Hattingen – Ganz schön ekelig, wenn einem so ein Käfer über die Hand krabbelt. Eine ganze Käferinvasion kann einem schon den kalten Schauer über den Rücken laufen lassen. Natürlich gibt es da Ausnahmen, der allseits beliebte Marienkäfer, der Glücksbringer, bevorzugt aus Schokolade oder der Maikäfer, der den Frühling begrüßt, erfreut die meisten Menschen.
Wer dieses Gefühl zwischen Neugier und Schaudern mag oder sich einfach für Kunst interessiert, der wird mit der neuen Ausstellung „Käfer und Co– Kunstfeinkost“ genüsslich bedient.
Die Bildhauerin Petra Pfaff hat über 70 Käfer in den beiden großen Schaufenstern des Wachszinshauses am St. Georgskirchplatz installiert. Gerne bleiben die Menschen davor stehen, Touristen ebenso wie Hattinger, endlich tut sich wieder was am Kirchplatz und auch die Gastronomen dürfen wieder öffnen.
Ausstellungseröffnung als Videobeitrag
Petra Pfaff aus Agathaberg im Bergischen ist vor allem Holzbildhauerin. Für die Arbeit braucht man neben Kreativität, Körperkraft und handwerkliches Geschick. Das vermutet man zunächst gar nicht, wenn man die zierliche elegante Frau sieht, dass sie mit unendlicher Geduld und Kraft dem Holz zu Leibe rückt. Für Laien ist ein Baumstamm nur ein großes Stück Holz und ein altes abgeschabtes, in Teilen morsch gewordenes Brett zu nichts mehr Nutze, eben Abfall.
Petra Pfaff aber sieht in all dem ein Kunstwerk, dass hervorgeholt werden muss. Nun ist sie nicht das, was man sich unter der klassischen Holzbildhauerin vorstellt. Sie sägt und schlägt nicht aus einem dicken Baumstamm eine menschliche Figur, sie will das Wesen des Holzes selbst ans Licht bringen. Sie beobachtet und sammelt was ihr die Umwelt anbietet. Das können halb verwitterte Baumstämme sein, die sie solange bearbeitet, bis das Skelett des Baumes übrig bleibt, das können Überreste von zerstörten Klavieren sein, aus denen sie große Holzreliefs entstehen lässt oder schon zerborstene, angebrannte Bretter, immer handelt es sich um Holz in seinen verschiedenen Erscheinungsformen.
So sind die schwarz-weißen Krabbeltiere in den Schaufenstern aus Holzmehl gegossen, die Ursprungsform des Käfers aber wurde von der Künstlerin entworfen und mit Säge, Feile und Schleifpapier aus dem Holz heraus geholt. Auch das Papier, auf dem sie krabbeln ist Holzfaser, selbst geschöpftes Büttenpapier.
Petra Pfaffs Arbeiten sind Arrangements, die zeigen, was Holz sein kann, selbst der Bilderrahmen ist Teil des Kunstobjekts.
Der Betrachter vor dem Schaufenster sieht zunächst die vielen Käfer und folgt ihnen und seinen eigenen Erfahrungen mit der Insektenwelt mit freudig schaurigem Erinnern. Erst beim zweiten Hinsehen wird die Kunstinstallation sichtbar und die über 200 Jahre alte Eichenbohle, die die Bildhauerin in tagelanger Arbeit mit Bohrer und Schleifpapier und Margarine, damit die Bohrmaschine sich nicht fest frisst – bearbeitet hat, wird als Teil des Ganzen wahrgenommen.
Besichtigungstermine im Schauraum Wachszinshaus können unter Beachtung der bekannten Corona-Vorschriften unter www.schauraum-wachszinshaus.com oder unter Tel.: 0173 9024609 vereinbart werden.