Hattingen- Die Luft riecht nach frischer Farbe, Kartons stehen offen, Leinwände lehnen an den Wänden – ein scheinbares Chaos, das doch einer bewussten Ordnung folgt. Es ist ein seltener Einblick, den das Stadtmuseum Blankenstein dieses Mal gewährt: Noch bevor die Ausstellung ‚LICHTECHT II – Malerische Prozesse‘ von Ines Hock offiziell eröffnet wird (4. April 2025, 19 Uhr), durften Journalisten einen Blick hinter die Kulissen werfen. Zwischen halb gehängten Bildern, neu entdeckten Perspektiven und kreativen Umwegen wurde eines deutlich: Hier ist Kunst in Bewegung, nicht statisch, sondern im Entstehen begriffen.
Die Kunst des Hängens – eine Suche nach Balance
„Man hat einen Grundriss, denkt sich ein Konzept aus, überlegt, wie die Bilder hängen könnten – und dann kommt man hierher und plötzlich ist alles anders“, erzählt Ines Hock mit einem Lächeln. Es ist ein Prozess, der sich durch ihr gesamtes Schaffen zieht: kein starrer Plan, sondern ein lebendiges Entwickeln. Manche Bilder haben ihren Platz bereits gefunden, bei anderen fehlt noch der Nagel, wieder andere sind noch verpackt oder werden spontan verschoben. „Diese Suche ist spannend, sie gehört dazu“, sagt die Künstlerin. Und genau dieser Ansatz spiegelt sich auch in ihren Werken wider: Nichts ist festgelegt, alles ist im Fluss.
Ines Hock in Blankenstein (Foto: Holger Grosz)
Wenn Farbe zu Licht wird
Ines Hocks Arbeiten wirken auf den ersten Blick schlicht: große Flächen, klare Farbkompositionen. Doch wer sich darauf einlässt, entdeckt eine völlig andere Dimension. „Oberflächlich sieht man vielleicht fünf gleich große, einfarbige Bilder. Doch wenn man genau hinschaut, sind sie nicht monochrom“, erklärt sie. Feine Linien, subtile Farbverläufe – das Auge muss sich einlassen, um die Tiefe zu erfassen. Ihre Kunst lebt von Schichtungen, von Farbnuancen, die erst durch Licht zum Leben erweckt werden. „Ohne Licht gibt es keine Farbe“, betont Hock. Und genau das macht ihre Werke so besonders: Sie sind nicht einfach nur Gemälde, sondern Interaktionen mit ihrer Umgebung. Je nach Tageszeit, Lichteinfall und Perspektive verändern sie sich – eine Einladung, die Bilder immer wieder neu zu entdecken.
Ein Spiel mit Wahrnehmung
Doch nicht nur Farbe, auch Materialität spielt eine entscheidende Rolle. In einer ihrer Arbeiten schimmern kleine, farbige Flächen im Gegenlicht wie glänzende Keramikfliesen – eine völlig neue Wahrnehmung, die erst durch die Lichtreflexion entsteht. Auch ihre Zeichnungen folgen diesem Prinzip: „Nachts sind alle Katzen grau“, heißt es – doch nicht bei Ines Hock. Sie schafft es, Farbe selbst in scheinbar grauen Zeichnungen sichtbar zu machen. Mit speziellen Stiften, wie sie noch von Architekten genutzt werden, entstehen feine Abstufungen zwischen warmem und kaltem Schwarz – Schattierungen, die erst durch genaues Hinsehen ihre volle Wirkung entfalten.
Kunstwerk von Ines Hock (Foto: Holger Grosz)
Kunst als meditativer Prozess
Die Ausstellung im Stadtmuseum Blankenstein ist nicht nur eine Werkschau, sondern auch eine Einladung zum Innehalten. „Meine Arbeit ist meditativ, und genauso sollte auch der Betrachter an sie herangehen“, sagt Hock. Wer sich darauf einlässt, wird mit einer neuen Seherfahrung belohnt. Denn was heute bei Sonnenschein in kräftigem Blau leuchtet, erscheint bei diffusem Licht vielleicht ganz anders. „Die Werke kommunizieren untereinander – und sie tun es je nach Lichtstimmung anders“, beschreibt sie die Dynamik ihrer Bilder im Raum.
Ein Dank an das Stadtmuseum
Zum Abschluss richtet die Künstlerin noch einen besonderen Dank an das Team des Stadtmuseums. „Es ist so schön zu sehen, wie meine Werke hier miteinander und mit dem Raum interagieren. Die Ausstellung ist anders geworden als geplant – aber besser“, sagt sie. Und genau darin liegt die Essenz ihrer Kunst: im Zulassen von Veränderungen, im Dialog mit dem Raum und im Vertrauen darauf, dass Kunst sich im richtigen Licht von selbst entfaltet.
Einladung zur Eröffnung
Die Ausstellung ‚LICHTECHT II – Malerische Prozesse‘ wird am Freitag, den 4. April 2025 um 19 Uhr im Stadtmuseum Blankenstein eröffnet. Sie ist bis zum 9. Juni 2025 zu sehen. Begleitend finden verschiedene Workshops statt, die sich thematisch mit der Ausstellung befassen. Weitere Informationen gibt es im Veranstaltungskalender des Stadtmuseums Hattingen.