FLOCKEN IN ENNEPETAL – UNTERSUCHUNG AUF PCB

So sahen die PCB Flocken im Januar 2020 aus (Archivbild: Ennepe-Ruhr-Kreis / UVK)

Ennepetal- Flockenfunde im Ennepetaler Gewerbegebiet Oelkinghausen und im Ortsteil Büttenberg beschäftigen gerade – wieder einmal – das Umweltamt des Ennepe-Ruhr-Kreises. Sowohl Ende letzter Woche als auch am gestrigen Montag und heutigen Dienstag haben Bürger die Behörden auf den Niederschlag von weißen Flocken hingewiesen. Das gesammelte Material wurde dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) von der Kreisverwaltung übergeben. Es soll auf PCB untersucht werden.

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„Der letzte Fund von mit PCB belasteten Flocken datiert aus Januar und damit auf die Zeit vor dem Einbau neuer Technik bei biw. Dennoch haben wir das LANUV natürlich gebeten, die Proben mit hoher Dringlichkeit und schnellstmöglich zu untersuchen. Es gilt die Ergebnisse abzuwarten“, macht Wolfgang Flender, Abteilungseiter Umwelt im Schwelmer Kreishaus deutlich.

Dafür spreche auch Folgendes: Zum einen haben die Analysen von Flockenniederschlägen in den letzten Monaten in keinem Fall einen Zusammenhang mit der Silikonproduktion bei der Firma biw ergeben. Zum anderen konnte die Kreisverwaltung bei zwischenzeitlich mehrfach – und unangemeldet – durchgeführten Kontrollen im Unternehmen keine Anhaltspunkte dafür finden, dass PCB Partikel den Weg in die Umwelt gefunden haben.

Unabhängig davon sind sowohl Landrat Olaf Schade wie auch Bürgermeisterin Imke Heymann allen Bürgern, die Hinweise auf Flocken liefern, dankbar. Gleichzeitig versprechen die Verwaltungsleitungen in der Sache am Ball zu bleiben und auch zukünftig zeitnah zu informieren.

Dazu zählen natürlich auch Einzelheiten über die seit einigen Monaten laufenden PCB-Immissionsmessungen im Umfeld des Gewerbegebietes. „Hier gilt allerdings: Belastbare Ergebnisse, wie viel PCB in der Luft vorkommt, liegen frühestens nach sechs Monaten vor. Einzelne Monatswerte erlauben keinen Rückschluss auf das Jahresmittel beziehungsweise die im Falle von PCB bedeutsame langfristige Belastung“, betont Flender.

Im Kreishaus rechnet man Anfang November mit dem entsprechenden Bericht des LANUV. Zu diesem Zeitpunkt sollen auch die Resultate der zweiten Untersuchung von Grünkohl vorliegen. Die Pflanze gilt aufgrund ihrer Blattoberfläche als hervorragender Bioindikator und war an mehreren Standorten aufgestellt worden.

Für die Mitte Mai coronabedingt verschobenen Blutuntersuchungen gibt es inzwischen auch einen neuen zeitlichen Fahrplan. Nach Angaben der Kreisverwaltung läuft derzeit noch die für die Vergabe notwendige europaweite Ausschreibung. Abgeschlossen sein sollen die Untersuchungen Stand heute Ende März nächsten Jahres.

„Natürlich ist das mit Blick auf den ehemals genannten Zeitplan eine erhebliche Verzögerung. Die pandemiebedingte Arbeitsbelastung der Mitarbeiter des Fachbereiches Soziales und Gesundheit hat den Spielraum für die notwendigen Vorarbeiten allerdings sehr stark eingeschränkt“, berichtet Fachbereichsleiterin Astrid Hinterthür.

Trotz der nach wie andauernden Pandemie wird derzeit über eine europaweite Ausschreibung nach einem Dienstleister und einem Labor gesucht. Nach erforderlichen Vorarbeiten – wie zum Beispiel Vorbereiten der Fragebögen, Erstellen des Informationsschreibens und der Öffentlichkeitsarbeit – sollen die Blutabnahmen und die Analyse durchgeführt werden. Wie das Verfahren im Detail abläuft, darüber wird der beauftragte Dienstleister in Zusammenarbeit mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis so zeitnah wie möglich informieren.

„Die Durchführung eines Human-Biomonitoring in Corona-Zeiten stellt uns noch einmal vor größere Herausforderungen. Schließlich rechnen wir mit über 1.000 Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen, denen Blut abgenommen werden soll. Um ein mögliches Infektionsrisiko mit Corona zu vermeiden, benötigen wir ein Konzept ohne lange Warteschlangen und Menschenansammlungen“, so Hinterthür.

PCB 47, 51 und 68

Ausgangspunkt für ein landesweites Untersuchungsprogramm war der Fund von PCB in Ennepetal. Im Zuge der Ursachenforschung und -ermittlung war hier klargeworden: Im Fokus steht ein Stoff, den das Unternehmen biw im Rahmen seiner Produktion einsetzt. Ein so genannter Vernetzer enthält Chlor und führt im Produktionsprozess unbeabsichtigt dazu, dass PCB 47, 51 und 68 entstehen, in die Umwelt gelangen und die Gesundheit der Bürger gefährden können.

Diese Erkenntnis rückte ähnlich produzierende Firmen – unter anderem SICO in Witten – in den Fokus der Behörden. Aufgrund der festgestellten PCB Belastungen gelten sowohl in Ennepetal als auch in Witten Verzehrwarnungen für Obst und Gemüse.