Hattingen– Das Hattinger Altstadtfest 2025 hat seinen ersten Tag (30. Mai 2025) hinter sich und bot den Besuchern eine Bandbreite an Eindrücken, die von ausgelassener Stimmung bis hin zu deutlicher Kritik reichten. Während einige Auftritte überzeugen konnten, offenbarten sich an anderer Stelle Schwächen, die Fragen nach der generellen Ausrichtung des Festes aufwerfen.
Der Start am Bunker mit The Turnshues war solide, aber kaum begeisternd. Rund 200 Zuhörer lauschten der Band, deren Performance von einem Besucher mit dem lakonischen Kommentar „Ich habe schon schlechtere Bands da gesehen“ bedacht wurde. Ein bescheidener Anfang, der wenig Begeisterungsstürme entfachte.
Deutlich positiver gestaltete sich der Auftritt der Sean Athens Band auf dem Kirchplatz. Mit „sehr guten Musikern“ und einer „guten Songauswahl“ aus den Top 40 der letzten 40 Jahre boten sie eine überzeugende Darbietung, die das Publikum sichtlich genoss. Auch Dorman Akustics im Kleinen Café mit Gitarre und Percussion trugen zur guten Stimmung bei. Ein enthusiastischer Besucher brachte es auf den Punkt: „Fuck – so geht Altstadtfest! Sehr gute Stimmung. Gute Musik. Nicht zu laut. Unterhalten war möglich.“ Hier zeigte sich, was das Altstadtfest leisten kann.
Slideshow mit Fotos vom Altstadtfest am Freitag © RuhrkanalNEWS Holger Grosz
Doch der Schein trügt. Insbesondere die Darbietung der Rock Classik Allstars sorgte für Kopfschütteln nicht nur bei vielen Hattinger Musikern. „Alle aktiven Hattinger Musiker mit denen ich sprach finden keine Worte und schütteln nur noch mit dem Kopf“, hieß es. Die „alternden Rockstars“, die „ihre eigene Oldieband repräsentieren“, wurden scharf kritisiert. Ihre Performance sei ein reiner Showact, der „nichts mit Musik zu tun“ habe und bei dem die Akteure die gleichen einstudierten Posen wie im Vorjahr zeigten. Eine traurige Bestandsaufnahme für ein Musikfest.
Interessant war die Beobachtung, dass sich die Jugend vorrangig in den „verzehrzwangfreien Zonen“ sammelte. Der Brunnenbereich im vorderen Teil des Untermarktes sowie die Bänke am Stadttor beim Reschop im kleinen Park waren nach Schließung des Kunsthandwerkermarktes Hotspots für junge Leute. Dies lässt vermuten, dass die kommerziellen Bereiche des Festes nicht die erste Anlaufstelle für diese Altersgruppe sind.
Ein bunter Start ins Altstadtfest © RuhrkanalNEWS Holger Grosz
Das Krämersdorf funktionierte zwar insgesamt gut, doch die dortige „Bühne als eine Frechheit“ zu bezeichnen, ist kaum übertrieben, „besonders wenn sie als Stage tituliert wird.“ Eine Bezeichnung, die den Anspruch einer echten Bühne vermissen lässt. Der Untermarkt, als „Piazza nur auf Deutsch“ deklariert, verfehlte zudem sein Ziel, italienisches Flair und passende Speisen zu bieten. Lediglich im „Bermudadreieck“ wurde ausgelassen gefeiert, offenbar begünstigt durch den schnellsten Biernachschub.
Die Polizei meldete um 20:30 Uhr noch „alles ruhig. Noch.“ Die Beamten blieben aufgrund der warmen Temperaturen und des damit verbundenen erhöhten Alkoholkonsums nur „vorsichtig optimistisch“: „Wir hoffen das Beste.“
Besonders pikant war die Eröffnungsrede von Bürgermeister Dirk Glaser (parteilos) und Stadtmarketingchef Georg Hartmann, der gleichzeitig auch der Veranstalter des Festes ist. Die dreimalige Betonung, es gehe beim Altstadtfest nicht um Musik, sondern um das „sich Treffen und miteinander Reden“, mutet angesichts der teilweise hohen Lautstärke geradezu zynisch an. Die ironische Bemerkung aus dem Publikum „Irgendwie haben die gelesen, was wir geschrieben haben“ deutet auf eine gewisse Distanz zwischen den Organisatoren und der Realität des Festes hin.
Ein Lichtblick war die Entwicklung von Akki Löbbecke und seiner Band Silly Souls of Music. Hier zeigte sich, dass auch mit einer immer gleichen Songlist jedes Konzert „immer ein anderes Konzert“ sein kann, „weil immer andere Musiker mit dabei sind.“ Akki habe erkannt, dass sich sein früheres Projekt Duo Taktlos „totgelaufen“ hatte und Silly Souls of Music sei eine gelungene Weiterentwicklung, die seine bekannten Songs auf ansprechendere Weise präsentiere. Ein Beispiel dafür, wie musikalische Qualität und Innovation das Fest bereichern können.
Der erste Tag des Hattinger Altstadtfestes bot somit eine große qualitative Bandbreite. Während einige Darbietungen das Potenzial des Festes aufzeigten und das Miteinander trotz allem stattfand, offenbarten sich auch deutliche Schwächen in der musikalischen Qualität und der generellen Konzeption. Das Fest läuft noch bis Sonntag. Bleibt zu hoffen, dass die verbleibenden Tage mehr positive Schlagzeilen schreiben.
Mit großer Lautstärke lockt alljährlich das Altstadtfest zahlreiche Besucher an und beschert, mit 90.000 € vom Stadtmarketing unterstützt, den Getränkeherstellern einen satten Umsatz. Schade eigentlich, dass die Stadt sich sonst sehr unfreundlich gegenüber Musikern aufführt. Wenn ich oder andere mit einem Mini-Lautsprecher an anderen Tagen des Jahres in der Fußgängerzone sitze, bedroht mich das Ordnungsamt mit einer Geldstrafe. Die Stadt würde ihren Slogan „Nett hier“ eher verdienen, wenn man zumindest angereisten Musikern einen kleinen Musik-Pavilion am Untermarkt anböte. Der würde bestimmt keine 90.000 € verschlingen.
Jo! Kann ich nur zustimmen!
Ach, typisch Deutsch? So ein toller Abend überall und wieder wird gemeckert. Allstars zu alt,zu kommerziell? Dafür war das Publikum aber trotzdem begeistert. da zu laut, Jugend sucht sich Zonen ohne teuren Alkoholausschank. Ja und, das war doch schon immer so. Die Jugend war auf jeden Fall da und hat friedlich gefeiert. Also kriegt Euch wieder ein. Jedes Jahr das gleiche Gemaule.
Interessant ist doch warum Akki Löbbecke und vorher Wolf Codera den besten Slot des Tages bekommen….
Compliance ist anscheinend beim Stadtmarketing noch nicht angekommen.
Schade. Es gibt ausreichend talentierte Musiker in und um Hattingen herum.
Manches Konzept mag bald genauso überholt sein, wie dass Wirken des Duos Hartmann / Gläser in manchem Bereich……
Super, waren gestern wieder auf dem Altstadtfest. Mann kann ja nicht überall sein aber was wir gesehen haben war super. Am Bunker war die ACDC Coverband . Sehr gut . Leider mit etwas Regen. Zum Schluss noch im Mexx einen Absacker und um 24 Uhr war für uns schluss. Sind extra aus Oberhausen angereist und kommen nächstes Jahr wieder.