautete die Botschaft: Kein Hund erwünscht. Für das Paar galt aber: Auswandern ohne Rachel nicht denkbar. „Wir sind eine Familie“, sagt Kristina Schew.

Die Zusage für eine Wohnung für Mensch und Hund kam schließlich von einem Vermieter in Wetter. Sie entpuppte sich als Volltreffer Nummer eins. Denn sowohl in den neuen vier Wänden als auch in der Nachbarschaft und der Gesamtstadt Wetter fühlen sich die Schews sehr wohl.

Erster Ansprechpartner für die berufliche Zukunft der Schews war damit das Jobcenter EN. „Obwohl sie kaum Deutsch sprachen, suchten sie sofort den Kontakt“, erinnert sich Integrationscoach Diana Abramov an den März 2021. „Wir wollten keine Zeit verlieren“, bestätigt Walter Schew. Deshalb legten sie dieselbe Hartnäckigkeit wie bei der Wohnungssuche an den Tag, telefonierten ruckzuck alle Sprachkursanbieter ab. Warteliste zu lang? Kurs coronabedingt abgesagt? Okay, dann eben der nächste.  So gelang es ihnen, zeitnah Plätze zu ergattern.

„Die Integrationskurse waren sehr, sehr hilfreich. Auch weil es um mehr als nur Sprache für den Job ging, das ganze Leben in Deutschland war Thema. Eine tolle Hilfe, um sich schnell zurechtfinden zu können“, sagt Walter Schew.

Auch Diana Abramov tat alles, damit die Schews zügig vorankamen. Während die Behörden auf Bundesebene die Bildungsabschlüsse des Paars prüften und schließlich anerkannten, vermittelte sie ihnen weitere Sprachkurse und nahm sie in das Durchstarter-Programm des Jobcenters EN auf.

Mit einem professionellen Anschreiben, Lebenslauf und Foto ausgestattet, ging es für die studierte Ingenieurin Kristina Schew dann ganz besonders schnell. Der Arbeitgeberservice des Jobcenters EN kontaktierte passende Unternehmen. Kurz darauf startete die 32-Jährige als Trainee bei ABC Umformtechnik in Gevelsberg. Voilà, Volltreffer Nummer zwei.

„Ich arbeite im Bereich technische Entwicklung. Wenn ich übernommen werde, kann ich wieder genau das machen, was ich will: zeichnen, konstruieren, Ingenieurin sein“, strahlt sie. Im Team fühlt sie sich wohl, die Kolleginnen und Kollegen kommen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, aber alle sprechen Deutsch miteinander. Kristina Schew ist ein Teil von ihnen. Angenommen – angekommen.

Walter Schew hatte zwar jahrelange Berufserfahrung als Sanitäranlagentechniker im Gepäck, allerdings ohne Abschlüsse. Ihm vermittelte das Jobcenter EN zusätzlich zu den Deutschkursen einen Englischkurs der Otto-Benecke-Stiftung. Parallel schrieb er eigeninitiativ Bewerbungen. 20, 30, 40, alle erfolglos. Nach 50 Bewerbungen erhielt er genau eine Einladung.

Volltreffer Nummer drei

Seit April 2023 arbeitet Walter Schew für die Firma Doliwa in Bochum, ist im Bereich Elektro, Fliesen, Sanitär tätig. „Mir wurde direkt signalisiert: ‚Wir suchen Leute, die gut harmonieren, die zur Arbeitsatmosphäre passen, die Erfahrung steht an zweiter Stelle.'“

Sein Chef ließ ihn Probearbeiten, war sofort von Schews Qualitäten überzeugt. „Er hat mir gesagt: ‚Du bist toll, du weißt alles, aber du brauchst unbedingt einen Gesellenbrief.'“ In wenigen Tagen, am 1. August, darf der 31-Jährige nun in eine – wegen seiner Vorerfahrung – verkürzte Ausbildung starten. „Meine Firma unterstützt mich, auch wenn ich danach noch die Meisterschule oder ein Studium der Gebäudetechnik machen will“, skizziert Walter Schew seine mögliche weitere Laufbahn voller Zuversicht.

Über diesen Erfolg der beiden freut sich natürlich auch Integrationscoach Diana Abramov: „Das war ganz, ganz toll, wie die beiden sich ins Zeug gelegt haben. Sie sind nie einfach mit der Einstellung ´Mal sehen, was passiert‘ zu einem Termin gekommen, sondern waren immer vorbereitet, hatten immer schon recherchiert. Sie haben sich richtig reingehängt und es sehr verdient, gute Jobs zu bekommen.“

Durchstarter

Durchstarter ist ein kostenloses Angebot für Menschen, die über das Jobcenter EN Bürgergeld beziehen. Das Programm bietet individuelle Unterstützung beim beruflichen Wiedereinstieg, der Suche nach Arbeit oder Ausbildung. Mögliche Themen sind die Überarbeitung der Bewerbungsunterlagen, das Üben von Vorstellungsgesprächen, die Stellenrecherche und ein Potenzial-Coaching. Mehr zum Programm im Internet, Stichwort Durchstarter.

Spätaussiedler

Spätaussiedler sind Zuwanderer deutscher Abstammung, die aus einem Staat des ehemaligen Ostblocks nach Deutschland kommen, um hier ansässig zu werden. Wer nach dem Bundesvertriebenengesetz als Spätaussiedler oder Abkömmling eines Spätaussiedlers anerkannt werden will, muss einen Aufnahme- oder Einbeziehungsbescheid beantragen. Voraussetzung dafür ist der Nachweis der deutschen Volkszugehörigkeit. Wer als Spätaussiedler anerkannt wird, ist in Deutschland sofort berechtigt, zu arbeiten oder sich arbeitssuchend zu melden.