Klangteppiche aus Holz und Saiten – Roosmarijn Tuenter im Forstmanns

Roosmarijn Tuenter im Forstmanns © ruhrkanalNEWS (Foto: Holger Grosz)

Hattingen – Im Forstmanns war es einer dieser Abende, an denen man nach den ersten Tönen unwillkürlich leiser wird. Auf der kleinen Bühne: eine Bratsche, eine Gitarre, eine Ukulele, ein paar Klöppel – und Roosmarijn Tuenter. Mehr braucht die Musikerin aus Arnheim nicht, um einen ganzen Raum in Bewegung zu versetzen.

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Roosmarijn spielt „fast alles, was aus Holz gebaut wurde und Saiten hat“. Das kann man so sagen – wäre aber viel zu kurz gegriffen. Denn im Zentrum steht ihre Bratsche, etwas größer und tiefer gestimmt als eine Geige, mit diesem warmen, dunklen Klang, der sofort unter die Haut geht. Sie streicht klassisch mit dem Bogen, zupft die Saiten im Pizzicato – und geht dann weit darüber hinaus.

Statt sich an Orchesterrollen zu halten, experimentiert sie: Sie schlägt die Saiten mit Klöppeln an, wie man sie vom Hackbrett kennt, lässt Töne stehen, reibt, kratzt, schichtet. Mit einer Loopstation nimmt sie einzelne Motive auf, legt sie übereinander, verdichtet und erweitert sie – nicht als technische Spielerei, sondern um einen dichten, lebendigen Klangteppich zu weben. Manchmal erinnert das in seiner Tiefe und Weite an frühe Pink-Floyd-Sounds vom Synthesizer – nur dass hier alles analog entsteht, direkt vor den Augen und Ohren des Publikums.

Über diesen sich langsam aufbauenden Sound legt Roosmarijn ihre Stimme. Mal lässt sie sich von den Klängen tragen, mal übernimmt sie klar die Führung, mal verschmilzt sie fast mit den Schichten aus Bratsche, Bassfiguren und rhythmischen Patterns. Dann wieder greift sie zur Gitarre oder zur Ukulele und schlägt eine ganz andere Stimmung an – intimer, liedhafter, näher an der klassischen Singer-Songwriter-Tradition.

In Schubladen passt das alles nicht. Folk? Art-Pop? Kammermusik? Experimentell? Ja – und nein. Roosmarijn bewegt sich irgendwo dazwischen, nimmt sich aus allen Welten, was sie braucht, und formt daraus ihre eigene Sprache. Wer versucht, das zu kategorisieren, verpasst den Moment. Man muss sich darauf einlassen und es einfach erleben.

Dass dahinter keine spontane Spielerei, sondern ein klarer künstlerischer Weg steckt, zeigt ein Blick auf ihre aktuelle Arbeit: Fünf Jahre nach ihrer EP „Inside Out“ hat Roosmarijn im November ihr Debütalbum „Wide Open Space“ veröffentlicht. Darin erzählt sie in vielen Schichten vom Erwachsenwerden, von Aufbrüchen, vom Ringen mit sich selbst und der Suche nach einem offenen, weiten inneren Raum. Naturbilder ziehen sich wie ein roter Faden durch die Stücke – nicht nur als idyllische Kulisse, sondern auch in ihren raueren, widersprüchlichen Seiten.

Musikalisch mischt sie auf dem Album akustische Gitarren, Streicher und Kontrabass mit elektronischen Farben, hallenden Drums und feinen Synth-Flächen. Ihre Stimme taucht mehrfach übereinander gelegt auf, mal ganz nah, mal wie aus der Ferne – ähnlich wie im Forstmanns, wo sie mit Loops und mehrstimmigen Vocals den Raum füllt.

Roosmarijn Tuenter im Forstmanns © ruhrkanalNEWS (Fotos: Holger Grosz)

Roosmarijn ist längst nicht mehr nur Geheimtipp: In den Niederlanden gibt es inzwischen eine neue Talentshow speziell für „unplugged“ auftretende Musiker, und dort hat sie kräftig abgeräumt. Von Arnheim aus hat sie sich Bühnen in den Niederlanden, Deutschland, Österreich, Island, Großbritannien, Schweden, Norwegen und Frankreich erobert – jetzt also auch Hattingen.

Im Forstmanns mischte sie eigene Stücke mit sorgfältig ausgewählten Coverversionen. Als sie ein Lied von Kate Bush interpretierte, wurde deutlich, wie gut diese Verbindung passt: die Offenheit für große Bögen, die atmosphärische Dichte, die Lust am Ausloten von Grenzen – und gleichzeitig eine große melodische Direktheit, die das Publikum sofort erreicht.

Das Konzert war als Hutkonzert angelegt, der Saal eher mäßig gefüllt. Ein Umstand, der an der Qualität des Abends nichts änderte, aber einen leisen Kommentar zur Kulturrealität im Alltag zulässt. Solche besonderen Momente finden oft abseits der großen Bühnen und Schlagzeilen statt. Umso mehr bleibt zu hoffen, dass der Hut am Ende gut gefüllt war – verdient hätte Roosmarijn es allemal.

Wer an diesem Abend im Forstmanns dabei war, konnte erleben, wie eine einzelne Künstlerin mit einem Streichinstrument und ein paar Holzinstrumenten einen ganzen Raum in einen „Wide Open Space“ verwandelt. Kein großes Show-Spektakel, kein Bombast – sondern eine großartige Musikerin, die mit Bratsche, Stimme und Mut zum eigenen Weg zeigt, wie weit Musik tragen kann.

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