Klassik trifft Jazz: Gershwin im Forstmanns – und plötzlich swingt der Konzertflügel

Duo Pianosax im Forstmanns © ruhrkanalNEWS (Foto: Holger Grosz)

Hattingen – Freitagabend, 12. Dezember, Forstmanns, ausverkauft. Draußen Dezemberkälte – drinnen diese angenehme Ruhe, die man nur hat, wenn alle im Raum spüren: Heute passiert was. Auf der Bühne kein großes Setup, kein Drumset, kein Bass, keine „Band“ im klassischen Sinn. Nur zwei Musiker. Und genau das ist der Trick.

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Das Duo PianoSax – Jürgen Bebenroth am Saxophon und Martin Lelgemann am Piano – hatte sich einen ausgesucht, der sich ohnehin nie an Grenzen gehalten hat: George Gershwin, der Grenzgänger zwischen Konzertsaal und Jazzclub. Das Programm trug sinngemäß genau diese Idee in sich: „Klassik meets Jazz“. Und es war nicht einfach ein „Best-of“, das man brav runterspielt – sondern eine Reise.

Von der Klassik in den Jazz – Takt für Takt

Es begann klassisch, fast wie ein Versprechen: Wir nehmen euch an die Hand. Und dann – ganz langsam – schob sich der Abend Note für Note näher an den Jazz heran. Nicht als harter Stilbruch, sondern wie ein Farbverlauf: erst klare Linien, dann mehr Luft zwischen den Akkorden, mehr Reibung, mehr Freiheit. Und trotzdem: immer wieder dieses Wiedererkennen, diese musikalische Geborgenheit, wenn ein Thema auftaucht, das man kennt.

Duo Pianosax im Forstmanns © ruhrkanalNEWS (Fotos: Holger Grosz)

Alle Stücke stammten aus Gershwins Feder, aber das Entscheidende passierte in der Bearbeitung: Martin Lelgemann machte daraus keinen Museums-Gershwin, sondern einen freien Gershwin, der sich aus dem Original löst – und genau im richtigen Moment wieder dorthin zurückkehrt. Das Publikum konnte sich fallen lassen, weil es stets einen roten Faden gab.

„Da fehlt doch was!“ – Nein. Da fehlt gar nichts.

Wer bei „Duo“ automatisch denkt: Wo ist denn der Bass? Wo ist der Groove?, wurde schnell eines Besseren belehrt. Ich musste dabei an eine alte Erkenntnis denken: The Doors hatten auch keinen Bassisten – Ray Manzarek hat das mit links gelöst. Und genau dieses Prinzip passierte hier live: Die linke Hand von Lelgemann lieferte den Bass-Groove, so überzeugend und so satt, dass man nicht eine Sekunde das Gefühl hatte, es würde etwas fehlen.

Dazu dieser grandiose Konzertflügelsound – warm, groß, tragend – und darüber das Saxophon, das nicht nur „Melodie“ spielt, sondern erzählt: mal elegant, mal rau, mal schmeichelnd, mal kantig. Die beiden wirkten wie ein Team, das sich nicht nur kennt, sondern einander vorausdenkt. Als würden sie im Kopf immer schon einen Takt weiter sein – und genau deshalb wirkt es so leicht.

Ein Moment, der hängen bleibt: das Summen im Solo

In längeren Piano-Solo-Passagen gab es etwas, das manchen vielleicht irritiert, andere sofort lieben: Lelgemann summte, sang, gab Töne von sich, ganz organisch, mitten im Spiel. Wer das „Köln Concert“-Gefühl kennt, weiß sofort, was gemeint ist – und ja, auch diese Erinnerung an Paul Bley blitzte auf. Das war nicht Show, das war kein Gag. Eher ein Zeichen dafür, wie tief jemand in der Musik drin ist, wenn der Körper einfach mitredet.

Gershwin-Klassiker – frisch aufgeschlagen

Im Kern drehte sich alles um Gershwin-Klassiker, die das Duo originell und mit eigener Handschrift auf die Bühne brachte – unter anderem:

  • Summertime
  • It’s Wonderful
  • I Got Rhythm
  • A Foggy Day
  • It Ain’t Necessarily So

Und über allem schwebte diese eine Idee, die Gershwin so besonders macht: diese Brücke zwischen Klassik und Jazz, wie man sie zum Beispiel in der „Rhapsody in Blue“ so ikonisch wiederfindet.

Ein schöner Abend? Nein – ein tiefer Abend.

Ich berichte hier bewusst nur von der ersten Hälfte – und trotzdem reicht das schon für ein klares Fazit: Das war nicht „nett“, nicht „kann man machen“, nicht „gehobene Hintergrundmusik“. Das war ein niveauvolles Konzert, das sich gelohnt hat – und das Publikum wusste das auch. Man hat es gespürt: in der Stille zwischen den Tönen, in der Konzentration, im Applaus, der nicht höflich war, sondern ehrlich.

Und ganz ehrlich: Man muss kein Jazz-Nerd sein, um so einen Abend zu feiern. Es reicht, wenn man zuhören kann. Gershwin macht einem den Einstieg leicht – und dieses Duo macht daraus etwas, das bleibt.

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