Hattingen- Vesperkirche heißt: Für eine Woche kommen in Hattingens zentraler St.-Georgs-Kirche die Menschen der Stadt zum Essen zusammen. Menschen aller Herkunft, Hautfarbe und Religion. Wohnungslose und Wohlhabende. Die Vesperkirche ist getragen vom biblischen Gedanken der Gastfreundschaft. Sie bringt die Würde aller Menschen zum Ausdruck und eröffnet Begegnung. Das Essen ist kostenlos – so ist niemand ausgeschlossen. Jeden Tag können unter dem Sternenhimmel der Kirche 220 Gäste speisen.
Bewirtet werden die Gäste durch freiwillige Helfer, die sich für einen oder zwei Tage für diese Aufgabe engagieren. Freiwillig mithelfen können Einzelne oder Teams bis 12 Personen, z.B. aus Vereinen oder Firmen. Die Anmeldung ist ab dem 27. Oktober 2024 über das Webportal möglich. Alle Freiwilligen werden auf ihre Aufgabe gut vorbereitet und am Einsatztag durch eine Teamleitung begleitet. Pro Tag werden 32 Mitarbeitende in unterschiedlichen Rollen gebraucht.
Vom 25. Januar bis 2. Februar 2025 wird in Hattingen die erste Vesperkirche stattfinden
Die Vesperkirche trägt sich ausschließlich aus Spenden. Die frühe Zusage des Hattinger Gastronomen Alfred Schulte- Stade, die kompletten Mittagessen zu spenden, war für die Organisatoren der Vesperkirche ein großer Motivationsschub. Die Diakonie Mark-Ruhr hilft praktisch mit, indem das Geschirr täglich in der Großküche am Haus der Diakonie gespült werden kann. Auch die Sparkasse Hattingen, die hwg und zahlreiche Förderer aus dem Geschäftsleben unterstützen die Durchführung der Vesperkirche – finanziell oder mit der Spende von Mineralwasser, Kaffeegebäck und Material. Die Stadt Hattingen und der CVJM Hattingen leisten logistische Unterstützung.
Zur Vesperkirche ist ein passendes Kulturprogramm an fünf Tagen geplant: Ein interkulturelles Kaffee- und Teetrinken, eine Lesung mit Peter Gollan aus Rafik Schamis Buch „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“, ein Diskussionsabend zum Thema „Wohnen in Hattingen“, ein Spieleabend und ein Konzert mit der inklusiven Band Querbeet und Acki Löbbecke. Zwei besondere Gottesdienste an den Vesperkirchensonntagen rahmen das Programm. Jeden Mittag beschließt ein Instrumentalbeitrag der Musikschule Hattingen das Essen.
Fotos Informationsabend in der St. Georgs-Kirche © RuhrknanalNEWS
Planung und Durchführung der Vesperkirche liegen in der Hand eines Steuerungskreises. Ihm gehören Menschen aus Kirchengemeinden, Stadt, Diakonie, bürgerschaftlichen Initiativen, Geschäftsleben und Kultur an. Die 20 Mitglieder des Steuerungskreises sind inzwischen zu einem tatkräftigen Team zusammengewachsen. Die Initiative zur Vesperkirche ging von der St.-Georgs-Kirchengemeinde aus, deren Pfarrer Hansjörg Federmann die Vesperkirche in Bielefeld und Gütersloh kennengelernt hatte.
Alle Infos zum Kennenlernen, Mitmachen und Spenden gibt es unter VESPERKIRCHE.
Hintergrund
Die erste Vesperkirche fand 1995 in Stuttgart statt. „Vesper“ bedeutet im Schwäbischen eine einfache Mahlzeit. In aller Regel wird die Vesperkirche im Winter durchgeführt. Kirchengemeinden übernehmen hier sichtbar soziale Verantwortung und setzen ein Zeichen für Verbundenheit. Seitdem hat sich die Vesperkirchen-Idee in Süddeutschland weit verbreitet und fasst auch in anderen Regionen Fuß. Mehr als 70 meist evangelische Kirchengemeinden führen in Deutschland eine Vesperkirche durch. Mit den Vesperkirchen in Bielefeld, Gütersloh und im Kirchenkreis Niederberg (Velbert) steht das Hattinger Team im Erfahrungsaustausch. Die Hattinger Vesperkirche ist die erste im Ruhrgebiet.
Glückwunsch zu diesem (nicht nur Gestühl) umwälzenden Projekt!
Wenn man sich einmal den zu erwartenden Geräuschpegel einer solchen Veranstaltung vorab vorstellt (und ich freue mich auf solche vielfältigen Geräusche in solch einer historischen Architektur), dann scheint doch die notwendig zu stellende Frage zu sein: Warum öffnen sich unsere Kirchen nicht täglich für freundliche Gespräche an einem runden Tisch – mit etwas Kuchen und einem Klingelbeutel für die Kaffeekasse? Muss ein Kirchenraum immer das Image einer kalten ungeheizten Gruft haben, nicht aber die Wärme eines gesprächsoffenen Treffpunktes?